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Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Nr. 93, 14. Juni 1746.

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[Spaltenumbruch] völlig zu Stande gebracht worden, also, daß nun-
mehro die Artillerie darauf aufgeführet werden darf,
welches ohnfehlbar heute Nacht geschehen dürfte.
Der Herr General-Feld-Wachtmeister, Baron von
Roth, wurde heute bey der Armee als General-Feld-
Marschall-Lieutenant declariret.


Denen heutigen Briefen zufolge, sind zwischen
beyden Partheyen zwey ziemlich scharfe Actiones
vorgefallen, nämlich, eine bey St. Lazaro, und
die andere jenseits des Po-Flusses an der Brücken-
Schanz bey Placenz: es sind sodann auf dem Po-
Fluß viele 100 Todte aufgefangen worden.


Vorgestern erhielte der Commendant der hiesigen
Miliz von Codogno den Befehl, die Wachten bey
denen Thoren zu verstärken, worauf man vernom-
men, daß die Spanier ein starkes Detachement
über den Po geschickt, welches in das Gebiet von
Lodi eingefallen, um die darinnen befindliche Oester-
reicher anzugreifen, diese waren aber dergestalt auf
ihrer Hut, daß sie sich sogleich in Sicherheit unter
die Stücke von Pizzighirone begeben: Vermuthlich
war das Hauptabsehen der Spanier, einige Le-
bensmittel, woran sie grossen Abgang verspühren,
einzuholen, da sie aber wenig angetroffen, so sind sie
wieder zur Armee gekehret. Der Marschall von
Maillebois hat Acqui wieder verlassen, worauf der
General von Leutrum davon Besitz genommen.
Aus Marseille wird unterm 18ten dieses berichtet,
daß die Engelländer Loano beschossen, und die allda
befindliche Magazyns in Brand gesteckt hätten,
auch fügten sie der Schiffahrt einen unbeschreibli-
chen Schaden zu.


Der Anwachs des Wassers ist in diesem Lande so
groß gewesen, daß der Comer-See ausgetreten ist,
und die Stadt, so von ihm den Namen führet, der-
massen überschwemmet hat, daß die Einwohner ge-
zöthiget worden sind, in dem andern und dritten
Stockwerke ihrer Häuser sich der Fluth zu entzie-
hen. Man versichert auch, daß die Brücke von Pla-
cenz weggespühlet sey, und daß die Kayserlichen
gleichfalls eine von den ihrigen verlohren. Die
Kayserl. Armee hat auch sonst Beschwerlichkeit da-
von empfunden, indem die beyden Flügel derselben,
wovon sich der rechte bis an den Po, und der linke
bis an die Trebia erstreckte, genöthiget worden, sich
enger einzuziehen, und der Fürst von Lichtenstein
[Spaltenumbruch] sein Quartier nach Maganzis hat verlegen müssen.
Die Operationen behalten indessen noch beständig
ihren Fortgang, den 20sten fiengen die Kayserlichen
an Batterien aufzuwerfen, um auf das Lager der
Feinde und die Stadt Piacenza loszugehen. Den
22sten waren dieselben fertig, und man feuerte von
denselben einige Tage lang so stark, daß die Spanier
sich genöthiget sahen, den größten Theil ihres La-
gers aufzuheben, um in dem bedeckten Wege und
hinter die Wällen der Stadt Schutz zu suchen, wo-
von man aber glaubt, daß sie sich nicht lange allda
aufhalten werden. Sie müssen daselbst sehr in der
Enge seyn. Die Lebensmittel sind allda sehr spar-
sam, und die Artillerie der Kayserlichen ist ihnen
eben so beschwerlich, als vorhin. Man weiß nicht,
wie es mit dem Cardinal Alberoni stehe, der sich
vor einiger Zeit nach St. Lazaro in der Absicht be-
geben, seine Tage allda zu beschliessen. Einige glau-
ben, er habe sich in coguito nach der Vestung Urbin
zu seinem Nepoten begeben. Andere aber behaupten,
er sey zu Piacenza, allwo er willens wäre, die Auf-
lösung der Sache anzusehen, wovon man sagen
kann, daß er sie seit 30 und mehr Jahren eingefädelt.
Der Oberste Baboczay hat den 23sten jenseit der
Trebia, durch eines von seinen Detachement, zween
Spanische Couriere weggenommen, die von Madrid
kamen, und sich zu Genua angetroffen hatten, und
in Gesellschaft zur Armee des Jnfanten Don Phi-
lipp gehen wollten. Jhre Depechen sind dem Für-
sten von Lichtenstein geliefert worden, der, nachdem
er die Copie davon nehmen lassen, die Originale nach
Wien geschickt hat. Man versichert, daß man da-
durch viele wichtige Entdeckungen gemacht. Die
Truppen von Sardinien sind endlich aus ihren Er-
frischungsquartieren herausgegangen, um den An-
fang zu ihren Operationen zu machen. Jhr Ver-
sammlungsort ist zwischen Alexandrien und Aqui,
wo sie der König von Sardinien wieder hat Posto
fassen lassen. Man glaubet, daß sie über die Bo-
runda gehen werden, um den Marschall von Maille-
bois anzugreifen, dessen Armee nur noch aus 16
Bataillons und 4 Cavallerie- und Dragoner-Regi-
mentern bestehet, nachdem er verschiedenes davon
detachiret, um der Armee des Jnsanten zu Hülfe zu
kommen, und seine Zurückziehung zu erleichtern.


