Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Staats/ und Gelehrte Zeitung des Hollsteinischen Correspondenten. Nr. 31, Hamburg, 12. August 1721.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]

Nunmehro
glaubet man gewiß, daß der Friede geschlossen,
weil der letztere Courier, wie man für gewiß sagen
will, etliche grosse güldene Müntzen mit bekom-
men, welche sonder zweiffel denen Hn. Gevolmäch-
tigten zu dieses Friedens-Schlusses Andencken
ausgetheilet werden sollen; und da auch der meiste
Theil der Stände wegen Jhro Hoheit des Her-
tzogs von Hollstein in der Nachfolge dieses König-
reichs zu frieden, so glaubet man, daß auch diese
Sache ihre Richtigkeit habe, zumahlen der Czaar
gar starck darauf bestanden haben sol. Der Kö-
nig nebst der Königin Majest. befinden sich itzo zu
Carlsberg gäntzlich wieder gesund. Der Hr. Ad-
miral Norris hat neulich bey Sr. Maj. Audientz
gehabt, und wird die Englische Flotte in kurtzem
wieder nach Hause segeln. Man meynt, daß die
Moscowiter bereits Anstalt machen lassen, Finn-
land an unsere Crone abzutreten.


Kayserliche Affairen.

Verwichenen Donnerstag
haben Jh. Kayserl. Majest. in der Favorita ver-
schiedenen ausländischen Cavalliers Audientz er-
theilet; gestern aber sich hinter Br[ü]n mit einer
Hirschbürst belustiget. Es sol keine Einziehung
der Kayserl. Regimenter, sondern nur eine Ver-
änderung vorgenommen werden, indem Jh. Käy-
serl. Majest. zu genugsamer Bedeckung Dero gros-
sen Erb-Länder viele Trouppen von nöhten haben,
man auch noch nicht ergründen kan, was eine oder
andere See-Puissance oder auch die Ottomanni-
fche Pforte im Sinn haben, sintemalen selbige die
Jhr. Käyserl. Majest. allergerechtest zustehende
Wasser-Macht mit scheelen Augen ansehen. Es
machet auch grosse Ombrage, daß Spanien und
Franckreich einen neuen Präliminair-Tractat
geschlossen, weswegen der bishero am Frantzösis.
Hof gewesene Käyserl. Minister, Bentenrieder,
hier erwartet wird, um von allen, was er deßfals
in Ersahrung gebracht, mündliche Nachricht ab-
zustatten, und neue Jnstructiones zu dem diesen
Monaht noch vor sich gehenden Friedens-Con-
greß zu Cambray einzuhohlen; wiewol einige fast
zweifeln wollen, ob Jh. Käyserl. Maj. solchen be-
schicken werden, besorgende, daß die Affaire wegen
der Surceßion Toscana, Parma u. Piazenza aufs
Tapet gebracht werden dürffte, hiervon aber Jh.
Käyserl. Maj. keinesweges abzustehen gedencken,
sondern vielmehr die Ordre nach Jtalien gesand,
so ferne sich einige Jtaliänische Puissancen im ge-
ringsten vor Spanien erklären möchten, die Käy-
serl. Trouppen alsofort zusammen gezogen wer-
[Spaltenumbruch] den, und sich deren Landen bemächtigen sollen;
woraus abzunehmen, daß es in Jtalien eine neue
Unruhe nach sich ziehen dürfte. Dem Verneh-
men nach wäre dem nach Petersburg abgegange-
nen Käyserlichen Gesandten Hrn. Graf Kinski zu
seiner Equipage und Reise 20000. fl. ausgezahlet,
folglich aus der Schlesischen Cammer Monatlich
1800. fl. zu erheben angewiesen worden. Er hat
sich auch zu dieser Ambassade, so jedoch nur 1. Jahr
dauren sol, dergestalt kostbar eingerichtet, daß
man dergleichen zu Petersburg wol noch schwer-
lich gesehen haben dürffte, wie Er denn auch 50000.
fl. an Wechsel-Briefen von seinen eigenen Mitteln
mitgenommen, wiewohl Er diese Gesandschafft
sehr ungern angetreten.


