Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Englands Pakte mit Portugal

Bestrebungen anzugeben. Auf staatsrechtlichen Wege suchen sie keine Vereinigung:
ein handelspolitisches Bündnis zu schließen -- so wurde wiederholt ausgeführt --
sei noch nicht an der Zeit, ein militärisches könne nicht in Frage kowmen.
So bleiben die erwähnten Verbindungen und die skandinavischen Schiffahrtslinien,
wie ein Anhänger des Skandinavismus in einer Rede in Christiania feststellte.

Sozialdemokratie und Liberalismus stellen die Ziele des Skandinavismus
der Politik der Aktivisten gegenüber, eine Gegenüberstellung, die jedoch zu Un¬
recht erfolgt, da auch die Aktivisten für ein gemeinschaftliches Wirken aller drei
skandinavischen Staaten eintreten. Sie glauben nur, daß dieses Zusammen¬
arbeiten nichts bedeutet, wenn nicht eine bewaffnete Macht dahinter steht, die
jederzeit bereit ist. für die Ideen des Skandinavismus zu kämpfen. Die Aktivisten
wollen darum Schweden, von dem sie in erster Linie wegen seines Wald- und
Erzreichtums und seiner Wasserfälle eine glänzende ökonomische und finanzielle Ent¬
wicklung erhoffen, zum führenden Staate im Norden machen. Zu diesem Zwecke
sehen sie es als ihre Aufgabe an, im Kampfe gegen Rußland die Grenzen
gegen Osten zu sichern und dadurch für alle Zeit die Unabhängigkeit zu er¬
kämpfen. Sie glauben, daß es jetzt an der Zeit ist, die Großmachtstellung
Schwedens wieder zu erwecken. Nur auf der Grundlage dieser geschichtlichen
Entwicklung glauben sie an ein unabhängiges und kraftvolles Skandinavien.




Englands Pakte mit Portugal
Dr. Paul Müller-Heymer von

Gewisse weniger bekannt gewordene politische Borgänge im Früh¬
jahr 1913 gaben dem Verfasser Anlaß, sich damals in London das
gesamte zugängige Quellenmaterial über das Bündnisverhällms zwischen
England und Portugal vorlegen zu lassen. Im nachstehenden sind diese
authentischen Aufzeichnungen aus den jetzt Wohl jedem Deutschen ver¬
schlossenen englischen Dokumenten benutzt.

eigentlich des Eintritts des iberischen Kleinstaates in den Weltkrieg
sind im englischen Parlament von den Regierungsvertretern wieder
die üblichen Phrasen vom "traditionellen Freundschafts- und
Bündnisverhältnis" zwischen England und Portugal gefallen.
Gleichzeitig wurde Reuter beauftragt, in einer lakonischer Notiz
zu berichten, daß sich das gegenwärtige Bündnis auf den Vertrag von 1873 stütze.KM
W

Dieser offizielle englische Hinweis ist allerdings formell richtig. Es gibt
eine Depesche des Lord Granville vom 19. Februar 1873, die aber inhaltlich
auch nur wiederum einen Hinweis auf das Bestehen älterer Vertragsverpflich¬
tungen zwischen England und Portugal bildet und hieraus das Recht Portugals
auf englischen Schutz gegenüber einem Angriff auswärtiger Feinde ableitet.


Englands Pakte mit Portugal

Bestrebungen anzugeben. Auf staatsrechtlichen Wege suchen sie keine Vereinigung:
ein handelspolitisches Bündnis zu schließen — so wurde wiederholt ausgeführt —
sei noch nicht an der Zeit, ein militärisches könne nicht in Frage kowmen.
So bleiben die erwähnten Verbindungen und die skandinavischen Schiffahrtslinien,
wie ein Anhänger des Skandinavismus in einer Rede in Christiania feststellte.

Sozialdemokratie und Liberalismus stellen die Ziele des Skandinavismus
der Politik der Aktivisten gegenüber, eine Gegenüberstellung, die jedoch zu Un¬
recht erfolgt, da auch die Aktivisten für ein gemeinschaftliches Wirken aller drei
skandinavischen Staaten eintreten. Sie glauben nur, daß dieses Zusammen¬
arbeiten nichts bedeutet, wenn nicht eine bewaffnete Macht dahinter steht, die
jederzeit bereit ist. für die Ideen des Skandinavismus zu kämpfen. Die Aktivisten
wollen darum Schweden, von dem sie in erster Linie wegen seines Wald- und
Erzreichtums und seiner Wasserfälle eine glänzende ökonomische und finanzielle Ent¬
wicklung erhoffen, zum führenden Staate im Norden machen. Zu diesem Zwecke
sehen sie es als ihre Aufgabe an, im Kampfe gegen Rußland die Grenzen
gegen Osten zu sichern und dadurch für alle Zeit die Unabhängigkeit zu er¬
kämpfen. Sie glauben, daß es jetzt an der Zeit ist, die Großmachtstellung
Schwedens wieder zu erwecken. Nur auf der Grundlage dieser geschichtlichen
Entwicklung glauben sie an ein unabhängiges und kraftvolles Skandinavien.




