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Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.

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Nennung des Namens Wolny einen Ausdruck von gesteigerter Empfindung zeigen müßte. Den Lohn für Eure Lebensarten wird er haben! Schon in so jungen Jahren! Es geschieht ihm recht, daß ihm grade vor Wolny diese Schande hat passiren müssen -!

Schweige! donnerte Rabe, soweit seine Stimme noch erlaubte. Rede, Josefa! Was sagt denn der Arzt dazu? Wen habt Ihr denn gerufen? Was ist's nur eigentlich? Delirium tremens?

Frau Jenny war zu sehr in ihrem "sittlichen Gefühl" empört, daß diese schwarze, kleine Hexe, die sich Raimund aus dem "Edwina-Schwindel" "zugelegt" hatte, es wagte, hier oben so dreist aufzutreten. Sie, die noch immer in ihrem braunen Spenser, im hellbraunen Kleide mit grellrothen Verzierungen, die Jugendliche spielte, drängte das ebenfalls geputzte Mädchen an die Thür. Wie lange wird's dauern, sagte sie, so bricht hier auch noch der Mahlo so herein! Der ist ja wohl ihre eigentliche Amour! Einen soll sie ja schon unter die Erde gebracht haben!

Josefa blieb die Antwort schuldig und machte, daß sie wieder hinauskam. Ihre kluge Schwester, Frau Blaumeißel, hatte ihr, was heute eintraf, vorausgesagt, hatte sie gewarnt und ihr gerathen, bei Zeiten auf andere Verhältnisse einzugehen. Der solide Plümicke war todt,

Nennung des Namens Wolny einen Ausdruck von gesteigerter Empfindung zeigen müßte. Den Lohn für Eure Lebensarten wird er haben! Schon in so jungen Jahren! Es geschieht ihm recht, daß ihm grade vor Wolny diese Schande hat passiren müssen –!

Schweige! donnerte Rabe, soweit seine Stimme noch erlaubte. Rede, Josefa! Was sagt denn der Arzt dazu? Wen habt Ihr denn gerufen? Was ist’s nur eigentlich? Delirium tremens?

Frau Jenny war zu sehr in ihrem „sittlichen Gefühl“ empört, daß diese schwarze, kleine Hexe, die sich Raimund aus dem „Edwina-Schwindel“ „zugelegt“ hatte, es wagte, hier oben so dreist aufzutreten. Sie, die noch immer in ihrem braunen Spenser, im hellbraunen Kleide mit grellrothen Verzierungen, die Jugendliche spielte, drängte das ebenfalls geputzte Mädchen an die Thür. Wie lange wird’s dauern, sagte sie, so bricht hier auch noch der Mahlo so herein! Der ist ja wohl ihre eigentliche Amour! Einen soll sie ja schon unter die Erde gebracht haben!

Josefa blieb die Antwort schuldig und machte, daß sie wieder hinauskam. Ihre kluge Schwester, Frau Blaumeißel, hatte ihr, was heute eintraf, vorausgesagt, hatte sie gewarnt und ihr gerathen, bei Zeiten auf andere Verhältnisse einzugehen. Der solide Plümicke war todt,

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[239/0245] Nennung des Namens Wolny einen Ausdruck von gesteigerter Empfindung zeigen müßte. Den Lohn für Eure Lebensarten wird er haben! Schon in so jungen Jahren! Es geschieht ihm recht, daß ihm grade vor Wolny diese Schande hat passiren müssen –! Schweige! donnerte Rabe, soweit seine Stimme noch erlaubte. Rede, Josefa! Was sagt denn der Arzt dazu? Wen habt Ihr denn gerufen? Was ist’s nur eigentlich? Delirium tremens? Frau Jenny war zu sehr in ihrem „sittlichen Gefühl“ empört, daß diese schwarze, kleine Hexe, die sich Raimund aus dem „Edwina-Schwindel“ „zugelegt“ hatte, es wagte, hier oben so dreist aufzutreten. Sie, die noch immer in ihrem braunen Spenser, im hellbraunen Kleide mit grellrothen Verzierungen, die Jugendliche spielte, drängte das ebenfalls geputzte Mädchen an die Thür. Wie lange wird’s dauern, sagte sie, so bricht hier auch noch der Mahlo so herein! Der ist ja wohl ihre eigentliche Amour! Einen soll sie ja schon unter die Erde gebracht haben! Josefa blieb die Antwort schuldig und machte, daß sie wieder hinauskam. Ihre kluge Schwester, Frau Blaumeißel, hatte ihr, was heute eintraf, vorausgesagt, hatte sie gewarnt und ihr gerathen, bei Zeiten auf andere Verhältnisse einzugehen. Der solide Plümicke war todt,

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/245>, abgerufen am 24.04.2024.