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Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 109, Hamburg, 11. Julii 1731.

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[Spaltenumbruch] Majest. würckl. geheimen und Hof-Kriegs-Rahts
Cämmerers, General-Feld-Marschall-Lieute-
nants, Generals im Marggrafthum Mähren und
Commandantens der Vestung Spielberg ohnweit
Brünn, Frau Gemahlin, Frau Maria, starb vor
einigen Tagen. Der Herzog von Lothringen hat
den Baron von Jacquemin ernennet, um bey Ih-
ro Kayserl. Majestät, im Namen Ihro Königlichen
Hoheit, allhier die Lehn von dem Schlesischen
Fürstenthum Teschen zu erhalten.


Am Montag ist Donna Maria Altoviti-Corsini
und Donna Octavia Strozzi-Corsini mit ihren
Töchtern aus Florenz in hiesiger Stadt angelangt.
Beym Corsinischen Pallast, so auf dem Plaz Ravon-
ne gelegen, stiegen sie ab. Am folgenden Tag fuh-
ren sie nach dem Ovirinal, den gewöhnlichen Fuß-
Kuß abzulegen; sie wurden auch mit sonderbaren
Kennzeichen einer herzlichen Liebe empfangen, als
Repoten zur Seiten des Päbstlichen Throns gesezt,
durchgehends mit Rosen-Kränzen beschenckt, so
aus Himmel-blauen und in Gold eingefassten Stei-
nen nebst einer güldenen Medaille bestehen, und
nebst etlichen Reliquien regaliret; der Cardinal
Cinfuegos war auch bedacht, diese Princeßinnen
mit viel auserlesenen Erfrischungen zu ehren.
Neulich ist der General, Graf von Schulenburg,
von Venedig allhier angekommen, und wird über
Otranto nach Corfu reisen. Des folgenden Ta-
ges ist der Herr Bondelmonte von Benevento all-
hier angelanget, und hat sich sogleich zur Audienz
bey dem Pabst verfüget, wobey er einen Bericht
von dem Fortgang seiner daselbst obgehabten Com-
mißion abgeleget hat; da denn der Pabst über des-
sen kluge Aufführung und grossen Dienste, welche
er bey dieser Gelegenheit dem Päpstl. Stuhl er-
wiesen, ein ganz besonderes Vergnügen bezeuget
hat. Vor kurzen ist der Prätendent, nebst seiner
Frau Gemahlin und seinen 2. Söhnen von Albano
allhier wieder angekommen In dem hiesigen Münz-
Hause hat man 30000. Thaler mit dem Stempel
des regierenden Papstes gepräget. Gestern hat
der Pabst dem Polnischen Ministre und den Abge-
ordneten von Bologna die Abschieds-Audienzen er-
theilet. Wie man vernimmt, so soll ein gewisser
Mönch die Copeyen einiger Briefe zerrissen haben,
welche man bey dem Hrn. Sardini gefunden, wor-
innen angezeiget worden, wie Se. Königl. Majest.
von Sardinien es angefangen, daß sie die Privile-
[Spaltenumbruch] gien erhalten können, welche Ihro Maj. unter der
Regierung des leztverstorbenen Papstes eingeräu-
met worden. Der Herr Sardini soll aus der En-
gelsburg auf das in der Provinz Urbino gelegene
Schloß des Heil. Leonis gebracht werden. Der
Cardinal Coscia hat dem Pabst eine Copie von ei-
nem ihm zugesendeten Billet zugeschicket, welches
also lautet: Nicolaus Coscia! Monsignor Coscia!
wählet, welcher unter diesen beyden Tituln euch
am besten gefalle. Seyd nicht karg; die Waare
ist wolfeil. Unwürdigster Herr! Euch sey Heil
und Fluch zuvor, und allen den Eurigen. Wann
ihr einige Liebe habt zu eurem Leben, woran ich
nicht zweiffele, ob gleich dasselbe keinen Schilling
werth ist, so rathe ich euch, als ein Freund und
als ein Feind, welches euch eines ist, daß ihr unver-
züglich, und ohne daß man euch bey den Ohren
darzu ziehen müsse, die 300000. Thaler bezahlet,
worzu ihr wegen eures Trozens, von derjenigen
Congregation seyd verdammt worden, welche die
Ehre hat, sich in eure vortreffliche Sachen zu mi-
schen; anders werdet ihr eine Wallfahrt thun müs-
sen zu eurem alten Patron, Benedicto dem Drey-
zehenden, um mit demselben die Klag-Lieder an-
zustimmen. Ihr wisset nicht, wer ich bin; sollet
es auch nicht wissen: Denn ich verlange nicht, mit
Ew. Unwürden Kundschafft zu machen. Wann ihr
aber nicht thut, was ich euch sage, so habe ich ei-
nen Cammeraden von einem spizigen Naturell, wel-
cher mit euch eine genaue Freundschafft aufrichten,
und euch vielleicht bis in den Todt lieben dörfft, etc.


