Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite
VI.
Das neue Ministerium.

In Bedlam habe ich vorigen Sommer einen
Philosophen kennen gelernt, der mir, mit heim¬
lichen Augen und flüsternder Stimme, viele wich¬
tige Aufschlüsse über den Ursprung des Uebels
gegeben hat. Wie mancher andere seiner Collegen
meinte auch er, daß man hierbey etwas Histori¬
sches annehmen müsse. Was mich betrifft, ich
neigte mich ebenfalls zu einer solchen Annahme,
und erklärte das Grundübel der Welt aus dem
Umstand: daß der liebe Gott zu wenig Geld
erschaffen habe.

VI.
Das neue Miniſterium.

In Bedlam habe ich vorigen Sommer einen
Philoſophen kennen gelernt, der mir, mit heim¬
lichen Augen und fluͤſternder Stimme, viele wich¬
tige Aufſchluͤſſe uͤber den Urſprung des Uebels
gegeben hat. Wie mancher andere ſeiner Collegen
meinte auch er, daß man hierbey etwas Hiſtori¬
ſches annehmen muͤſſe. Was mich betrifft, ich
neigte mich ebenfalls zu einer ſolchen Annahme,
und erklaͤrte das Grunduͤbel der Welt aus dem
Umſtand: daß der liebe Gott zu wenig Geld
erſchaffen habe.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0222" n="[208]"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#aq">VI</hi>.<lb/><hi rendition="#g">Das neue Mini&#x017F;terium</hi>.<lb/></head>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <p>In Bedlam habe ich vorigen Sommer einen<lb/>
Philo&#x017F;ophen kennen gelernt, der mir, mit heim¬<lb/>
lichen Augen und flu&#x0364;&#x017F;ternder Stimme, viele wich¬<lb/>
tige Auf&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e u&#x0364;ber den Ur&#x017F;prung des Uebels<lb/>
gegeben hat. Wie mancher andere &#x017F;einer Collegen<lb/>
meinte auch er, daß man hierbey etwas Hi&#x017F;tori¬<lb/>
&#x017F;ches annehmen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Was mich betrifft, ich<lb/>
neigte mich ebenfalls zu einer &#x017F;olchen Annahme,<lb/>
und erkla&#x0364;rte das Grundu&#x0364;bel der Welt aus dem<lb/>
Um&#x017F;tand: daß der liebe Gott zu wenig Geld<lb/>
er&#x017F;chaffen habe.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[208]/0222] VI. Das neue Miniſterium. In Bedlam habe ich vorigen Sommer einen Philoſophen kennen gelernt, der mir, mit heim¬ lichen Augen und fluͤſternder Stimme, viele wich¬ tige Aufſchluͤſſe uͤber den Urſprung des Uebels gegeben hat. Wie mancher andere ſeiner Collegen meinte auch er, daß man hierbey etwas Hiſtori¬ ſches annehmen muͤſſe. Was mich betrifft, ich neigte mich ebenfalls zu einer ſolchen Annahme, und erklaͤrte das Grunduͤbel der Welt aus dem Umſtand: daß der liebe Gott zu wenig Geld erſchaffen habe.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/222
Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. [208]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/222>, abgerufen am 29.03.2024.