Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.

Bild:
<< vorherige Seite



Die Meynung des Pelagii gieng dahin/ daß/ was
die vergangene Sünden beträfe/ so komme es/ weil
das Vermögen der Natur und der Wille des
Menschen nicht könne machen/ daß geschehene
Dinge ungeschehen seyn/ lediglich auf GOttes
Gnade an/ dieselbe auszulöschen und zu verge-
ben: und darin fällt ihm Augustinus bey/ wie er
auch würcklich daran nicht unrecht lehret. Cum
dicunt Pelagiani, hanc esse solam non secundum
merita nostra gratiam, qua homini peccata di-
mittuntur: illam vero, quae datur in fine, i. e. vi-
tam aeternam, meritis nostris praecedentibus reddi, re-
spondendum est eis. Si enim merita nostra sic intellige-
rent, ut etiam ipsa dona DEI esse cognoscerent, non
esset reprobanda ista sententia. Libr. de gratia &
lib. arbitrio c.
6. Wenn er aber dabey lehret/
daß der Mensch ohne den göttlichen Beystand in
dem Wege der Gottseligkeit unsträflich wandeln
oder sich überall aus eigenen Kräfften zu GOtt
wenden könne/ daß er die Gnade der Rechferti-
gung erlange; so ist solches ein verwerflicher Jrr-
thum/ der billig in der Kirchen verdammet ist.
Augustinus lehret gantz recht/ daß/ wie wir in der
5ten Bitte des H. Vater unsers um die Gnade der
Rechtfertigung bitten; so geschehe solches in der
6ten um die Gnade der Erneurung oder des
göttl. Beystandes/ uns inskünfftige für Sünden
zu hüten. Siehe Jansenii Augustinum T. I. Lib.
V. c. XXII.

XXXVI.
F 4



Die Meynung des Pelagii gieng dahin/ daß/ was
die vergangene Suͤnden betraͤfe/ ſo komme es/ weil
das Vermoͤgen der Natur und der Wille des
Menſchen nicht koͤnne machen/ daß geſchehene
Dinge ungeſchehen ſeyn/ lediglich auf GOttes
Gnade an/ dieſelbe auszuloͤſchen und zu verge-
ben: und darin faͤllt ihm Auguſtinus bey/ wie er
auch wuͤrcklich daran nicht unrecht lehret. Cum
dicunt Pelagiani, hanc eſſe ſolam non ſecundum
merita noſtra gratiam, qua homini peccata di-
mittuntur: illam vero, quæ datur in fine, i. e. vi-
tam æternam, meritis noſtris præcedentibus reddi, re-
ſpondendum eſt eis. Si enim merita noſtra ſic intellige-
rent, ut etiam ipſa dona DEI eſſe cognoſcerent, non
eſſet reprobanda iſta ſententia. Libr. de gratia &
lib. arbitrio c.
6. Wenn er aber dabey lehret/
daß der Menſch ohne den goͤttlichen Beyſtand in
dem Wege der Gottſeligkeit unſtraͤflich wandeln
oder ſich uͤberall aus eigenen Kraͤfften zu GOtt
wenden koͤnne/ daß er die Gnade der Rechferti-
gung erlange; ſo iſt ſolches ein verwerflicher Jrr-
thum/ der billig in der Kirchen verdammet iſt.
Auguſtinus lehret gantz recht/ daß/ wie wir in der
5ten Bitte des H. Vater unſers um die Gnade der
Rechtfertigung bitten; ſo geſchehe ſolches in der
6ten um die Gnade der Erneurung oder des
goͤttl. Beyſtandes/ uns inskuͤnfftige fuͤr Suͤnden
zu huͤten. Siehe Janſenii Auguſtinum T. I. Lib.
V. c. XXII.

