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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.

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Algemeine wechselseitige Rechte der Völker
den k], wenn sie sich den Gesetzen des Staats, wohin
sie kommen, gehörig unterwerfen l].

a] Wolff I. G. c. III. §. 295. ff. Vattel droit d. g.
L. II. c.
7. §. 94.
b] Z. B. zu Pestzeiten oder wenn andere ansteckende Seu-
chen in gewissen Gegenden herschen. Verschiedene Vor-
kehrungen deshalb von Seiten des teutschen Reichs und
seiner Stände in den Jahren 1713. u. f. sehe man in
Fabers Europ. Staatskanzley 21. Th. c. 11. S. 819.
u. 22. Th. c. 8. S. 337. ff. etc. In dem preussi-
schen Edict unter andern wird das Commercium mit
Oesterreich und Mähren, Schlesien etc. gänzlich aufge-
hoben und verboten, dergestalt, daß weder Personen,
Vieh noch Waaren, am wenigsten aber alte Kleider,
Betten, Federn, Mobilien und dergleichen leicht Gift
fangendes Geräthe, so lange die Contagion daselbst
währet, in die Lande eingelassen werden sollen, es seind
die Personen und Sachen mit Pässen versehen oder nicht.
Auf die welche heimlich sich einschleichen oder mit Ge-
walt durchdringen wollen ist meistens Leib- und Lebens-
strafe gesetzt. M. vergl. Gotfr. Strauß diss. II. de
iure arcendi forenses ob metum pestis, Witteb.

1680. u. 83.
c] So wird öfters allen Fremden, ohne besondere Erlaub-
nis, die Zulassung zu den Festungswerken, Arsenalen etc.
verboten. Mosers Versuch 6. Th. S. 45.
d] Dahin gehören gemeiniglich Spionen und andere ver-
dächtige Leute, welche die Absicht haben, das Land aus-
zuspähen oder Unruhen zu stiften, Bettler, Landstreicher,
Zigeuner und anderes herrn- und geschäftsloses Gesindel
[m. s. ein Kurmaynzisches Edict deshalb in Elect. I.
Pub. P. VI.
S. 656. ff.] fremde Juden, wegen wel-
cher z. B. 1748. in Dänemark ein Placat erschien,
daß keiner ohne königlichen Gleitsbrief ans Land gesetzt
werden solle; Missionarien [diese wolte unter andern

Algemeine wechſelſeitige Rechte der Voͤlker
den k], wenn ſie ſich den Geſetzen des Staats, wohin
ſie kommen, gehoͤrig unterwerfen l].

a] Wolff I. G. c. III. §. 295. ff. Vattel droit d. g.
L. II. c.
7. §. 94.
b] Z. B. zu Peſtzeiten oder wenn andere anſteckende Seu-
chen in gewiſſen Gegenden herſchen. Verſchiedene Vor-
kehrungen deshalb von Seiten des teutſchen Reichs und
ſeiner Staͤnde in den Jahren 1713. u. f. ſehe man in
Fabers Europ. Staatskanzley 21. Th. c. 11. S. 819.
u. 22. Th. c. 8. S. 337. ff. ꝛc. In dem preuſſi-
ſchen Edict unter andern wird das Commercium mit
Oeſterreich und Maͤhren, Schleſien ꝛc. gaͤnzlich aufge-
hoben und verboten, dergeſtalt, daß weder Perſonen,
Vieh noch Waaren, am wenigſten aber alte Kleider,
Betten, Federn, Mobilien und dergleichen leicht Gift
fangendes Geraͤthe, ſo lange die Contagion daſelbſt
waͤhret, in die Lande eingelaſſen werden ſollen, es ſeind
die Perſonen und Sachen mit Paͤſſen verſehen oder nicht.
Auf die welche heimlich ſich einſchleichen oder mit Ge-
walt durchdringen wollen iſt meiſtens Leib- und Lebens-
ſtrafe geſetzt. M. vergl. Gotfr. Strauß diſſ. II. de
iure arcendi forenſes ob metum peſtis, Witteb.

1680. u. 83.
c] So wird oͤfters allen Fremden, ohne beſondere Erlaub-
nis, die Zulaſſung zu den Feſtungswerken, Arſenalen ꝛc.
verboten. Moſers Verſuch 6. Th. S. 45.
d] Dahin gehoͤren gemeiniglich Spionen und andere ver-
daͤchtige Leute, welche die Abſicht haben, das Land aus-
zuſpaͤhen oder Unruhen zu ſtiften, Bettler, Landſtreicher,
Zigeuner und anderes herrn- und geſchaͤftsloſes Geſindel
[m. ſ. ein Kurmaynziſches Edict deshalb in Elect. I.
Pub. P. VI.
S. 656. ff.] fremde Juden, wegen wel-
cher z. B. 1748. in Daͤnemark ein Placat erſchien,
daß keiner ohne koͤniglichen Gleitsbrief ans Land geſetzt
werden ſolle; Miſſionarien [dieſe wolte unter andern
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[220/0234] Algemeine wechſelſeitige Rechte der Voͤlker den k], wenn ſie ſich den Geſetzen des Staats, wohin ſie kommen, gehoͤrig unterwerfen l]. a] Wolff I. G. c. III. §. 295. ff. Vattel droit d. g. L. II. c. 7. §. 94. b] Z. B. zu Peſtzeiten oder wenn andere anſteckende Seu- chen in gewiſſen Gegenden herſchen. Verſchiedene Vor- kehrungen deshalb von Seiten des teutſchen Reichs und ſeiner Staͤnde in den Jahren 1713. u. f. ſehe man in Fabers Europ. Staatskanzley 21. Th. c. 11. S. 819. u. 22. Th. c. 8. S. 337. ff. ꝛc. In dem preuſſi- ſchen Edict unter andern wird das Commercium mit Oeſterreich und Maͤhren, Schleſien ꝛc. gaͤnzlich aufge- hoben und verboten, dergeſtalt, daß weder Perſonen, Vieh noch Waaren, am wenigſten aber alte Kleider, Betten, Federn, Mobilien und dergleichen leicht Gift fangendes Geraͤthe, ſo lange die Contagion daſelbſt waͤhret, in die Lande eingelaſſen werden ſollen, es ſeind die Perſonen und Sachen mit Paͤſſen verſehen oder nicht. Auf die welche heimlich ſich einſchleichen oder mit Ge- walt durchdringen wollen iſt meiſtens Leib- und Lebens- ſtrafe geſetzt. M. vergl. Gotfr. Strauß diſſ. II. de iure arcendi forenſes ob metum peſtis, Witteb. 1680. u. 83. c] So wird oͤfters allen Fremden, ohne beſondere Erlaub- nis, die Zulaſſung zu den Feſtungswerken, Arſenalen ꝛc. verboten. Moſers Verſuch 6. Th. S. 45. d] Dahin gehoͤren gemeiniglich Spionen und andere ver- daͤchtige Leute, welche die Abſicht haben, das Land aus- zuſpaͤhen oder Unruhen zu ſtiften, Bettler, Landſtreicher, Zigeuner und anderes herrn- und geſchaͤftsloſes Geſindel [m. ſ. ein Kurmaynziſches Edict deshalb in Elect. I. Pub. P. VI. S. 656. ff.] fremde Juden, wegen wel- cher z. B. 1748. in Daͤnemark ein Placat erſchien, daß keiner ohne koͤniglichen Gleitsbrief ans Land geſetzt werden ſolle; Miſſionarien [dieſe wolte unter andern Portugal

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/234>, abgerufen am 25.04.2024.