Englands Pakte mit Portugal
Dr. Paul Müller-Heymer von

Gewisse weniger bekannt gewordene politische Borgänge im Früh¬
jahr 1913 gaben dem Verfasser Anlaß, sich damals in London das
gesamte zugängige Quellenmaterial über das Bündnisverhällms zwischen
England und Portugal vorlegen zu lassen. Im nachstehenden sind diese
authentischen Aufzeichnungen aus den jetzt Wohl jedem Deutschen ver¬
schlossenen englischen Dokumenten benutzt.

eigentlich des Eintritts des iberischen Kleinstaates in den Weltkrieg
sind im englischen Parlament von den Regierungsvertretern wieder
die üblichen Phrasen vom „traditionellen Freundschafts- und
Bündnisverhältnis" zwischen England und Portugal gefallen.
Gleichzeitig wurde Reuter beauftragt, in einer lakonischer Notiz
zu berichten, daß sich das gegenwärtige Bündnis auf den Vertrag von 1873 stütze.KM
W

Dieser offizielle englische Hinweis ist allerdings formell richtig. Es gibt
eine Depesche des Lord Granville vom 19. Februar 1873, die aber inhaltlich
auch nur wiederum einen Hinweis auf das Bestehen älterer Vertragsverpflich¬
tungen zwischen England und Portugal bildet und hieraus das Recht Portugals
auf englischen Schutz gegenüber einem Angriff auswärtiger Feinde ableitet.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0096" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/330196"/>
          <fw type="header" place="top"> Englands Pakte mit Portugal</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_291" prev="#ID_290"> Bestrebungen anzugeben. Auf staatsrechtlichen Wege suchen sie keine Vereinigung:<lb/>
ein handelspolitisches Bündnis zu schließen &#x2014; so wurde wiederholt ausgeführt &#x2014;<lb/>
sei noch nicht an der Zeit, ein militärisches könne nicht in Frage kowmen.<lb/>
So bleiben die erwähnten Verbindungen und die skandinavischen Schiffahrtslinien,<lb/>
wie ein Anhänger des Skandinavismus in einer Rede in Christiania feststellte.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_292"> Sozialdemokratie und Liberalismus stellen die Ziele des Skandinavismus<lb/>
der Politik der Aktivisten gegenüber, eine Gegenüberstellung, die jedoch zu Un¬<lb/>
recht erfolgt, da auch die Aktivisten für ein gemeinschaftliches Wirken aller drei<lb/>
skandinavischen Staaten eintreten. Sie glauben nur, daß dieses Zusammen¬<lb/>
arbeiten nichts bedeutet, wenn nicht eine bewaffnete Macht dahinter steht, die<lb/>
jederzeit bereit ist. für die Ideen des Skandinavismus zu kämpfen. Die Aktivisten<lb/>
wollen darum Schweden, von dem sie in erster Linie wegen seines Wald- und<lb/>
Erzreichtums und seiner Wasserfälle eine glänzende ökonomische und finanzielle Ent¬<lb/>
wicklung erhoffen, zum führenden Staate im Norden machen. Zu diesem Zwecke<lb/>
sehen sie es als ihre Aufgabe an, im Kampfe gegen Rußland die Grenzen<lb/>
gegen Osten zu sichern und dadurch für alle Zeit die Unabhängigkeit zu er¬<lb/>
kämpfen. Sie glauben, daß es jetzt an der Zeit ist, die Großmachtstellung<lb/>
Schwedens wieder zu erwecken. Nur auf der Grundlage dieser geschichtlichen<lb/>
Entwicklung glauben sie an ein unabhängiges und kraftvolles Skandinavien.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Englands Pakte mit Portugal<lb/><note type="byline"> Dr. Paul Müller-Heymer</note> von </head><lb/>
          <note type="argument"> Gewisse weniger bekannt gewordene politische Borgänge im Früh¬<lb/>
jahr 1913 gaben dem Verfasser Anlaß, sich damals in London das<lb/>
gesamte zugängige Quellenmaterial über das Bündnisverhällms zwischen<lb/>
England und Portugal vorlegen zu lassen. Im nachstehenden sind diese<lb/>
authentischen Aufzeichnungen aus den jetzt Wohl jedem Deutschen ver¬<lb/>
schlossenen englischen Dokumenten benutzt.</note><lb/>
          <p xml:id="ID_293"> eigentlich des Eintritts des iberischen Kleinstaates in den Weltkrieg<lb/>