Von Pohlnis. und Türckis. Affairen.

Ungeachtet man von
der Ottomannischen Pforte noch alleweil flattiret
wird, daß sich hiesige Cron keines Bruches zu be-
fürchten habe, so lässet doch der Cron Groß-Feld-
Herr die Fahnen zusamen rücken, welche zu mehrer
Sicherheit in der Gegend Caminieck campiren
sollen; imgleichen die Ritterschafft zum 2tenmal
anermahnet worden, sich zum Auffsitzen fertig zu
halten, um sich deren auf benöhtigten Fall bedie-
nen zu können, absonderlich, da sich die Budziaki-
sche und Crimmische Tartarn zusammen sügen,
und man also besorget, daß sie mit gesamter Hand
in Pohlen einfallen dürfften, massen sie gegen hie-
sige Nation wegen der von den Pohlnischen Fah-
nen beym Tartarischen Einfall geleisteten Wider-
stande sehr verbittert sind, mithin solches zu rä-
chen gedrohet haben. Allein wie man vernimt,
so hatte der Groß-Sultan dem Tartar Han anbe-
fehlen lassen, die Cron Pohlen unbeleidiget zu las-
sen; so auch bereits so viel ausgerichtet, daß sie
damit schon einige Zeit eingehalten, wie lange a-
ber solches dauren möchte, stehet zu erwarten.
Jh. Czaarische Majest. haben an Jh. Maj. unsern
König geschrieben, daß Sie den Cron-Regenten
Dunin als Ambassadeur nach Moscau nicht ge-
neigt seynd, derohalben denselben Gesandten
nicht annehmen noch hören, sondern einen andern
an sich abgeschicket wissen wolten.

Der Cron Feld-Herr
befindet sich itzo allhier; dessen Commissarien von
Niester gestern zu ihm kommende erzehleten, daß
die Türcken die Brücke über die Donau noch nicht
geschlagen, wiewol das Holtz dazu zu Obloczycz
fertig lieget. Die Türcken hohlen ihre Lebens-
Mittel zu Schiffe aus Kily nach Constantinopel,
und die Tartarn sollen sich nunmehro unterworf-

[Spaltenumbruch]

Nunmehro
glaubet man gewiß, daß der Friede geſchloſſen,
weil der letztere Courier, wie man fuͤr gewiß ſagen
will, etliche groſſe guͤldene Muͤntzen mit bekom-
men, welche ſonder zweiffel denen Hn. Gevolmaͤch-
tigten zu dieſes Friedens-Schluſſes Andencken
ausgetheilet werden ſollen; und da auch der meiſte
Theil der Staͤnde wegen Jhro Hoheit des Her-
tzogs von Hollſtein in der Nachfolge dieſes Koͤnig-
reichs zu frieden, ſo glaubet man, daß auch dieſe
Sache ihre Richtigkeit habe, zumahlen der Czaar
gar ſtarck darauf beſtanden haben ſol. Der Koͤ-
nig nebſt der Koͤnigin Majeſt. befinden ſich itzo zu
Carlsberg gaͤntzlich wieder geſund. Der Hr. Ad-
miral Norris hat neulich bey Sr. Maj. Audientz
gehabt, und wird die Engliſche Flotte in kurtzem
wieder nach Hauſe ſegeln. Man meynt, daß die
Moſcowiter bereits Anſtalt machen laſſen, Finn-
land an unſere Crone abzutreten.


Kayſerliche Affairen.

Verwichenen Donnerſtag
haben Jh. Kayſerl. Majeſt. in der Favorita ver-
ſchiedenen auslaͤndiſchen Cavalliers Audientz er-
theilet; geſtern aber ſich hinter Br[uͤ]n mit einer
Hirſchbuͤrſt beluſtiget. Es ſol keine Einziehung
der Kayſerl. Regimenter, ſondern nur eine Ver-
aͤnderung vorgenom̃en werden, indem Jh. Kaͤy-
ſerl. Majeſt. zu genugſamer Bedeckung Dero groſ-
ſen Erb-Laͤnder viele Trouppen von noͤhten haben,
man auch noch nicht ergruͤnden kan, was eine oder
andere See-Puiſſance oder auch die Ottomanni-
fche Pforte im Sinn haben, ſintemalen ſelbige die
Jhr. Kaͤyſerl. Majeſt. allergerechteſt zuſtehende
Waſſer-Macht mit ſcheelen Augen anſehen. Es
machet auch groſſe Ombrage, daß Spanien und
Franckreich einen neuen Praͤliminair-Tractat
geſchloſſen, weswegen der bishero am Frantzoͤſiſ.