Wegen Absterben der Groß-Prinzeßin Vio-
lanta hat man nunmehr die Trauer in Florenz an-
gezogen. Die Vollzieher ihres Testaments sind
beschäftiget mit der Verfertigung eines Inventarii
ihrer Sachen, um nach angelangten Antworten
vom Chur-Fürsten von Cölln und Bäyern, bey
Beystimmung des Herzogs Ferdinand von Bay-
ern, als Universal-Erbens, die Legaten abzufüh-
ren.


Gestern Abends sind Ihro Hochfürstl. Durchl.
der regierende Herr Herzog zu Würtemberg, nebst
Dero bey sich gehabtem hochansehnlichen Gefolge,
zu gröster Freude Dero getreuen Unterthanen, von
Berlin frisch und gesund in Dero Hochfürstl. Resi-
denz Lugwigsburg wiederum angelanget.

[Spaltenumbruch] Majeſt. wuͤrckl. geheimen und Hof-Kriegs-Rahts
Caͤmmerers, General-Feld-Marſchall-Lieute-
nants, Generals im Marggrafthum Maͤhren und
Commandantens der Veſtung Spielberg ohnweit
Bruͤnn, Frau Gemahlin, Frau Maria, ſtarb vor
einigen Tagen. Der Herzog von Lothringen hat
den Baron von Jacquemin ernennet, um bey Ih-
ro Kayſerl. Majeſtaͤt, im Namen Ihro Koͤniglichen
Hoheit, allhier die Lehn von dem Schleſiſchen
Fuͤrſtenthum Teſchen zu erhalten.


