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Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.

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rius esset & dependens neque hoc quicquam DEI
aeternitati aut potentiae detraheret. cogit. rat. de Deo,
anima & malo L. III. c. 16. n.
9. Der Hr. Hoff-
Raht Wolff lehret/ daß/ wenn GOtt gleich die
Welt von Ewigkeit hervorgebracht hätte/ so wäre
sie doch in dem Verstande nicht ewig/ wie GOtt
ewig ist: Denn sie wäre in einer unendlichen Zeit/
hingegen GOtt sey ausser der Zeit. Metaphys.
§. 1075. Er berufft sich/ in dem etliche diese Lehre
vor gefährlich ausgegeben/ auf andere/ die eben dieß
behauptet/ insonderheit auf den sel. Scheibler, der
deutlich genug sagt: potest Deus rem aliquam ab aeter-
no creare, quod nec sit repugnantia ex parte creantis,
nec ex parte creati, nec ex parte ipsius creationis,
talia autem, quae repugnantiam non involvunt, Deo
possibilia sunt. vid. Wolfii
Anmerckungen über sei-
ne Metaphys. §. 420. Mir daucht aber/ der sel.
Scheibler hat hier einen Satz als gewiß hingesetzt/
den er nohtwendig vorher beweisen sollen/ daß
nemlich die Creatur einer ewigen Schöpffung fä-
hig sey. Wenn dieß wäre/ so wäre keine Ursach zu
begreiffen/ warum sie nicht von Ewigkeit solte seyn
erschaffen worden. Vielmehr folget daher/ daß
die Welt ewig seyn müsse: in dem GOtt dasjeni-
ge/ wozu er von Ewigkeit zulängliche Ursachen hat
und welches auch von Ewigkeit der Natur der
Sachen nach geschehen kan/ muß von Ewigkeit
her verrichtet haben. Andere haben sich bemüht/
mit Gründen/ die ihren Wehrt und Bündigkeit
haben/ darzuthun/ daß die Geschöpffe so wenig

der



rius eſſet & dependens neque hoc quicquam DEI
æternitati aut potentiæ detraheret. cogit. rat. de Deo,
anima & malo L. III. c. 16. n.
9. Der Hr. Hoff-
Raht Wolff lehret/ daß/ wenn GOtt gleich die
Welt von Ewigkeit hervorgebracht haͤtte/ ſo waͤre
ſie doch in dem Verſtande nicht ewig/ wie GOtt
ewig iſt: Denn ſie waͤre in einer unendlichen Zeit/
hingegen GOtt ſey auſſer der Zeit. Metaphyſ.
§. 1075. Er berufft ſich/ in dem etliche dieſe Lehre
vor gefaͤhrlich ausgegeben/ auf andere/ die eben dieß
behauptet/ inſonderheit auf den ſel. Scheibler, der
deutlich genug ſagt: poteſt Deus rem aliquam ab æter-
no creare, quod nec ſit repugnantia ex parte creantis,
nec ex parte creati, nec ex parte ipſius creationis,
talia autem, quæ repugnantiam non involvunt, Deo
poſſibilia ſunt. vid. Wolfii
Anmerckungen uͤber ſei-
ne Metaphyſ. §. 420. Mir daucht aber/ der ſel.
Scheibler hat hier einen Satz als gewiß hingeſetzt/
den er nohtwendig vorher beweiſen ſollen/ daß
nemlich die Creatur einer ewigen Schoͤpffung faͤ-
hig ſey. Wenn dieß waͤre/ ſo waͤre keine Urſach zu
begreiffen/ warum ſie nicht von Ewigkeit ſolte ſeyn
erſchaffen worden. Vielmehr folget daher/ daß
die Welt ewig ſeyn muͤſſe: in dem GOtt dasjeni-
ge/ wozu er von Ewigkeit zulaͤngliche Urſachen hat
und welches auch von Ewigkeit der Natur der
Sachen nach geſchehen kan/ muß von Ewigkeit
her verrichtet haben. Andere haben ſich bemuͤht/
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[12/0064] rius eſſet & dependens neque hoc quicquam DEI æternitati aut potentiæ detraheret. cogit. rat. de Deo, anima & malo L. III. c. 16. n. 9. Der Hr. Hoff- Raht Wolff lehret/ daß/ wenn GOtt gleich die Welt von Ewigkeit hervorgebracht haͤtte/ ſo waͤre ſie doch in dem Verſtande nicht ewig/ wie GOtt ewig iſt: Denn ſie waͤre in einer unendlichen Zeit/ hingegen GOtt ſey auſſer der Zeit. Metaphyſ. §. 1075. Er berufft ſich/ in dem etliche dieſe Lehre vor gefaͤhrlich ausgegeben/ auf andere/ die eben dieß behauptet/ inſonderheit auf den ſel. Scheibler, der deutlich genug ſagt: poteſt Deus rem aliquam ab æter- no creare, quod nec ſit repugnantia ex parte creantis, nec ex parte creati, nec ex parte ipſius creationis, talia autem, quæ repugnantiam non involvunt, Deo poſſibilia ſunt. vid. Wolfii Anmerckungen uͤber ſei- ne Metaphyſ. §. 420. Mir daucht aber/ der ſel. Scheibler hat hier einen Satz als gewiß hingeſetzt/ den er nohtwendig vorher beweiſen ſollen/ daß nemlich die Creatur einer ewigen Schoͤpffung faͤ- hig ſey. Wenn dieß waͤre/ ſo waͤre keine Urſach zu begreiffen/ warum ſie nicht von Ewigkeit ſolte ſeyn erſchaffen worden. Vielmehr folget daher/ daß die Welt ewig ſeyn muͤſſe: in dem GOtt dasjeni- ge/ wozu er von Ewigkeit zulaͤngliche Urſachen hat und welches auch von Ewigkeit der Natur der Sachen nach geſchehen kan/ muß von Ewigkeit her verrichtet haben. Andere haben ſich bemuͤht/ mit Gruͤnden/ die ihren Wehrt und Buͤndigkeit haben/ darzuthun/ daß die Geſchoͤpffe ſo wenig der

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Zitationshilfe: Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/64>, abgerufen am 29.03.2024.