Hof geweſene Kaͤyſerl. Miniſter, Bentenrieder,
hier erwartet wird, um von allen, was er deßfals
in Erſahrung gebracht, muͤndliche Nachricht ab-
zuſtatten, und neue Jnſtructiones zu dem dieſen
Monaht noch vor ſich gehenden Friedens-Con-
greß zu Cambray einzuhohlen; wiewol einige faſt
zweifeln wollen, ob Jh. Kaͤyſerl. Maj. ſolchen be-
ſchicken werden, beſorgende, daß die Affaire wegen
der Surceßion Toſcana, Parma u. Piazenza aufs
Tapet gebracht werden duͤrffte, hiervon aber Jh.
Kaͤyſerl. Maj. keinesweges abzuſtehen gedencken,
ſondern vielmehr die Ordre nach Jtalien geſand,
ſo ferne ſich einige Jtaliaͤniſche Puiſſancen im ge-
ringſten vor Spanien erklaͤren moͤchten, die Kaͤy-
ſerl. Trouppen alſofort zuſammen gezogen wer-
[Spaltenumbruch] den, und ſich deren Landen bemaͤchtigen ſollen;
woraus abzunehmen, daß es in Jtalien eine neue
Unruhe nach ſich ziehen duͤrfte. Dem Verneh-
men nach waͤre dem nach Petersburg abgegange-
nen Kaͤyſerlichen Geſandten Hrn. Graf Kinski zu
ſeiner Equipage und Reiſe 20000. fl. ausgezahlet,
folglich aus der Schleſiſchen Cammer Monatlich
1800. fl. zu erheben angewieſen worden. Er hat
ſich auch zu dieſer Ambaſſade, ſo jedoch nur 1. Jahr
dauren ſol, dergeſtalt koſtbar eingerichtet, daß
man dergleichen zu Petersburg wol noch ſchwer-
lich geſehen haben duͤrffte, wie Er deñ auch 50000.
fl. an Wechſel-Briefen von ſeinen eigenen Mitteln
mitgenommen, wiewohl Er dieſe Geſandſchafft
ſehr ungern angetreten.


Von Pohlniſ. und Tuͤrckiſ. Affairen.

Ungeachtet man von
der Ottomanniſchen Pforte noch alleweil flattiret
wird, daß ſich hieſige Cron keines Bruches zu be-
fuͤrchten habe, ſo laͤſſet doch der Cron Groß-Feld-
Herꝛ die Fahnen zuſamen ruͤcken, welche zu mehrer
Sicherheit in der Gegend Caminieck campiren
ſollen; imgleichen die Ritterſchafft zum 2tenmal
anermahnet worden, ſich zum Auffſitzen fertig zu
halten, um ſich deren auf benoͤhtigten Fall bedie-
nen zu koͤnnen, abſonderlich, da ſich die Budziaki-
ſche und Crimmiſche Tartarn zuſammen ſuͤgen,
und man alſo beſorget, daß ſie mit geſamter Hand
in Pohlen einfallen duͤrfften, maſſen ſie gegen hie-
ſige Nation wegen der von den Pohlniſchen Fah-
nen beym Tartariſchen Einfall geleiſteten Wider-
ſtande ſehr verbittert ſind, mithin ſolches zu raͤ-
chen gedrohet haben. Allein wie man vernimt,
ſo hatte der Groß-Sultan dem Tartar Han anbe-
fehlen laſſen, die Cron Pohlen unbeleidiget zu laſ-
ſen; ſo auch bereits ſo viel ausgerichtet, daß ſie
damit ſchon einige Zeit eingehalten, wie lange a-
ber ſolches dauren moͤchte, ſtehet zu erwarten.
