Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite
de Iustitia et Iure.
von Begehung ähnlicher Verbrechen abgehalten werden;
so ergiebt sich hieraus eine doppelte Absicht, welche der
Gesezgeber bey Zufügung der Strafen haben
kann: erstens: um den Staat vor denen zu sichern,
welche schon Verbrechen begangen haben, und zwei-
tens
auch vor denen, von welchen etwas ähnliches
zu befürchten stehet. Soviel hier nur im Vorbey-
gehen von dem Zwecke der Strafen.

Zulezt bemerke ich noch, daß derjenige Theil
des Gesetzes, welcher das Uebel festsezt, so den Ueber-
treter desselben treffen soll, eigentlich Sanctio genen-
net wird 88), daher Strafgesetze bey den Alten leges
sanctac
89), auch sacratae 90) hiessen; es ist je-
doch sehr gewöhnlich, per synecdochen auch die Ge-
setze selbst Sanctiones zu nennen.


§. 6.
88) §. 10. I. de rer. divis. L. 41. D. de poenis. cicero
in Verr. IV. c. 66. et pro Balbo c. 14. ernesti in
Clavi Ciceron
. voc. Sanctio.
89) Siehe turnebus Adversar. Lib. IX. c. 6. ho-
tomannus
in Commentar. de verbis iuris in
voc. Sanctum. et brissonius de Verbor. iuris Si-
gnificat
. in voc. Sancta.
90) Diesen Nahmen erhielten in den ältesten Zeiten der
Römer insonderheit diejenigen Strafgesetze, welche die Clausul
enthielten: Quei aliter faxit, cum pecunia familiaque sa-
cer esto.
Daher sagt festus de verbor. significat.
Lib. XVII. sacratae leges sunt, quibus sanctum est,
ut, qui quid adversus eas fecerit, sacer alicui deorum
sit cum familia pecuniaque.
Man vergleiche Frid. plat-
neri
de legibus sacratis liber singularis.
Lipsiae
1751. 8.
de Iuſtitia et Iure.
von Begehung aͤhnlicher Verbrechen abgehalten werden;
ſo ergiebt ſich hieraus eine doppelte Abſicht, welche der
Geſezgeber bey Zufuͤgung der Strafen haben
kann: erſtens: um den Staat vor denen zu ſichern,
welche ſchon Verbrechen begangen haben, und zwei-
tens
auch vor denen, von welchen etwas aͤhnliches
zu befuͤrchten ſtehet. Soviel hier nur im Vorbey-
gehen von dem Zwecke der Strafen.

Zulezt bemerke ich noch, daß derjenige Theil
des Geſetzes, welcher das Uebel feſtſezt, ſo den Ueber-
treter deſſelben treffen ſoll, eigentlich Sanctio genen-
net wird 88), daher Strafgeſetze bey den Alten leges
ſanctac
89), auch ſacratae 90) hieſſen; es iſt je-
doch ſehr gewoͤhnlich, per ſynecdochen auch die Ge-
ſetze ſelbſt Sanctiones zu nennen.


