Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

Bild:
<< vorherige Seite
Sechstes Capitel.

Obgleich bey der neuen Bearbeitung Ham¬
lets manche Personen weggefallen waren, so
blieb die Anzahl derselben doch immer noch
groß genug, und fast wollte die Gesellschaft
nicht hinreichen.

Wenn das so fort geht, sagte Serlo,
wird unser Soufleur auch noch aus dem Lo¬
che hervorsteigen müssen, unter uns wan¬
deln, und zur Person werden.

Schon oft habe ich ihn an seiner Stelle
bewundert, versetzte Wilhelm.

Ich glaube nicht, daß es einen vollkom¬
menern Einhelfer giebt, sagte Serlo. Kein
Zuschauer wird ihn jemals hören; wir auf
dem Theater verstehen jede Sylbe. Er hat
sich gleichsam ein eigen Organ dazu gemacht,
und ist wie ein Genius, der uns in der

Sechſtes Capitel.

Obgleich bey der neuen Bearbeitung Ham¬
lets manche Perſonen weggefallen waren, ſo
blieb die Anzahl derſelben doch immer noch
groß genug, und faſt wollte die Geſellſchaft
nicht hinreichen.

Wenn das ſo fort geht, ſagte Serlo,
wird unſer Soufleur auch noch aus dem Lo¬
che hervorſteigen müſſen, unter uns wan¬
deln, und zur Perſon werden.

Schon oft habe ich ihn an ſeiner Stelle
bewundert, verſetzte Wilhelm.

Ich glaube nicht, daß es einen vollkom¬
menern Einhelfer giebt, ſagte Serlo. Kein
Zuſchauer wird ihn jemals hören; wir auf
dem Theater verſtehen jede Sylbe. Er hat
ſich gleichſam ein eigen Organ dazu gemacht,
und iſt wie ein Genius, der uns in der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0067" n="61"/>
          </div>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#g">Sech&#x017F;tes Capitel</hi>.<lb/></head>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <p><hi rendition="#in">O</hi>bgleich bey der neuen Bearbeitung Ham¬<lb/>
lets manche Per&#x017F;onen weggefallen waren, &#x017F;o<lb/>
blieb die Anzahl der&#x017F;elben doch immer noch<lb/>
groß genug, und fa&#x017F;t wollte die Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft<lb/>
nicht hinreichen.</p><lb/>
            <p>Wenn das &#x017F;o fort geht, &#x017F;agte Serlo,<lb/>
wird un&#x017F;er Soufleur auch noch aus dem Lo¬<lb/>
che hervor&#x017F;teigen mü&#x017F;&#x017F;en, unter uns wan¬<lb/>
deln, und zur Per&#x017F;on werden.</p><lb/>
            <p>Schon oft habe ich ihn an &#x017F;einer Stelle<lb/>
bewundert, ver&#x017F;etzte Wilhelm.</p><lb/>
            <p>Ich glaube nicht, daß es einen vollkom¬<lb/>
menern Einhelfer giebt, &#x017F;agte Serlo. Kein<lb/>
Zu&#x017F;chauer wird ihn jemals hören; wir auf<lb/>
dem Theater ver&#x017F;tehen jede Sylbe. Er hat<lb/>
&#x017F;ich gleich&#x017F;am ein eigen Organ dazu gemacht,<lb/>
und i&#x017F;t wie ein Genius, der uns in der<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[61/0067] Sechſtes Capitel. Obgleich bey der neuen Bearbeitung Ham¬ lets manche Perſonen weggefallen waren, ſo blieb die Anzahl derſelben doch immer noch groß genug, und faſt wollte die Geſellſchaft nicht hinreichen. Wenn das ſo fort geht, ſagte Serlo, wird unſer Soufleur auch noch aus dem Lo¬ che hervorſteigen müſſen, unter uns wan¬ deln, und zur Perſon werden. Schon oft habe ich ihn an ſeiner Stelle bewundert, verſetzte Wilhelm. Ich glaube nicht, daß es einen vollkom¬ menern Einhelfer giebt, ſagte Serlo. Kein Zuſchauer wird ihn jemals hören; wir auf dem Theater verſtehen jede Sylbe. Er hat ſich gleichſam ein eigen Organ dazu gemacht, und iſt wie ein Genius, der uns in der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/67
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/67>, abgerufen am 28.03.2024.