Jh. Czaariſche Majeſt. haben an Jh. Maj. unſern
Koͤnig geſchrieben, daß Sie den Cron-Regenten
Dunin als Ambaſſadeur nach Moſcau nicht ge-
neigt ſeynd, derohalben denſelben Geſandten
nicht annehmen noch hoͤren, ſondern einen andern
an ſich abgeſchicket wiſſen wolten.

Der Cron Feld-Herr
befindet ſich itzo allhier; deſſen Commiſſarien von
Nieſter geſtern zu ihm kommende erzehleten, daß
die Tuͤrcken die Bruͤcke uͤber die Donau noch nicht
geſchlagen, wiewol das Holtz dazu zu Obloczycz
fertig lieget. Die Tuͤrcken hohlen ihre Lebens-
Mittel zu Schiffe aus Kily nach Conſtantinopel,
und die Tartarn ſollen ſich nunmehro unterworf-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="jPoliticalNews">
          <div type="jPoliticalNews">
            <div type="jArticle">
              <pb facs="#f0002" n="[2]"/>
              <cb/>
            </div>
            <div type="jArticle">
              <dateline><hi rendition="#fr">Aus Schweden/</hi> den 25. July.</dateline>
              <p> Nunmehro<lb/>
glaubet man                         gewiß, daß der Friede ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
weil der                         letztere Courier, wie man fu&#x0364;r gewiß &#x017F;agen<lb/>
will, etliche                         gro&#x017F;&#x017F;e gu&#x0364;ldene Mu&#x0364;ntzen mit bekom-<lb/>
men,                         welche &#x017F;onder zweiffel denen Hn. Gevolma&#x0364;ch-<lb/>
tigten zu                         die&#x017F;es Friedens-Schlu&#x017F;&#x017F;es Andencken<lb/>
ausgetheilet                         werden &#x017F;ollen; und da auch der mei&#x017F;te<lb/>
Theil der                         Sta&#x0364;nde wegen Jhro Hoheit des Her-<lb/>
tzogs von Holl&#x017F;tein in                         der Nachfolge die&#x017F;es Ko&#x0364;nig-<lb/>
reichs zu frieden, &#x017F;o                         glaubet man, daß auch die&#x017F;e<lb/>
Sache ihre Richtigkeit habe, zumahlen                         der Czaar<lb/>
gar &#x017F;tarck darauf be&#x017F;tanden haben &#x017F;ol.                         Der Ko&#x0364;-<lb/>
nig neb&#x017F;t der Ko&#x0364;nigin Maje&#x017F;t.                         befinden &#x017F;ich itzo zu<lb/>
Carlsberg ga&#x0364;ntzlich wieder                         ge&#x017F;und. Der Hr. Ad-<lb/>
miral Norris hat neulich bey Sr. Maj.                         Audientz<lb/>
gehabt, und wird die Engli&#x017F;che Flotte in                         kurtzem<lb/>
wieder nach Hau&#x017F;e &#x017F;egeln. Man meynt, daß                         die<lb/>
Mo&#x017F;cowiter bereits An&#x017F;talt machen                         la&#x017F;&#x017F;en, Finn-<lb/>
land an un&#x017F;ere Crone abzutreten.</p><lb/>
            </div>
          </div>
          <div type="jPoliticalNews">
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Kay&#x017F;erliche</hi> <hi rendition="#aq">Affairen.</hi> </hi> </head><lb/>
            <div type="jArticle">
              <dateline><hi rendition="#fr">Wien/</hi> den 2. Aug.</dateline>
              <p>Verwichenen Donner&#x017F;tag<lb/>
haben Jh. Kay&#x017F;erl. Maje&#x017F;t. in der Favorita                                 ver-<lb/>
&#x017F;chiedenen ausla&#x0364;ndi&#x017F;chen Cavalliers                                 Audientz er-<lb/>
theilet; ge&#x017F;tern aber &#x017F;ich hinter                                     Br<supplied cert="high">u&#x0364;</supplied>n mit                                 einer<lb/>
Hir&#x017F;chbu&#x0364;r&#x017F;t belu&#x017F;tiget. Es                                 &#x017F;ol keine Einziehung<lb/>
