Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Sterbender
Ob der der Himmel-Baw muß zittern und erkrachen/
Astree kennt das Zil/
665.Wenn sie (O Trauer-Spil!)
Sich soll mit Donner-Knall und Sturm zur Rach' auffmachen.

Erster Abgesang.

Jndessen wird der Mensch der durch die Schuld beschwertzt:
Durch sein erhitzt Gewissen/
Gefoltert und gerissen
670.Wie munter sein Gesicht/ wie hoch er auch behertzt.
Er zittert vor sich selbst und bildet stets jhm ein
Die nächsts Morgen-Röt' erfoder Jhn zur Peln/
Die süsse Nacht die all erquicket/
Hab Jhm schon Netz und Garn gestricket.
675.Jhm rückt der schweren Träume Hauff/
Unendlich sein Verbrechen auff/
Und mahlt Jhm Räder vor/ und Zang und Glut und Psal/
Und grause Werckzeug herber Qual.

Der Ander Satz.

Bestürtzte! diß sind Träum': Ob euch jtzt Dornen siechen!
680.Es wird ein Licht anbrechen/
An dem ein glantzend Schwerdt/
Ein glüend eisern Pferd/
Und Pech/ und Bley und Hohn/
Als längst verdinter Lohn;
685.Euch auff dem Schaw-Gerüst soll aller Welt darstellen.
Wenn bey der Sonnen steht
Den Laster hat erhöht
Muß jhn die Straffe doch in tiffste Noth verfällen.

Der Ander Gegen-Satz.

Doch pflegt das Weter offt in frische That zu schlagen/
690.Daß wir den Rath beklagen/

Den

Sterbender
Ob der der Himmel-Baw muß zittern und erkrachen/
Aſtree kennt das Zil/
665.Wenn ſie (O Trauer-Spil!)
Sich ſoll mit Donner-Knall und Sturm zur Rach’ auffmachẽ.

Erſter Abgeſang.

Jndeſſen wird der Menſch der durch die Schuld beſchwertzt:
Durch ſein erhitzt Gewiſſen/
Gefoltert und geriſſen
670.Wie munter ſein Geſicht/ wie hoch er auch behertzt.
Er zittert vor ſich ſelbſt und bildet ſtets jhm ein
Die naͤchſts Morgen-Roͤt’ erfoder Jhn zur Peln/
Die ſuͤſſe Nacht die all erquicket/
Hab Jhm ſchon Netz und Garn geſtricket.
675.Jhm ruͤckt der ſchweren Traͤume Hauff/
Unendlich ſein Verbrechen auff/
Und mahlt Jhm Raͤder vor/ und Zang und Glut und Pſal/
Und grauſe Werckzeug herber Qual.

Der Ander Satz.

Beſtuͤrtzte! diß ſind Traͤum’: Ob euch jtzt Dornen ſiechen!
680.Es wird ein Licht anbrechen/
An dem ein glantzend Schwerdt/
Ein gluͤend eiſern Pferd/
Und Pech/ und Bley und Hohn/
Als laͤngſt verdinter Lohn;
685.Euch auff dem Schaw-Geruͤſt ſoll aller Welt darſtellen.
Wenn bey der Sonnen ſteht
Den Laſter hat erhoͤht
Muß jhn die Straffe doch in tiffſte Noth verfaͤllen.

Der Ander Gegen-Satz.

Doch pflegt das Weter offt in friſche That zu ſchlagen/
690.Daß wir den Rath beklagen/