Am Montag iſt Donna Maria Altoviti-Corſini
und Donna Octavia Strozzi-Corſini mit ihren
Toͤchtern aus Florenz in hieſiger Stadt angelangt.
Beym Corſiniſchen Pallaſt, ſo auf dem Plaz Ravon-
ne gelegen, ſtiegen ſie ab. Am folgenden Tag fuh-
ren ſie nach dem Ovirinal, den gewoͤhnlichen Fuß-
Kuß abzulegen; ſie wurden auch mit ſonderbaren
Kennzeichen einer herzlichen Liebe empfangen, als
Repoten zur Seiten des Paͤbſtlichen Throns geſezt,
durchgehends mit Roſen-Kraͤnzen beſchenckt, ſo
aus Himmel-blauen und in Gold eingefaſſten Stei-
nen nebſt einer guͤldenen Medaille beſtehen, und
nebſt etlichen Reliquien regaliret; der Cardinal
Cinfuegos war auch bedacht, dieſe Princeßinnen
mit viel auserleſenen Erfriſchungen zu ehren.
Neulich iſt der General, Graf von Schulenburg,
von Venedig allhier angekommen, und wird uͤber
Otranto nach Corfu reiſen. Des folgenden Ta-
ges iſt der Herr Bondelmonte von Benevento all-
hier angelanget, und hat ſich ſogleich zur Audienz
bey dem Pabſt verfuͤget, wobey er einen Bericht
von dem Fortgang ſeiner daſelbſt obgehabten Com-
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ſen kluge Auffuͤhrung und groſſen Dienſte, welche
er bey dieſer Gelegenheit dem Paͤpſtl. Stuhl er-
wieſen, ein ganz beſonderes Vergnuͤgen bezeuget
hat. Vor kurzen iſt der Praͤtendent, nebſt ſeiner
Frau Gemahlin und ſeinen 2. Soͤhnen von Albano
allhier wieder angekom̃en In dem hieſigen Muͤnz-
Hauſe hat man 30000. Thaler mit dem Stempel
des regierenden Papſtes gepraͤget. Geſtern hat
der Pabſt dem Polniſchen Miniſtre und den Abge-
ordneten von Bologna die Abſchieds-Audienzen er-
theilet. Wie man vernimmt, ſo ſoll ein gewiſſer
Moͤnch die Copeyen einiger Briefe zerriſſen haben,
welche man bey dem Hrn. Sardini gefunden, wor-
innen angezeiget worden, wie Se. Koͤnigl. Majeſt.
von Sardinien es angefangen, daß ſie die Privile-
[Spaltenumbruch] gien erhalten koͤnnen, welche Ihro Maj. unter der
Regierung des leztverſtorbenen Papſtes eingeraͤu-
met worden. Der Herr Sardini ſoll aus der En-
gelsburg auf das in der Provinz Urbino gelegene
Schloß des Heil. Leonis gebracht werden. Der
Cardinal Coſcia hat dem Pabſt eine Copie von ei-
nem ihm zugeſendeten Billet zugeſchicket, welches
alſo lautet: Nicolaus Coſcia! Monſignor Coſcia!
waͤhlet, welcher unter dieſen beyden Tituln euch
am beſten gefalle. Seyd nicht karg; die Waare
iſt wolfeil. Unwuͤrdigſter Herr! Euch ſey Heil
und Fluch zuvor, und allen den Eurigen. Wañ
ihr einige Liebe habt zu eurem Leben, woran ich
nicht zweiffele, ob gleich daſſelbe keinen Schilling
werth iſt, ſo rathe ich euch, als ein Freund und
als ein Feind, welches euch eines iſt, daß ihr unver-
zuͤglich, und ohne daß man euch bey den Ohren
darzu ziehen muͤſſe, die 300000. Thaler bezahlet,
worzu ihr wegen eures Trozens, von derjenigen
Congregation seyd verdammt worden, welche die
Ehre hat, ſich in eure vortreffliche Sachen zu mi-
ſchen; anders werdet ihr eine Wallfahrt thun muͤſ-
ſen zu eurem alten Patron, Benedicto dem Drey-
zehenden, um mit demſelben die Klag-Lieder an-
zuſtimmen. Ihr wiſſet nicht, wer ich bin; ſollet
es auch nicht wiſſen: Denn ich verlange nicht, mit
Ew. Unwuͤrden Kundſchafft zu machen. Wann ihr
aber nicht thut, was ich euch ſage, ſo habe ich ei-
nen Cammeraden von einem ſpizigen Naturell, wel-
cher mit euch eine genaue Freundſchafft aufrichten,
und euch vielleicht bis in den Todt lieben doͤrfft, ꝛc.


Wegen Abſterben der Groß-Prinzeßin Vio-
lanta hat man nunmehr die Trauer in Florenz an-
gezogen. Die Vollzieher ihres Teſtaments ſind
beſchaͤftiget mit der Verfertigung eines Inventarii
ihrer Sachen, um nach angelangten Antworten
vom Chur-Fuͤrſten von Coͤlln und Baͤyern, bey
Beyſtimmung des Herzogs Ferdinand von Bay-
ern, als Univerſal-Erbens, die Legaten abzufuͤh-
ren.


Geſtern Abends ſind Ihro Hochfuͤrſtl. Durchl.
der regierende Herr Herzog zu Wuͤrtemberg, nebſt
Dero bey ſich gehabtem hochanſehnlichen Gefolge,
zu groͤſter Freude Dero getreuen Unterthanen, von
Berlin friſch und geſund in Dero Hochfuͤrſtl. Reſi-
denz Lugwigsburg wiederum angelanget.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz, Fabienne Wollny: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-07T10:12:03Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

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Zitationshilfe: Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 109, Hamburg, 11. Julii 1731, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1091107_1731/3>, abgerufen am 19.04.2024.