der Kay&#x017F;erl. Regimenter,                                 &#x017F;ondern nur eine Ver-<lb/>
a&#x0364;nderung vorgenom&#x0303;en                                 werden, indem Jh. Ka&#x0364;y-<lb/>
&#x017F;erl. Maje&#x017F;t. zu                                 genug&#x017F;amer Bedeckung Dero gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en                                 Erb-La&#x0364;nder viele Trouppen von no&#x0364;hten haben,<lb/>
man                                 auch noch nicht ergru&#x0364;nden kan, was eine oder<lb/>
andere                                 See-Pui&#x017F;&#x017F;ance oder auch die Ottomanni-<lb/>
fche Pforte                                 im Sinn haben, &#x017F;intemalen &#x017F;elbige die<lb/>
Jhr.                                 Ka&#x0364;y&#x017F;erl. Maje&#x017F;t. allergerechte&#x017F;t                                 zu&#x017F;tehende<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er-Macht mit &#x017F;cheelen                                 Augen an&#x017F;ehen. Es<lb/>
machet auch gro&#x017F;&#x017F;e                                 Ombrage, daß Spanien und<lb/>
Franckreich einen neuen                                 Pra&#x0364;liminair-Tractat<lb/>
ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en,                                 weswegen der bishero am Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;.<lb/>
Hof                                 gewe&#x017F;ene Ka&#x0364;y&#x017F;erl. Mini&#x017F;ter,                                 Bentenrieder,<lb/>
hier erwartet wird, um von allen, was er                                 deßfals<lb/>
in Er&#x017F;ahrung gebracht, mu&#x0364;ndliche                                 Nachricht ab-<lb/>
zu&#x017F;tatten, und neue Jn&#x017F;tructiones zu                                 dem die&#x017F;en<lb/>
Monaht noch vor &#x017F;ich gehenden                                 Friedens-Con-<lb/>
greß zu Cambray einzuhohlen; wiewol einige                                 fa&#x017F;t<lb/>
zweifeln wollen, ob Jh. Ka&#x0364;y&#x017F;erl. Maj.                                 &#x017F;olchen be-<lb/>
&#x017F;chicken werden, be&#x017F;orgende,                                 daß die Affaire wegen<lb/>
der Surceßion To&#x017F;cana, Parma u.                                 Piazenza aufs<lb/>
Tapet gebracht werden du&#x0364;rffte, hiervon                                 aber Jh.<lb/>
Ka&#x0364;y&#x017F;erl. Maj. keinesweges                                 abzu&#x017F;tehen gedencken,<lb/>
&#x017F;ondern vielmehr die Ordre                                 nach Jtalien ge&#x017F;and,<lb/>
&#x017F;o ferne &#x017F;ich einige                                 Jtalia&#x0364;ni&#x017F;che Pui&#x017F;&#x017F;ancen im                                 ge-<lb/>
ring&#x017F;ten vor Spanien erkla&#x0364;ren                                 mo&#x0364;chten, die Ka&#x0364;y-<lb/>
&#x017F;erl. Trouppen                                 al&#x017F;ofort zu&#x017F;ammen gezogen wer-<lb/><cb/>
den, und                                 &#x017F;ich deren Landen bema&#x0364;chtigen                                 &#x017F;ollen;<lb/>
woraus abzunehmen, daß es in Jtalien eine                                 neue<lb/>
Unruhe nach &#x017F;ich ziehen du&#x0364;rfte. Dem                                 Verneh-<lb/>
men nach wa&#x0364;re dem nach Petersburg                                 abgegange-<lb/>
nen Ka&#x0364;y&#x017F;erlichen Ge&#x017F;andten Hrn.                                 Graf Kinski zu<lb/>
&#x017F;einer Equipage und Rei&#x017F;e 20000.                                 fl. ausgezahlet,<lb/>