Der Prinz von Conty ist erst gestern abgereiset,
und ist nicht nach Metz gegangen, wie man geglau-
bet, sondern nach Seden, wo sich der Rest seiner

[Spaltenumbruch] voͤllig zu Stande gebracht worden, alſo, daß nun-
mehro die Artillerie darauf aufgefuͤhret werden darf,
welches ohnfehlbar heute Nacht geſchehen duͤrfte.
Der Herr General-Feld-Wachtmeiſter, Baron von
Roth, wurde heute bey der Armee als General-Feld-
Marſchall-Lieutenant declariret.


Denen heutigen Briefen zufolge, ſind zwiſchen
beyden Partheyen zwey ziemlich ſcharfe Actiones
vorgefallen, naͤmlich, eine bey St. Lazaro, und
die andere jenſeits des Po-Fluſſes an der Bruͤcken-
Schanz bey Placenz: es ſind ſodann auf dem Po-
Fluß viele 100 Todte aufgefangen worden.


Vorgeſtern erhielte der Commendant der hieſigen
Miliz von Codogno den Befehl, die Wachten bey
denen Thoren zu verſtaͤrken, worauf man vernom-
men, daß die Spanier ein ſtarkes Detachement
uͤber den Po geſchickt, welches in das Gebiet von
Lodi eingefallen, um die darinnen befindliche Oeſter-
reicher anzugreifen, dieſe waren aber dergeſtalt auf
ihrer Hut, daß ſie ſich ſogleich in Sicherheit unter
die Stuͤcke von Pizzighirone begeben: Vermuthlich
war das Hauptabſehen der Spanier, einige Le-
bensmittel, woran ſie groſſen Abgang verſpuͤhren,
einzuholen, da ſie aber wenig angetroffen, ſo ſind ſie
wieder zur Armee gekehret. Der Marſchall von
Maillebois hat Acqui wieder verlaſſen, worauf der
General von Leutrum davon Beſitz genommen.
Aus Marſeille wird unterm 18ten dieſes berichtet,
daß die Engellaͤnder Loano beſchoſſen, und die allda
befindliche Magazyns in Brand geſteckt haͤtten,
auch fuͤgten ſie der Schiffahrt einen unbeſchreibli-
chen Schaden zu.