XXXVI.
F 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0139" n="87"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
Die Meynung des <hi rendition="#aq">Pelagii</hi> gieng dahin/ daß/ was<lb/>
die vergangene Su&#x0364;nden betra&#x0364;fe/ &#x017F;o komme es/ weil<lb/>
das Vermo&#x0364;gen der Natur und der Wille des<lb/>
Men&#x017F;chen nicht ko&#x0364;nne machen/ daß ge&#x017F;chehene<lb/>
Dinge unge&#x017F;chehen &#x017F;eyn/ lediglich auf GOttes<lb/>
Gnade an/ die&#x017F;elbe auszulo&#x0364;&#x017F;chen und zu verge-<lb/>
ben: und darin fa&#x0364;llt ihm <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;tinus</hi> bey/ wie er<lb/>
auch wu&#x0364;rcklich daran nicht unrecht lehret. <hi rendition="#aq">Cum<lb/>
dicunt Pelagiani, hanc e&#x017F;&#x017F;e &#x017F;olam non &#x017F;ecundum<lb/>
merita no&#x017F;tra gratiam, qua homini peccata di-<lb/>
mittuntur: illam vero, quæ datur in fine, i. e. vi-<lb/>
tam æternam, meritis no&#x017F;tris præcedentibus reddi, re-<lb/>
&#x017F;pondendum e&#x017F;t eis. Si enim merita no&#x017F;tra &#x017F;ic intellige-<lb/>
rent, ut etiam ip&#x017F;a dona DEI e&#x017F;&#x017F;e cogno&#x017F;cerent, non<lb/>
e&#x017F;&#x017F;et reprobanda i&#x017F;ta &#x017F;ententia. Libr. de gratia &amp;<lb/>
lib. arbitrio c.</hi> 6. Wenn er aber dabey lehret/<lb/>
daß der Men&#x017F;ch ohne den go&#x0364;ttlichen Bey&#x017F;tand in<lb/>
dem Wege der Gott&#x017F;eligkeit un&#x017F;tra&#x0364;flich wandeln<lb/>
oder &#x017F;ich u&#x0364;berall aus eigenen Kra&#x0364;fften zu GOtt<lb/>
wenden ko&#x0364;nne/ daß er die Gnade der Rechferti-<lb/>
gung erlange; &#x017F;o i&#x017F;t &#x017F;olches ein verwerflicher Jrr-<lb/>
thum/ der billig in der Kirchen verdammet i&#x017F;t.<lb/><hi rendition="#aq">Augu&#x017F;tinus</hi> lehret gantz recht/ daß/ wie wir in der<lb/>
5ten Bitte des H. Vater un&#x017F;ers um die Gnade der<lb/>
Rechtfertigung bitten; &#x017F;o ge&#x017F;chehe &#x017F;olches in der<lb/>
6ten um die Gnade der Erneurung oder des<lb/>
go&#x0364;ttl. Bey&#x017F;tandes/ uns insku&#x0364;nfftige fu&#x0364;r Su&#x0364;nden<lb/>
zu hu&#x0364;ten. Siehe <hi rendition="#aq">Jan&#x017F;enii Augu&#x017F;tinum T. I. Lib.<lb/>
V. c. XXII.</hi></p>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">F 4</fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">XXXVI.</hi> </hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0139] Die Meynung des Pelagii gieng dahin/ daß/ was die vergangene Suͤnden betraͤfe/ ſo komme es/ weil das Vermoͤgen der Natur und der Wille des Menſchen nicht koͤnne machen/ daß geſchehene Dinge ungeſchehen ſeyn/ lediglich auf GOttes Gnade an/ dieſelbe auszuloͤſchen und zu verge- ben: und darin faͤllt ihm Auguſtinus bey/ wie er auch wuͤrcklich daran nicht unrecht lehret. Cum dicunt Pelagiani, hanc eſſe ſolam non ſecundum merita noſtra gratiam, qua homini peccata di- mittuntur: illam vero, quæ datur in fine, i. e. vi- tam æternam, meritis noſtris præcedentibus reddi, re- ſpondendum eſt eis. Si enim merita noſtra ſic intellige- rent, ut etiam ipſa dona DEI eſſe cognoſcerent, non eſſet reprobanda iſta ſententia. Libr. de gratia & lib. arbitrio c. 6. Wenn er aber dabey lehret/ daß der Menſch ohne den goͤttlichen Beyſtand in dem Wege der Gottſeligkeit unſtraͤflich wandeln oder ſich uͤberall aus eigenen Kraͤfften zu GOtt wenden koͤnne/ daß er die Gnade der Rechferti- gung erlange; ſo iſt ſolches ein verwerflicher Jrr- thum/ der billig in der Kirchen verdammet iſt. Auguſtinus lehret gantz recht/ daß/ wie wir in der 5ten Bitte des H. Vater unſers um die Gnade der Rechtfertigung bitten; ſo geſchehe ſolches in der 6ten um die Gnade der Erneurung oder des goͤttl. Beyſtandes/ uns inskuͤnfftige fuͤr Suͤnden zu huͤten. Siehe Janſenii Auguſtinum T. I. Lib. V. c. XXII. XXXVI. F 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/139
Zitationshilfe: Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/139>, abgerufen am 18.04.2024.