folglich aus der Schle&#x017F;i&#x017F;chen                                 Cammer Monatlich<lb/>
1800. fl. zu erheben angewie&#x017F;en worden.                                 Er hat<lb/>
&#x017F;ich auch zu die&#x017F;er                                 Amba&#x017F;&#x017F;ade, &#x017F;o jedoch nur 1. Jahr<lb/>
dauren                                 &#x017F;ol, derge&#x017F;talt ko&#x017F;tbar eingerichtet,                                 daß<lb/>
man dergleichen zu Petersburg wol noch                                 &#x017F;chwer-<lb/>
lich ge&#x017F;ehen haben du&#x0364;rffte, wie Er                                 den&#x0303; auch 50000.<lb/>
fl. an Wech&#x017F;el-Briefen von                                 &#x017F;einen eigenen Mitteln<lb/>
mitgenommen, wiewohl Er                                 die&#x017F;e Ge&#x017F;and&#x017F;chafft<lb/>
&#x017F;ehr ungern                                 angetreten.</p><lb/>
            </div>
          </div>
          <div type="jPoliticalNews">
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Von Pohlni&#x017F;. und Tu&#x0364;rcki&#x017F;.</hi> <hi rendition="#aq">Affairen.</hi> </hi> </head><lb/>
            <div type="jArticle">
              <dateline><hi rendition="#fr">War&#x017F;chau/</hi> den 2. Aug.</dateline>
              <p>Ungeachtet man                         von<lb/>
der Ottomanni&#x017F;chen Pforte noch alleweil flattiret<lb/>
wird,                         daß &#x017F;ich hie&#x017F;ige Cron keines Bruches zu                         be-<lb/>
fu&#x0364;rchten habe, &#x017F;o la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et doch                         der Cron Groß-Feld-<lb/>
Her&#xA75B; die Fahnen zu&#x017F;amen                         ru&#x0364;cken, welche zu mehrer<lb/>
Sicherheit in der Gegend Caminieck                         campiren<lb/>
&#x017F;ollen; imgleichen die Ritter&#x017F;chafft zum                         2tenmal<lb/>
anermahnet worden, &#x017F;ich zum Auff&#x017F;itzen fertig                         zu<lb/>
halten, um &#x017F;ich deren auf beno&#x0364;htigten Fall                         bedie-<lb/>
nen zu ko&#x0364;nnen, ab&#x017F;onderlich, da &#x017F;ich die                         Budziaki-<lb/>
&#x017F;che und Crimmi&#x017F;che Tartarn zu&#x017F;ammen                         &#x017F;u&#x0364;gen,<lb/>
und man al&#x017F;o be&#x017F;orget, daß                         &#x017F;ie mit ge&#x017F;amter Hand<lb/>
in Pohlen einfallen                         du&#x0364;rfften, ma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie gegen hie-<lb/>
&#x017F;ige                         Nation wegen der von den Pohlni&#x017F;chen Fah-<lb/>
nen beym                         Tartari&#x017F;chen Einfall gelei&#x017F;teten Wider-<lb/>
&#x017F;tande                         &#x017F;ehr verbittert &#x017F;ind, mithin &#x017F;olches zu                         ra&#x0364;-<lb/>
chen gedrohet haben. Allein wie man vernimt,<lb/>
&#x017F;o                         hatte der Groß-Sultan dem Tartar Han anbe-<lb/>
fehlen la&#x017F;&#x017F;en,                         die Cron Pohlen unbeleidiget zu la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en; &#x017F;o auch                         bereits &#x017F;o viel ausgerichtet, daß &#x017F;ie<lb/>
damit &#x017F;chon                         einige Zeit eingehalten, wie lange a-<lb/>
ber &#x017F;olches dauren                         mo&#x0364;chte, &#x017F;tehet zu erwarten.<lb/>
Jh. Czaari&#x017F;che                         Maje&#x017F;t. haben an Jh. Maj. un&#x017F;ern<lb/>