Der Anwachs des Waſſers iſt in dieſem Lande ſo
groß geweſen, daß der Comer-See ausgetreten iſt,
und die Stadt, ſo von ihm den Namen fuͤhret, der-
maſſen uͤberſchwemmet hat, daß die Einwohner ge-
zoͤthiget worden ſind, in dem andern und dritten
Stockwerke ihrer Haͤuſer ſich der Fluth zu entzie-
hen. Man verſichert auch, daß die Bruͤcke von Pla-
cenz weggeſpuͤhlet ſey, und daß die Kayſerlichen
gleichfalls eine von den ihrigen verlohren. Die
Kayſerl. Armee hat auch ſonſt Beſchwerlichkeit da-
von empfunden, indem die beyden Fluͤgel derſelben,
wovon ſich der rechte bis an den Po, und der linke
bis an die Trebia erſtreckte, genoͤthiget worden, ſich
enger einzuziehen, und der Fuͤrſt von Lichtenſtein
[Spaltenumbruch] ſein Quartier nach Maganzis hat verlegen muͤſſen.
Die Operationen behalten indeſſen noch beſtaͤndig
ihren Fortgang, den 20ſten fiengen die Kayſerlichen
an Batterien aufzuwerfen, um auf das Lager der
Feinde und die Stadt Piacenza loszugehen. Den
22ſten waren dieſelben fertig, und man feuerte von
denſelben einige Tage lang ſo ſtark, daß die Spanier
ſich genoͤthiget ſahen, den groͤßten Theil ihres La-
gers aufzuheben, um in dem bedeckten Wege und
hinter die Waͤllen der Stadt Schutz zu ſuchen, wo-
von man aber glaubt, daß ſie ſich nicht lange allda
aufhalten werden. Sie muͤſſen daſelbſt ſehr in der
Enge ſeyn. Die Lebensmittel ſind allda ſehr ſpar-
ſam, und die Artillerie der Kayſerlichen iſt ihnen
eben ſo beſchwerlich, als vorhin. Man weiß nicht,
wie es mit dem Cardinal Alberoni ſtehe, der ſich
vor einiger Zeit nach St. Lazaro in der Abſicht be-
geben, ſeine Tage allda zu beſchlieſſen. Einige glau-
ben, er habe ſich in coguito nach der Veſtung Urbin
zu ſeinem Nepoten begeben. Andere aber behaupten,
er ſey zu Piacenza, allwo er willens waͤre, die Auf-
loͤſung der Sache anzuſehen, wovon man ſagen
kann, daß er ſie ſeit 30 und mehr Jahren eingefaͤdelt.
Der Oberſte Baboczay hat den 23ſten jenſeit der
Trebia, durch eines von ſeinen Detachement, zween
Spaniſche Couriere weggenommen, die von Madrid
kamen, und ſich zu Genua angetroffen hatten, und
in Geſellſchaft zur Armee des Jnfanten Don Phi-
lipp gehen wollten. Jhre Depechen ſind dem Fuͤr-
ſten von Lichtenſtein geliefert worden, der, nachdem
er die Copie davon nehmen laſſen, die Originale nach
Wien geſchickt hat. Man verſichert, daß man da-
durch viele wichtige Entdeckungen gemacht. Die
Truppen von Sardinien ſind endlich aus ihren Er-
friſchungsquartieren herausgegangen, um den An-
fang zu ihren Operationen zu machen. Jhr Ver-
ſammlungsort iſt zwiſchen Alexandrien und Aqui,
wo ſie der Koͤnig von Sardinien wieder hat Poſto
faſſen laſſen. Man glaubet, daß ſie uͤber die Bo-
runda gehen werden, um den Marſchall von Maille-
bois anzugreifen, deſſen Armee nur noch aus 16
Bataillons und 4 Cavallerie- und Dragoner-Regi-
mentern beſtehet, nachdem er verſchiedenes davon
detachiret, um der Armee des Jnſanten zu Huͤlfe zu
kommen, und ſeine Zuruͤckziehung zu erleichtern.


Der Prinz von Conty iſt erſt geſtern abgereiſet,
und iſt nicht nach Metz gegangen, wie man geglau-
bet, ſondern nach Seden, wo ſich der Reſt ſeiner

