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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 1. Riga, 1793.

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9:

Sie wollen also, daß ich meine Blumen-
lese auch in den reiferen, schwereren Jahren
des Königs fortsetze; Ihr Wille geschehe.
Fast mit jedem Jahre wächst meine stille Be-
wunderung des großen Mannes, und in
den Zeiten des siebenjährigen Krieges steigt
sie fast zum hohen tragischen Mitleid. Eine
Seele, die zum Genuß, zur schönsten Wirk-
samkeit in Zeiten der Ruhe und des Frie-
dens geschaffen war, die in jugendlichen
Jahren ihren ersten und zweiten Ausflug
nach dem Kranz kriegerischer Ehre gleichsam
nur in der Begeisterung des Augenblicks,

G 2
9:

Sie wollen alſo, daß ich meine Blumen-
leſe auch in den reiferen, ſchwereren Jahren
des Koͤnigs fortſetze; Ihr Wille geſchehe.
Faſt mit jedem Jahre waͤchſt meine ſtille Be-
wunderung des großen Mannes, und in
den Zeiten des ſiebenjaͤhrigen Krieges ſteigt
ſie faſt zum hohen tragiſchen Mitleid. Eine
Seele, die zum Genuß, zur ſchoͤnſten Wirk-
ſamkeit in Zeiten der Ruhe und des Frie-
dens geſchaffen war, die in jugendlichen
Jahren ihren erſten und zweiten Ausflug
nach dem Kranz kriegeriſcher Ehre gleichſam
nur in der Begeiſterung des Augenblicks,

G 2
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[99/0106] 9: Sie wollen alſo, daß ich meine Blumen- leſe auch in den reiferen, ſchwereren Jahren des Koͤnigs fortſetze; Ihr Wille geſchehe. Faſt mit jedem Jahre waͤchſt meine ſtille Be- wunderung des großen Mannes, und in den Zeiten des ſiebenjaͤhrigen Krieges ſteigt ſie faſt zum hohen tragiſchen Mitleid. Eine Seele, die zum Genuß, zur ſchoͤnſten Wirk- ſamkeit in Zeiten der Ruhe und des Frie- dens geſchaffen war, die in jugendlichen Jahren ihren erſten und zweiten Ausflug nach dem Kranz kriegeriſcher Ehre gleichſam nur in der Begeiſterung des Augenblicks, G 2

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 1. Riga, 1793, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet01_1793/106>, abgerufen am 18.04.2024.