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Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814.

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Die Entstehung dieser lieblichen Dichtung, die mir von einem Freunde solcher Volksmythen in Sondershausen mitgetheilt ist, soll, seiner Meinung nach, folgende seyn: Als die Jechaburg, welche neben den Tempel der Maria nach Bonifaz Zeiten erbaut ward, im Jahre 933 durch die Hunnen belagert und erobert wurde, hatten die Mönche des Klosters während der Belagerung viele kostbare Schätze auf dem Berge verscharrt. Um nun zu verhindern, daß auf der zerstörten Stätte nicht nach Schätzen, die hier befindlich seyn könnten, gegraben und ihr Verscharrtes gefunden werden möchte, brachten sie das Mährchen vom silberweißen Schwan unter's Volk, und sagten; es sey sehr gefährlich, auf dem Berge starke Erschütterungen vorzunehmen, zu hacken, oder zu graben; denn man könne leicht die dünne Oberfläche des Berges durchhauen, der Schwan werde durch das

Die Entstehung dieser lieblichen Dichtung, die mir von einem Freunde solcher Volksmythen in Sondershausen mitgetheilt ist, soll, seiner Meinung nach, folgende seyn: Als die Jechaburg, welche neben den Tempel der Maria nach Bonifaz Zeiten erbaut ward, im Jahre 933 durch die Hunnen belagert und erobert wurde, hatten die Mönche des Klosters während der Belagerung viele kostbare Schätze auf dem Berge verscharrt. Um nun zu verhindern, daß auf der zerstörten Stätte nicht nach Schätzen, die hier befindlich seyn könnten, gegraben und ihr Verscharrtes gefunden werden möchte, brachten sie das Mährchen vom silberweißen Schwan unter’s Volk, und sagten; es sey sehr gefährlich, auf dem Berge starke Erschütterungen vorzunehmen, zu hacken, oder zu graben; denn man könne leicht die dünne Oberfläche des Berges durchhauen, der Schwan werde durch das

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[228/0267] Die Entstehung dieser lieblichen Dichtung, die mir von einem Freunde solcher Volksmythen in Sondershausen mitgetheilt ist, soll, seiner Meinung nach, folgende seyn: Als die Jechaburg, welche neben den Tempel der Maria nach Bonifaz Zeiten erbaut ward, im Jahre 933 durch die Hunnen belagert und erobert wurde, hatten die Mönche des Klosters während der Belagerung viele kostbare Schätze auf dem Berge verscharrt. Um nun zu verhindern, daß auf der zerstörten Stätte nicht nach Schätzen, die hier befindlich seyn könnten, gegraben und ihr Verscharrtes gefunden werden möchte, brachten sie das Mährchen vom silberweißen Schwan unter’s Volk, und sagten; es sey sehr gefährlich, auf dem Berge starke Erschütterungen vorzunehmen, zu hacken, oder zu graben; denn man könne leicht die dünne Oberfläche des Berges durchhauen, der Schwan werde durch das

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Zitationshilfe: Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/267>, abgerufen am 23.04.2024.