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[[2]/0002] voͤllig zu Stande gebracht worden, alſo, daß nun- mehro die Artillerie darauf aufgefuͤhret werden darf, welches ohnfehlbar heute Nacht geſchehen duͤrfte. Der Herr General-Feld-Wachtmeiſter, Baron von Roth, wurde heute bey der Armee als General-Feld- Marſchall-Lieutenant declariret. Bologna, den 26 May. Denen heutigen Briefen zufolge, ſind zwiſchen beyden Partheyen zwey ziemlich ſcharfe Actiones vorgefallen, naͤmlich, eine bey St. Lazaro, und die andere jenſeits des Po-Fluſſes an der Bruͤcken- Schanz bey Placenz: es ſind ſodann auf dem Po- Fluß viele 100 Todte aufgefangen worden. Mayland, den 26 May. Vorgeſtern erhielte der Commendant der hieſigen Miliz von Codogno den Befehl, die Wachten bey denen Thoren zu verſtaͤrken, worauf man vernom- men, daß die Spanier ein ſtarkes Detachement uͤber den Po geſchickt, welches in das Gebiet von Lodi eingefallen, um die darinnen befindliche Oeſter- reicher anzugreifen, dieſe waren aber dergeſtalt auf ihrer Hut, daß ſie ſich ſogleich in Sicherheit unter die Stuͤcke von Pizzighirone begeben: Vermuthlich war das Hauptabſehen der Spanier, einige Le- bensmittel, woran ſie groſſen Abgang verſpuͤhren, einzuholen, da ſie aber wenig angetroffen, ſo ſind ſie wieder zur Armee gekehret. Der Marſchall von Maillebois hat Acqui wieder verlaſſen, worauf der General von Leutrum davon Beſitz genommen. Aus Marſeille wird unterm 18ten dieſes berichtet, daß die Engellaͤnder Loano beſchoſſen, und die allda befindliche Magazyns in Brand geſteckt haͤtten, auch fuͤgten ſie der Schiffahrt einen unbeſchreibli- chen Schaden zu. Mayland, den 27 May. Der Anwachs des Waſſers iſt in dieſem Lande ſo groß geweſen, daß der Comer-See ausgetreten iſt, und die Stadt, ſo von ihm den Namen fuͤhret, der- maſſen uͤberſchwemmet hat, daß die Einwohner ge- zoͤthiget worden ſind, in dem andern und dritten Stockwerke ihrer Haͤuſer ſich der Fluth zu entzie- hen. Man verſichert auch, daß die Bruͤcke von Pla- cenz weggeſpuͤhlet ſey, und daß die Kayſerlichen gleichfalls eine von den ihrigen verlohren. Die Kayſerl. Armee hat auch ſonſt Beſchwerlichkeit da- von empfunden, indem die beyden Fluͤgel derſelben, wovon ſich der rechte bis an den Po, und der linke bis an die Trebia erſtreckte, genoͤthiget worden, ſich enger einzuziehen, und der Fuͤrſt von Lichtenſtein ſein Quartier nach Maganzis hat verlegen muͤſſen. Die Operationen behalten indeſſen noch beſtaͤndig ihren Fortgang, den 20ſten fiengen die Kayſerlichen an Batterien aufzuwerfen, um auf das Lager der Feinde und die Stadt Piacenza loszugehen. Den 22ſten waren dieſelben fertig, und man feuerte von denſelben einige Tage lang ſo ſtark, daß die Spanier ſich genoͤthiget ſahen, den groͤßten Theil ihres La- gers aufzuheben, um in dem bedeckten Wege und hinter die Waͤllen der Stadt Schutz zu ſuchen, wo- von man aber glaubt, daß ſie ſich nicht lange allda aufhalten werden. Sie muͤſſen daſelbſt ſehr in der Enge ſeyn. Die Lebensmittel ſind allda ſehr ſpar- ſam, und die Artillerie der Kayſerlichen iſt ihnen eben ſo beſchwerlich, als vorhin. Man weiß nicht, wie es mit dem Cardinal Alberoni ſtehe, der ſich vor einiger Zeit nach St. Lazaro in der Abſicht be- geben, ſeine Tage allda zu beſchlieſſen. Einige glau- ben, er habe ſich in coguito nach der Veſtung Urbin zu ſeinem Nepoten begeben. Andere aber behaupten, er ſey zu Piacenza, allwo er willens waͤre, die Auf- loͤſung der Sache anzuſehen, wovon man ſagen kann, daß er ſie ſeit 30 und mehr Jahren eingefaͤdelt. Der Oberſte Baboczay hat den 23ſten jenſeit der Trebia, durch eines von ſeinen Detachement, zween Spaniſche Couriere weggenommen, die von Madrid kamen, und ſich zu Genua angetroffen hatten, und in Geſellſchaft zur Armee des Jnfanten Don Phi- lipp gehen wollten. Jhre Depechen ſind dem Fuͤr- ſten von Lichtenſtein geliefert worden, der, nachdem er die Copie davon nehmen laſſen, die Originale nach Wien geſchickt hat. Man verſichert, daß man da- durch viele wichtige Entdeckungen gemacht. Die Truppen von Sardinien ſind endlich aus ihren Er- friſchungsquartieren herausgegangen, um den An- fang zu ihren Operationen zu machen. Jhr Ver- ſammlungsort iſt zwiſchen Alexandrien und Aqui, wo ſie der Koͤnig von Sardinien wieder hat Poſto faſſen laſſen. Man glaubet, daß ſie uͤber die Bo- runda gehen werden, um den Marſchall von Maille- bois anzugreifen, deſſen Armee nur noch aus 16 Bataillons und 4 Cavallerie- und Dragoner-Regi- mentern beſtehet, nachdem er verſchiedenes davon detachiret, um der Armee des Jnſanten zu Huͤlfe zu kommen, und ſeine Zuruͤckziehung zu erleichtern. Paris, den 3 Junius. Der Prinz von Conty iſt erſt geſtern abgereiſet, und iſt nicht nach Metz gegangen, wie man geglau- bet, ſondern nach Seden, wo ſich der Reſt ſeiner

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Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Nr. 93, 14. Juni 1746, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_931406_1746/2>, abgerufen am 23.04.2024.