sind im englischen Parlament von den Regierungsvertretern wieder<lb/>
die üblichen Phrasen vom &#x201E;traditionellen Freundschafts- und<lb/>
Bündnisverhältnis" zwischen England und Portugal gefallen.<lb/>
Gleichzeitig wurde Reuter beauftragt, in einer lakonischer Notiz<lb/>
zu berichten, daß sich das gegenwärtige Bündnis auf den Vertrag von 1873 stütze.KM<lb/>
W</p><lb/>
          <p xml:id="ID_294"> Dieser offizielle englische Hinweis ist allerdings formell richtig. Es gibt<lb/>
eine Depesche des Lord Granville vom 19. Februar 1873, die aber inhaltlich<lb/>
auch nur wiederum einen Hinweis auf das Bestehen älterer Vertragsverpflich¬<lb/>
tungen zwischen England und Portugal bildet und hieraus das Recht Portugals<lb/>
auf englischen Schutz gegenüber einem Angriff auswärtiger Feinde ableitet.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0096] Englands Pakte mit Portugal Bestrebungen anzugeben. Auf staatsrechtlichen Wege suchen sie keine Vereinigung: ein handelspolitisches Bündnis zu schließen — so wurde wiederholt ausgeführt — sei noch nicht an der Zeit, ein militärisches könne nicht in Frage kowmen. So bleiben die erwähnten Verbindungen und die skandinavischen Schiffahrtslinien, wie ein Anhänger des Skandinavismus in einer Rede in Christiania feststellte. Sozialdemokratie und Liberalismus stellen die Ziele des Skandinavismus der Politik der Aktivisten gegenüber, eine Gegenüberstellung, die jedoch zu Un¬ recht erfolgt, da auch die Aktivisten für ein gemeinschaftliches Wirken aller drei skandinavischen Staaten eintreten. Sie glauben nur, daß dieses Zusammen¬ arbeiten nichts bedeutet, wenn nicht eine bewaffnete Macht dahinter steht, die jederzeit bereit ist. für die Ideen des Skandinavismus zu kämpfen. Die Aktivisten wollen darum Schweden, von dem sie in erster Linie wegen seines Wald- und Erzreichtums und seiner Wasserfälle eine glänzende ökonomische und finanzielle Ent¬ wicklung erhoffen, zum führenden Staate im Norden machen. Zu diesem Zwecke sehen sie es als ihre Aufgabe an, im Kampfe gegen Rußland die Grenzen gegen Osten zu sichern und dadurch für alle Zeit die Unabhängigkeit zu er¬ kämpfen. Sie glauben, daß es jetzt an der Zeit ist, die Großmachtstellung Schwedens wieder zu erwecken. Nur auf der Grundlage dieser geschichtlichen Entwicklung glauben sie an ein unabhängiges und kraftvolles Skandinavien. Englands Pakte mit Portugal Dr. Paul Müller-Heymer von Gewisse weniger bekannt gewordene politische Borgänge im Früh¬ jahr 1913 gaben dem Verfasser Anlaß, sich damals in London das gesamte zugängige Quellenmaterial über das Bündnisverhällms zwischen England und Portugal vorlegen zu lassen. Im nachstehenden sind diese authentischen Aufzeichnungen aus den jetzt Wohl jedem Deutschen ver¬ schlossenen englischen Dokumenten benutzt. eigentlich des Eintritts des iberischen Kleinstaates in den Weltkrieg sind im englischen Parlament von den Regierungsvertretern wieder die üblichen Phrasen vom „traditionellen Freundschafts- und Bündnisverhältnis" zwischen England und Portugal gefallen. Gleichzeitig wurde Reuter beauftragt, in einer lakonischer Notiz zu berichten, daß sich das gegenwärtige Bündnis auf den Vertrag von 1873 stütze.KM W Dieser offizielle englische Hinweis ist allerdings formell richtig. Es gibt eine Depesche des Lord Granville vom 19. Februar 1873, die aber inhaltlich auch nur wiederum einen Hinweis auf das Bestehen älterer Vertragsverpflich¬ tungen zwischen England und Portugal bildet und hieraus das Recht Portugals auf englischen Schutz gegenüber einem Angriff auswärtiger Feinde ableitet.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330101
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330101/96
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330101/96>, abgerufen am 19.04.2024.