Ko&#x0364;nig                         ge&#x017F;chrieben, daß Sie den Cron-Regenten<lb/>
Dunin als                         Amba&#x017F;&#x017F;adeur nach Mo&#x017F;cau nicht ge-<lb/>
neigt                         &#x017F;eynd, derohalben den&#x017F;elben Ge&#x017F;andten<lb/>
nicht                         annehmen noch ho&#x0364;ren, &#x017F;ondern einen andern<lb/>
an &#x017F;ich                         abge&#x017F;chicket wi&#x017F;&#x017F;en wolten.</p>
            </div><lb/>
            <div type="jArticle">
              <dateline><hi rendition="#fr">Brzezan/</hi> den 22. Jul.</dateline>
              <p>Der Cron Feld-Herr<lb/>
befindet &#x017F;ich itzo allhier; de&#x017F;&#x017F;en                                 Commi&#x017F;&#x017F;arien von<lb/>
Nie&#x017F;ter ge&#x017F;tern zu                                 ihm kommende erzehleten, daß<lb/>
die Tu&#x0364;rcken die                                 Bru&#x0364;cke u&#x0364;ber die Donau noch                                 nicht<lb/>
ge&#x017F;chlagen, wiewol das Holtz dazu zu                                 Obloczycz<lb/>
fertig lieget. Die Tu&#x0364;rcken hohlen ihre                                 Lebens-<lb/>
Mittel zu Schiffe aus Kily nach                                 Con&#x017F;tantinopel,<lb/>
und die Tartarn &#x017F;ollen &#x017F;ich                                 nunmehro unterworf-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[2]/0002] Aus Schweden/ den 25. July. Nunmehro glaubet man gewiß, daß der Friede geſchloſſen, weil der letztere Courier, wie man fuͤr gewiß ſagen will, etliche groſſe guͤldene Muͤntzen mit bekom- men, welche ſonder zweiffel denen Hn. Gevolmaͤch- tigten zu dieſes Friedens-Schluſſes Andencken ausgetheilet werden ſollen; und da auch der meiſte Theil der Staͤnde wegen Jhro Hoheit des Her- tzogs von Hollſtein in der Nachfolge dieſes Koͤnig- reichs zu frieden, ſo glaubet man, daß auch dieſe Sache ihre Richtigkeit habe, zumahlen der Czaar gar ſtarck darauf beſtanden haben ſol. Der Koͤ- nig nebſt der Koͤnigin Majeſt. befinden ſich itzo zu Carlsberg gaͤntzlich wieder geſund. Der Hr. Ad- miral Norris hat neulich bey Sr. Maj. Audientz gehabt, und wird die Engliſche Flotte in kurtzem wieder nach Hauſe ſegeln. Man meynt, daß die Moſcowiter bereits Anſtalt machen laſſen, Finn- land an unſere Crone abzutreten. Kayſerliche Affairen. Wien/ den 2. Aug. Verwichenen Donnerſtag haben Jh. Kayſerl. Majeſt. in der Favorita ver- ſchiedenen auslaͤndiſchen Cavalliers Audientz er- theilet; geſtern aber ſich hinter Bruͤn mit einer Hirſchbuͤrſt beluſtiget. Es ſol keine Einziehung der Kayſerl. Regimenter, ſondern nur eine Ver- aͤnderung vorgenom̃en werden, indem Jh. Kaͤy- ſerl. Majeſt. zu genugſamer Bedeckung Dero groſ- ſen Erb-Laͤnder viele Trouppen von noͤhten haben, man auch noch nicht ergruͤnden kan, was eine oder andere See-Puiſſance oder auch die Ottomanni- fche Pforte im Sinn haben, ſintemalen ſelbige die Jhr. Kaͤyſerl. Majeſt. allergerechteſt zuſtehende Waſſer-Macht mit ſcheelen Augen anſehen. Es machet auch groſſe Ombrage, daß Spanien und Franckreich einen neuen Praͤliminair-Tractat geſchloſſen, weswegen der bishero am Frantzoͤſiſ. Hof geweſene Kaͤyſerl. Miniſter, Bentenrieder, hier erwartet wird, um von allen, was er deßfals in Erſahrung gebracht, muͤndliche Nachricht ab- zuſtatten, und neue Jnſtructiones zu dem dieſen Monaht noch vor ſich gehenden Friedens-Con- greß zu Cambray einzuhohlen; wiewol einige faſt zweifeln wollen, ob Jh. Kaͤyſerl. Maj. ſolchen be- ſchicken werden, beſorgende, daß die Affaire wegen der Surceßion Toſcana, Parma u. Piazenza