Den
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0086"/><fw place="top" type="header">Sterbender</fw><lb/>
Ob der der Himmel-Baw muß zittern und erkrachen/<lb/><hi rendition="#aq">A&#x017F;tree</hi> kennt das Zil/<lb/><note place="left">665.</note>Wenn &#x017F;ie (O Trauer-Spil!)<lb/>
Sich &#x017F;oll mit Donner-Knall und Sturm zur Rach&#x2019; auffmache&#x0303;.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Er&#x017F;ter Abge&#x017F;ang.</hi> </head><lb/>
            <p>Jnde&#x017F;&#x017F;en wird der Men&#x017F;ch der durch die Schuld be&#x017F;chwertzt:<lb/>
Durch &#x017F;ein erhitzt Gewi&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
Gefoltert und geri&#x017F;&#x017F;en<lb/><note place="left">670.</note>Wie munter &#x017F;ein Ge&#x017F;icht/ wie hoch er auch behertzt.<lb/>
Er zittert vor &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t und bildet &#x017F;tets jhm ein<lb/>
Die na&#x0364;ch&#x017F;ts Morgen-Ro&#x0364;t&#x2019; erfoder Jhn zur Peln/<lb/>
Die &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Nacht die all erquicket/<lb/>
Hab Jhm &#x017F;chon Netz und Garn ge&#x017F;tricket.<lb/><note place="left">675.</note>Jhm ru&#x0364;ckt der &#x017F;chweren Tra&#x0364;ume Hauff/<lb/><hi rendition="#fr">U</hi>nendlich &#x017F;ein Verbrechen auff/<lb/><hi rendition="#fr">U</hi>nd mahlt Jhm Ra&#x0364;der vor/ und Zang und Glut und P&#x017F;al/<lb/><hi rendition="#fr">U</hi>nd grau&#x017F;e Werckzeug herber Qual.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Der Ander Satz.</hi> </head><lb/>
            <p>Be&#x017F;tu&#x0364;rtzte! diß &#x017F;ind Tra&#x0364;um&#x2019;: Ob euch jtzt Dornen &#x017F;iechen!<lb/><note place="left">680.</note>Es wird ein Licht anbrechen/<lb/>
An dem ein glantzend Schwerdt/<lb/>
Ein glu&#x0364;end ei&#x017F;ern Pferd/<lb/><hi rendition="#fr">U</hi>nd Pech/ und Bley und Hohn/<lb/>
Als la&#x0364;ng&#x017F;t verdinter Lohn;<lb/><note place="left">685.</note>Euch auff dem Schaw-Geru&#x0364;&#x017F;t &#x017F;oll aller Welt dar&#x017F;tellen.<lb/>
Wenn bey der Sonnen &#x017F;teht<lb/>
Den La&#x017F;ter hat erho&#x0364;ht<lb/>
Muß jhn die Straffe doch in tiff&#x017F;te Noth verfa&#x0364;llen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Der Ander Gegen-Satz.</hi> </head><lb/>
            <p>Doch pflegt das Weter offt in fri&#x017F;che That zu &#x017F;chlagen/<lb/><note place="left">690.</note>Daß wir den Rath beklagen/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Den</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0086] Sterbender Ob der der Himmel-Baw muß zittern und erkrachen/ Aſtree kennt das Zil/ Wenn ſie (O Trauer-Spil!) Sich ſoll mit Donner-Knall und Sturm zur Rach’ auffmachẽ. 665. Erſter Abgeſang. Jndeſſen wird der Menſch der durch die Schuld beſchwertzt: Durch ſein erhitzt Gewiſſen/ Gefoltert und geriſſen Wie munter ſein Geſicht/ wie hoch er auch behertzt. Er zittert vor ſich ſelbſt und bildet ſtets jhm ein Die naͤchſts Morgen-Roͤt’ erfoder Jhn zur Peln/ Die ſuͤſſe Nacht die all erquicket/ Hab Jhm ſchon Netz und Garn geſtricket. Jhm ruͤckt der ſchweren Traͤume Hauff/ Unendlich ſein Verbrechen auff/ Und mahlt Jhm Raͤder vor/ und Zang und Glut und Pſal/ Und grauſe Werckzeug herber Qual. 670. 675. Der Ander Satz. Beſtuͤrtzte! diß ſind Traͤum’: Ob euch jtzt Dornen ſiechen! Es wird ein Licht anbrechen/ An dem ein glantzend Schwerdt/ Ein gluͤend eiſern Pferd/ Und Pech/ und Bley und Hohn/ Als laͤngſt verdinter Lohn; Euch auff dem Schaw-Geruͤſt ſoll aller Welt darſtellen. Wenn bey der Sonnen ſteht Den Laſter hat erhoͤht Muß jhn die Straffe doch in tiffſte Noth verfaͤllen. 680. 685. Der Ander Gegen-Satz. Doch pflegt das Weter offt in friſche That zu ſchlagen/ Daß wir den Rath beklagen/ Den 690.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659/86
Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659/86>, abgerufen am 19.04.2024.