§. 6.
88) §. 10. I. de rer. diviſ. L. 41. D. de poenis. cicero
in Verr. IV. c. 66. et pro Balbo c. 14. ernesti in
Clavi Ciceron
. voc. Sanctio.
89) Siehe turnebus Adverſar. Lib. IX. c. 6. ho-
tomannus
in Commentar. de verbis iuris in
voc. Sanctum. et brissonius de Verbor. iuris Si-
gnificat
. in voc. Sancta.
90) Dieſen Nahmen erhielten in den aͤlteſten Zeiten der
Roͤmer inſonderheit diejenigen Strafgeſetze, welche die Clauſul
enthielten: Quei aliter faxit, cum pecunia familiaque ſa-
cer eſto.
Daher ſagt festus de verbor. ſignificat.
Lib. XVII. sacratae leges ſunt, quibus ſanctum eſt,
ut, qui quid adverſus eas fecerit, ſacer alicui deorum
ſit cum familia pecuniaque.
Man vergleiche Frid. plat-
neri
de legibus ſacratis liber ſingularis.
Lipſiae
1751. 8.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <list>
              <item><pb facs="#f0083" n="63"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">de Iu&#x017F;titia et Iure.</hi></fw><lb/>
von Begehung a&#x0364;hnlicher Verbrechen abgehalten werden;<lb/>
&#x017F;o ergiebt &#x017F;ich hieraus eine doppelte Ab&#x017F;icht, welche der<lb/>
Ge&#x017F;ezgeber <hi rendition="#g">bey Zufu&#x0364;gung der Strafen</hi> haben<lb/>
kann: <hi rendition="#g">er&#x017F;tens</hi>: um den Staat vor denen zu &#x017F;ichern,<lb/>
welche &#x017F;chon Verbrechen begangen haben, und <hi rendition="#g">zwei-<lb/>
tens</hi> auch vor denen, von welchen etwas a&#x0364;hnliches<lb/>
zu befu&#x0364;rchten &#x017F;tehet. Soviel hier nur im Vorbey-<lb/>
gehen von dem <hi rendition="#g">Zwecke der Strafen</hi>.</item>
            </list><lb/>
            <p>Zulezt bemerke ich noch, daß derjenige Theil<lb/>
des Ge&#x017F;etzes, welcher das Uebel fe&#x017F;t&#x017F;ezt, &#x017F;o den Ueber-<lb/>
treter de&#x017F;&#x017F;elben treffen &#x017F;oll, eigentlich <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Sanctio</hi></hi> genen-<lb/>
net wird <note place="foot" n="88)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">§. 10. I. de rer. divi&#x017F;. L. 41. D. de poenis.</hi><hi rendition="#k">cicero</hi><lb/><hi rendition="#i">in Verr. IV. c. 66.</hi> et <hi rendition="#i">pro Balbo c. 14.</hi> <hi rendition="#k">ernesti</hi> <hi rendition="#g">in<lb/>
Clavi Ciceron</hi>. voc. <hi rendition="#i">Sanctio.</hi></hi></note>, daher Strafge&#x017F;etze bey den Alten <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">leges<lb/>
&#x017F;anctac</hi></hi> <note place="foot" n="89)">Siehe <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">turnebus</hi><hi rendition="#g">Adver&#x017F;ar</hi>. Lib. IX. c. 6. <hi rendition="#k">ho-<lb/>
tomannus</hi><hi rendition="#g">in Commentar. de verbis iuris</hi> in<lb/>
voc. <hi rendition="#i">Sanctum.</hi> et <hi rendition="#k">brissonius</hi> de <hi rendition="#g">Verbor. iuris Si-<lb/>
gnificat</hi>. in voc. <hi rendition="#i">Sancta.</hi></hi></note>, auch <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">&#x017F;acratae</hi></hi> <note place="foot" n="90)">Die&#x017F;en Nahmen erhielten in den a&#x0364;lte&#x017F;ten Zeiten der<lb/>
Ro&#x0364;mer in&#x017F;onderheit diejenigen Strafge&#x017F;etze, welche die Clau&#x017F;ul<lb/>
enthielten: <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Quei aliter faxit, cum pecunia familiaque &#x017F;a-<lb/>
cer e&#x017F;to.</hi></hi> Daher &#x017F;agt <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">festus</hi><hi rendition="#g">de verbor. &#x017F;ignificat</hi>.<lb/>
Lib. XVII. <hi rendition="#k">sacratae leges</hi> <hi rendition="#i">&#x017F;unt, quibus &#x017F;anctum e&#x017F;t,<lb/>
ut, qui quid adver&#x017F;us eas fecerit, &#x017F;acer alicui deorum<lb/>
&#x017F;it cum familia pecuniaque.</hi></hi> Man vergleiche <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Frid.</hi><hi rendition="#k">plat-<lb/>
neri</hi><hi rendition="#g">de legibus &#x017F;acratis liber &#x017F;ingularis</hi>.<lb/>
Lip&#x017F;iae</hi> 1751. 8.</note> hie&#x017F;&#x017F;en; es i&#x017F;t je-<lb/>
doch &#x017F;ehr gewo&#x0364;hnlich, <hi rendition="#aq">per &#x017F;ynecdochen</hi> auch die Ge-<lb/>
&#x017F;etze &#x017F;elb&#x017F;t <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Sanctiones</hi></hi> zu nennen.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">§. 6.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[63/0083] de Iuſtitia et Iure. von Begehung aͤhnlicher Verbrechen abgehalten werden; ſo ergiebt ſich hieraus eine doppelte Abſicht, welche der Geſezgeber bey Zufuͤgung der Strafen haben kann: erſtens: um den Staat vor denen zu ſichern, welche ſchon Verbrechen begangen haben, und zwei- tens auch vor denen, von welchen etwas aͤhnliches zu befuͤrchten ſtehet. Soviel hier nur im Vorbey- gehen von dem Zwecke der Strafen. Zulezt bemerke ich noch, daß derjenige Theil des Geſetzes, welcher das Uebel feſtſezt, ſo den Ueber- treter deſſelben treffen ſoll, eigentlich Sanctio genen- net wird 88), daher Strafgeſetze bey den Alten leges ſanctac 89), auch ſacratae 90) hieſſen; es iſt je- doch ſehr gewoͤhnlich, per ſynecdochen auch die Ge- ſetze ſelbſt Sanctiones zu nennen. §. 6. 88) §. 10. I. de rer. diviſ. L. 41. D. de poenis. cicero in Verr. IV. c. 66. et pro Balbo c. 14. ernesti in Clavi Ciceron. voc. Sanctio. 89) Siehe turnebus Adverſar. Lib. IX. c. 6. ho- tomannus in Commentar. de verbis iuris in voc. Sanctum. et brissonius de Verbor. iuris Si- gnificat. in voc. Sancta. 90) Dieſen Nahmen erhielten in den aͤlteſten Zeiten der Roͤmer inſonderheit diejenigen Strafgeſetze, welche die Clauſul enthielten: Quei aliter faxit, cum pecunia familiaque ſa- cer eſto. Daher ſagt festus de verbor. ſignificat. Lib. XVII. sacratae leges ſunt, quibus ſanctum eſt, ut, qui quid adverſus eas fecerit, ſacer alicui deorum ſit cum familia pecuniaque. Man vergleiche Frid. plat- neri de legibus ſacratis liber ſingularis. Lipſiae 1751. 8.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/83
Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/83>, abgerufen am 24.04.2024.