aufs Tapet gebracht werden duͤrffte, hiervon aber Jh. Kaͤyſerl. Maj. keinesweges abzuſtehen gedencken, ſondern vielmehr die Ordre nach Jtalien geſand, ſo ferne ſich einige Jtaliaͤniſche Puiſſancen im ge- ringſten vor Spanien erklaͤren moͤchten, die Kaͤy- ſerl. Trouppen alſofort zuſammen gezogen wer- den, und ſich deren Landen bemaͤchtigen ſollen; woraus abzunehmen, daß es in Jtalien eine neue Unruhe nach ſich ziehen duͤrfte. Dem Verneh- men nach waͤre dem nach Petersburg abgegange- nen Kaͤyſerlichen Geſandten Hrn. Graf Kinski zu ſeiner Equipage und Reiſe 20000. fl. ausgezahlet, folglich aus der Schleſiſchen Cammer Monatlich 1800. fl. zu erheben angewieſen worden. Er hat ſich auch zu dieſer Ambaſſade, ſo jedoch nur 1. Jahr dauren ſol, dergeſtalt koſtbar eingerichtet, daß man dergleichen zu Petersburg wol noch ſchwer- lich geſehen haben duͤrffte, wie Er deñ auch 50000. fl. an Wechſel-Briefen von ſeinen eigenen Mitteln mitgenommen, wiewohl Er dieſe Geſandſchafft ſehr ungern angetreten. Von Pohlniſ. und Tuͤrckiſ. Affairen. Warſchau/ den 2. Aug. Ungeachtet man von der Ottomanniſchen Pforte noch alleweil flattiret wird, daß ſich hieſige Cron keines Bruches zu be- fuͤrchten habe, ſo laͤſſet doch der Cron Groß-Feld- Herꝛ die Fahnen zuſamen ruͤcken, welche zu mehrer Sicherheit in der Gegend Caminieck campiren ſollen; imgleichen die Ritterſchafft zum 2tenmal anermahnet worden, ſich zum Auffſitzen fertig zu halten, um ſich deren auf benoͤhtigten Fall bedie- nen zu koͤnnen, abſonderlich, da ſich die Budziaki- ſche und Crimmiſche Tartarn zuſammen ſuͤgen, und man alſo beſorget, daß ſie mit geſamter Hand in Pohlen einfallen duͤrfften, maſſen ſie gegen hie- ſige Nation wegen der von den Pohlniſchen Fah- nen beym Tartariſchen Einfall geleiſteten Wider- ſtande ſehr verbittert ſind, mithin ſolches zu raͤ- chen gedrohet haben. Allein wie man vernimt, ſo hatte der Groß-Sultan dem Tartar Han anbe- fehlen laſſen, die Cron Pohlen unbeleidiget zu laſ- ſen; ſo auch bereits ſo viel ausgerichtet, daß ſie damit ſchon einige Zeit eingehalten, wie lange a- ber ſolches dauren moͤchte, ſtehet zu erwarten. Jh. Czaariſche Majeſt. haben an Jh. Maj. unſern Koͤnig geſchrieben, daß Sie den Cron-Regenten Dunin als Ambaſſadeur nach Moſcau nicht ge- neigt ſeynd, derohalben denſelben Geſandten nicht annehmen noch hoͤren, ſondern einen andern an ſich abgeſchicket wiſſen wolten. Brzezan/ den 22. Jul. Der Cron Feld-Herr befindet ſich itzo allhier; deſſen Commiſſarien von Nieſter geſtern zu ihm kommende erzehleten, daß die Tuͤrcken die Bruͤcke uͤber die Donau noch nicht geſchlagen, wiewol das Holtz dazu zu Obloczycz fertig lieget. Die Tuͤrcken hohlen ihre Lebens- Mittel zu Schiffe aus Kily nach Conſtantinopel, und die Tartarn ſollen ſich nunmehro unterworf-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Britt-Marie Schuster: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-01T14:43:40Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Manuel Wille: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-01T14:43:40Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Arnika Lutz: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-01T14:43:40Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (doppelt erfasst).




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_311208_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_311208_1721/2
Zitationshilfe: Staats/ und Gelehrte Zeitung des Hollsteinischen Correspondenten. Nr. 31, Hamburg, 12. August 1721, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_311208_1721/2>, abgerufen am 19.04.2024.