Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

ordnen, - und dieß möchte vielleicht die bequemste und beste Art ihrer Eintheilung seyn, - nach der ihnen selbst inwohnenden Zeit; und in dieser Rücksicht kann man sie füglich in vier Hauptordnungen bringen: Es giebt Sagen 1) aus fabelhafter Urwelt, 2) aus dunkler Vorwelt, 3) aus späterer historisch erhellter Zeit, und 4) die außer aller Beziehung auf irgend eine Zeit stehen, und welchen man deshalb zur Unterscheidung die Benennung: Volksmährchen, beilegen könnte, da jene ersteren drei Arten hingegen vorzugsweise den Namen der Volkssagen verdienen möchten. Welche von diesen oder anderen gedenkbaren Eintheilungsarten man jedoch annehmen wolle, scheint höchst gleichgültig zu seyn, oder wird vielmehr von den besondern Zwecken abhangen, um welcher willen ihre Sammlungen veranstaltet werden. Am besten ist es wohl, sie gar nicht zu ordnen, ihr freies, buntes, durch einander geschlungenes Leben, durch keine steife Rangordnung zu stören, und dergestalt den neu entdeckten oder neu erfundenen immer einen ungehinderten Eintritt in die wunderbare alte Gesellschaft offen zu erhalten.

ordnen, – und dieß möchte vielleicht die bequemste und beste Art ihrer Eintheilung seyn, – nach der ihnen selbst inwohnenden Zeit; und in dieser Rücksicht kann man sie füglich in vier Hauptordnungen bringen: Es giebt Sagen 1) aus fabelhafter Urwelt, 2) aus dunkler Vorwelt, 3) aus späterer historisch erhellter Zeit, und 4) die außer aller Beziehung auf irgend eine Zeit stehen, und welchen man deshalb zur Unterscheidung die Benennung: Volksmährchen, beilegen könnte, da jene ersteren drei Arten hingegen vorzugsweise den Namen der Volkssagen verdienen möchten. Welche von diesen oder anderen gedenkbaren Eintheilungsarten man jedoch annehmen wolle, scheint höchst gleichgültig zu seyn, oder wird vielmehr von den besondern Zwecken abhangen, um welcher willen ihre Sammlungen veranstaltet werden. Am besten ist es wohl, sie gar nicht zu ordnen, ihr freies, buntes, durch einander geschlungenes Leben, durch keine steife Rangordnung zu stören, und dergestalt den neu entdeckten oder neu erfundenen immer einen ungehinderten Eintritt in die wunderbare alte Gesellschaft offen zu erhalten.

<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0033" n="XXX"/>
ordnen, &#x2013; und dieß möchte vielleicht die bequemste und beste Art ihrer Eintheilung seyn, &#x2013; nach der ihnen selbst inwohnenden Zeit; und in dieser Rücksicht kann man sie füglich in vier Hauptordnungen bringen: Es giebt Sagen 1) aus fabelhafter Urwelt, 2) aus dunkler Vorwelt, 3) aus späterer historisch erhellter Zeit, und 4) die außer aller Beziehung auf irgend eine Zeit stehen, und welchen man deshalb zur Unterscheidung die Benennung: <hi rendition="#g">Volksmährchen</hi>, beilegen könnte, da jene ersteren drei Arten hingegen vorzugsweise den Namen der <hi rendition="#g">Volkssagen</hi> verdienen möchten. Welche von diesen oder anderen gedenkbaren Eintheilungsarten man jedoch annehmen wolle, scheint höchst gleichgültig zu seyn, oder wird vielmehr von den besondern Zwecken abhangen, um welcher willen ihre Sammlungen veranstaltet werden. Am besten ist es wohl, sie gar nicht zu ordnen, ihr freies, buntes, durch einander geschlungenes Leben, durch keine steife Rangordnung zu stören, und dergestalt den neu entdeckten oder neu erfundenen immer einen ungehinderten Eintritt in die wunderbare alte Gesellschaft offen zu erhalten.</p>
        </div>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[XXX/0033] ordnen, – und dieß möchte vielleicht die bequemste und beste Art ihrer Eintheilung seyn, – nach der ihnen selbst inwohnenden Zeit; und in dieser Rücksicht kann man sie füglich in vier Hauptordnungen bringen: Es giebt Sagen 1) aus fabelhafter Urwelt, 2) aus dunkler Vorwelt, 3) aus späterer historisch erhellter Zeit, und 4) die außer aller Beziehung auf irgend eine Zeit stehen, und welchen man deshalb zur Unterscheidung die Benennung: Volksmährchen, beilegen könnte, da jene ersteren drei Arten hingegen vorzugsweise den Namen der Volkssagen verdienen möchten. Welche von diesen oder anderen gedenkbaren Eintheilungsarten man jedoch annehmen wolle, scheint höchst gleichgültig zu seyn, oder wird vielmehr von den besondern Zwecken abhangen, um welcher willen ihre Sammlungen veranstaltet werden. Am besten ist es wohl, sie gar nicht zu ordnen, ihr freies, buntes, durch einander geschlungenes Leben, durch keine steife Rangordnung zu stören, und dergestalt den neu entdeckten oder neu erfundenen immer einen ungehinderten Eintritt in die wunderbare alte Gesellschaft offen zu erhalten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/33
Zitationshilfe: Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814, S. XXX. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/33>, abgerufen am 19.04.2024.