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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831.

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Gewicht der Bergwerksseile.

Das Treibseil trägt:

Den leeren schmundigen Treibsack für 9 Laufpaaren sammt der Schurzkette     66 Lb.
Die Ladung mit 9 Laufpaaren, dem Mittel nach a 100 Lb     900 --
Hiezu kommt noch für die Spannung des Seiles am obern Ende dessen ganzes
Gewicht mit 176mal 10 Lb     1760 --
Demnach ist die Gesammtlast     2726 Lb,
wofür wir die runde Zahl von 2700 annehmen.

Auf grösseren Tiefen bis zu 190 Lachtern bedient man sich eines Klobenseiles,
welches eben so wie das Treibseil aus 3 grossen Litzen, deren jede aus 4 kleinern zu-
sammengesetzt ist, besteht. Jede Litze hat bei dem Treibseile 16 Fäden, bei dem Klo-
benseile aber 25 Fäden. Obwohl das letztere mehr Fäden zählt, so hat es doch bloss
13/4 Zoll im Durchmesser und es wiegt eine Lachter nur 6 Lb, da es aus feinerm Hanfe gespon-
nen, und mit mehr Fleiss gearbeitet ist. Bei dem Gebrauche desselben werden nur 6 Zent-
ner in den Treibsack geladen; demnach beträgt die grösste Belastung des Klobenseiles:

Der Treibsack für 6 Laufpaaren mit     57 Lb.
Die Last von 6 Laufpaaren     600 --
und das Gewicht des Seiles bei der grössten Tiefe von 190 Lachtern zu 6 Lb     1140 --
also zusammen     1796 Lb,

wofür wir 1800 Lb annehmen können.

Beide Gattungen Seile, so wie überhaupt alle Bergwerksseile, haben eine durch-
aus gleiche Stärke
, weil alle Fäden, woraus dieselben bestehen, durch die ganze
Länge derselben laufen und eine durchaus gleiche Drehung erhalten müssen.

Wird nun bei dem Treibseile die grösste Belastung von 2700 Lb mit dem Gewichte
von einer Lachter Seil (10 Lb) dividirt, so kommt auf 1 Lb Treibseil 270 Lb Last. Bei
dem bessern Klobenseile hingegen kommt auf 1 Lb Seil [Formel 1] = 300 Lb Last. Die Be-
rechnung, wie viel diese Seile bei jeder Tiefe tragen können, wird sich demnach auf
folgende Weise ergeben:

Wenn wir das Gewicht des Treibsackes oder der Tonne = T, die Last in demselben
= Q, die Tiefe des Schachtes oder Länge des Seiles in Lachtern = L und das Gewicht
einer Lachter von diesem Seile = G setzen, so ist die ganze Last, welche die oberste
Lachter des Seiles zu tragen hat, = Q + T + L . G. Wir haben also die Proportion: Die
Belastung von 2700 Lb fordert ein Treibseil, dessen Lachter 10 Lb wiegt; es wird daher
die Belastung von Q + T + L . G ein Seil fordern, dessen Lachter das Gewicht G hat,
oder 2700 : 10 = Q + T + L . G : G, woraus G = [Formel 2] . Auf gleiche Art ist bei
dem Klobenseile das Gewicht von einer Seillachter g = [Formel 3] .

Aus diesen zwei Gleichungen lassen sich die Gewichte einer Seillachter für jeden
Fall bestimmen, und hieraus der Antrag auf die nöthige Stärke und das Gewicht des
Seiles machen.

Gewicht der Bergwerksseile.

Das Treibseil trägt:

Den leeren schmundigen Treibsack für 9 Laufpaaren sammt der Schurzkette     66 ℔.
Die Ladung mit 9 Laufpaaren, dem Mittel nach à 100 ℔     900 —
Hiezu kommt noch für die Spannung des Seiles am obern Ende dessen ganzes
Gewicht mit 176mal 10 ℔     1760 —
Demnach ist die Gesammtlast     2726 ℔,
wofür wir die runde Zahl von 2700 annehmen.

Auf grösseren Tiefen bis zu 190 Lachtern bedient man sich eines Klobenseiles,
welches eben so wie das Treibseil aus 3 grossen Litzen, deren jede aus 4 kleinern zu-
sammengesetzt ist, besteht. Jede Litze hat bei dem Treibseile 16 Fäden, bei dem Klo-
benseile aber 25 Fäden. Obwohl das letztere mehr Fäden zählt, so hat es doch bloss
1¾ Zoll im Durchmesser und es wiegt eine Lachter nur 6 ℔, da es aus feinerm Hanfe gespon-
nen, und mit mehr Fleiss gearbeitet ist. Bei dem Gebrauche desselben werden nur 6 Zent-
ner in den Treibsack geladen; demnach beträgt die grösste Belastung des Klobenseiles:

Der Treibsack für 6 Laufpaaren mit     57 ℔.
Die Last von 6 Laufpaaren     600 —
und das Gewicht des Seiles bei der grössten Tiefe von 190 Lachtern zu 6 ℔     1140 —
also zusammen     1796 ℔,

wofür wir 1800 ℔ annehmen können.

Beide Gattungen Seile, so wie überhaupt alle Bergwerksseile, haben eine durch-
aus gleiche Stärke
, weil alle Fäden, woraus dieselben bestehen, durch die ganze
Länge derselben laufen und eine durchaus gleiche Drehung erhalten müssen.

Wird nun bei dem Treibseile die grösste Belastung von 2700 ℔ mit dem Gewichte
von einer Lachter Seil (10 ℔) dividirt, so kommt auf 1 ℔ Treibseil 270 ℔ Last. Bei
dem bessern Klobenseile hingegen kommt auf 1 ℔ Seil [Formel 1] = 300 ℔ Last. Die Be-
rechnung, wie viel diese Seile bei jeder Tiefe tragen können, wird sich demnach auf
folgende Weise ergeben:

Wenn wir das Gewicht des Treibsackes oder der Tonne = T, die Last in demselben
= Q, die Tiefe des Schachtes oder Länge des Seiles in Lachtern = L und das Gewicht
einer Lachter von diesem Seile = G setzen, so ist die ganze Last, welche die oberste
Lachter des Seiles zu tragen hat, = Q + T + L . G. Wir haben also die Proportion: Die
Belastung von 2700 ℔ fordert ein Treibseil, dessen Lachter 10 ℔ wiegt; es wird daher
die Belastung von Q + T + L . G ein Seil fordern, dessen Lachter das Gewicht G hat,
oder 2700 : 10 = Q + T + L . G : G, woraus G = [Formel 2] . Auf gleiche Art ist bei
dem Klobenseile das Gewicht von einer Seillachter g = [Formel 3] .

Aus diesen zwei Gleichungen lassen sich die Gewichte einer Seillachter für jeden
Fall bestimmen, und hieraus der Antrag auf die nöthige Stärke und das Gewicht des
Seiles machen.

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[245/0275] Gewicht der Bergwerksseile. Das Treibseil trägt: Den leeren schmundigen Treibsack für 9 Laufpaaren sammt der Schurzkette 66 ℔. Die Ladung mit 9 Laufpaaren, dem Mittel nach à 100 ℔ 900 — Hiezu kommt noch für die Spannung des Seiles am obern Ende dessen ganzes Gewicht mit 176mal 10 ℔ 1760 — Demnach ist die Gesammtlast 2726 ℔, wofür wir die runde Zahl von 2700 annehmen. Auf grösseren Tiefen bis zu 190 Lachtern bedient man sich eines Klobenseiles, welches eben so wie das Treibseil aus 3 grossen Litzen, deren jede aus 4 kleinern zu- sammengesetzt ist, besteht. Jede Litze hat bei dem Treibseile 16 Fäden, bei dem Klo- benseile aber 25 Fäden. Obwohl das letztere mehr Fäden zählt, so hat es doch bloss 1¾ Zoll im Durchmesser und es wiegt eine Lachter nur 6 ℔, da es aus feinerm Hanfe gespon- nen, und mit mehr Fleiss gearbeitet ist. Bei dem Gebrauche desselben werden nur 6 Zent- ner in den Treibsack geladen; demnach beträgt die grösste Belastung des Klobenseiles: Der Treibsack für 6 Laufpaaren mit 57 ℔. Die Last von 6 Laufpaaren 600 — und das Gewicht des Seiles bei der grössten Tiefe von 190 Lachtern zu 6 ℔ 1140 — also zusammen 1796 ℔, wofür wir 1800 ℔ annehmen können. Beide Gattungen Seile, so wie überhaupt alle Bergwerksseile, haben eine durch- aus gleiche Stärke, weil alle Fäden, woraus dieselben bestehen, durch die ganze Länge derselben laufen und eine durchaus gleiche Drehung erhalten müssen. Wird nun bei dem Treibseile die grösste Belastung von 2700 ℔ mit dem Gewichte von einer Lachter Seil (10 ℔) dividirt, so kommt auf 1 ℔ Treibseil 270 ℔ Last. Bei dem bessern Klobenseile hingegen kommt auf 1 ℔ Seil [FORMEL] = 300 ℔ Last. Die Be- rechnung, wie viel diese Seile bei jeder Tiefe tragen können, wird sich demnach auf folgende Weise ergeben: Wenn wir das Gewicht des Treibsackes oder der Tonne = T, die Last in demselben = Q, die Tiefe des Schachtes oder Länge des Seiles in Lachtern = L und das Gewicht einer Lachter von diesem Seile = G setzen, so ist die ganze Last, welche die oberste Lachter des Seiles zu tragen hat, = Q + T + L . G. Wir haben also die Proportion: Die Belastung von 2700 ℔ fordert ein Treibseil, dessen Lachter 10 ℔ wiegt; es wird daher die Belastung von Q + T + L . G ein Seil fordern, dessen Lachter das Gewicht G hat, oder 2700 : 10 = Q + T + L . G : G, woraus G = [FORMEL]. Auf gleiche Art ist bei dem Klobenseile das Gewicht von einer Seillachter g = [FORMEL]. Aus diesen zwei Gleichungen lassen sich die Gewichte einer Seillachter für jeden Fall bestimmen, und hieraus der Antrag auf die nöthige Stärke und das Gewicht des Seiles machen.

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/275>, abgerufen am 18.04.2024.