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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 1. Leipzig, 1779.

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Vorbericht.
heimischen Gärten werde ich in der Fortsetzung theils eigene, theils mitge-
theilte Schilderungen vorzulegen suchen. Noch fehlt es uns, bis etwa
auf ein paar Ausnahmen, an gedruckten Nachrichten von deutschen Gär-
ten ganz. In jedem der folgenden Bände soll für solche Beschreibungen
von Gärten, die für sich ein gewisses Ganzes ausmachen, oder die bey den
Regeln selbst nicht bequem als Beyspiele und Erläuterungen zum Grunde
gelegt werden können, ein besonderer Platz offen gelassen werden.

Unter den Kupferverzierungen trifft man hier zuvörderst nützliche
Nachbildungen ausländischer, zum Theil von den berühmtesten Baumei-
stern errichteter Landhäuser und Gartengebäude an, die aus verschiede-
nen kostbaren und oft seltenen Werken ausgewählt sind und dazu dienen,
den reinern Geschmack in diesem Theil der Architektur zu zeigen. Bey
solchen Gebäuden kommt es vornehmlich darauf an, die Schönheit der
Form und des äußern Ansehens bey der Verschiedenheit ihrer Größe und
ihres Charakters kennen zu lernen, da die innere Einrichtung sich nach der
Bequemlichkeit, dem Gutdünken und den mancherley Absichten der Be-
wohner richtet, und das, was eigentlich Baukunst ist, hier nicht gelehrt
wird. Andre von diesen Landhäusern und Gartengebäuden sind Erfin-
dungen geschickter Architekten, die eine Ausführung erwarten. Was an
Gebäuden von dieser Classe bey verschiedenen Nationen, die im Besitz des
guten Geschmacks sind, hie und da ausgeführt oder vorgezeichnet ist, da-
von wird man hier jetzt und in der Fortsetzung das, was der Nachahmung
oder doch der Bemerkung werth scheint, wie in einer kleinen Gallerie, ge-
sammelt und nachgebildet finden.

Die grössern landschaftlichen Vorstellungen, die einzelne Natursce-
nen oder charakteristische Gegenden betreffen, bin ich fast alle dem edel-
müthigen Eifer eines Mannes schuldig, der gleich bey der ersten Ankündi-
gung dieses Werks sich mir freundschaftlich zugesellet hat. Mit den Ta-
lenten eines Landschafters geboren, folgte er dem Rufe der Natur schon

in

Vorbericht.
heimiſchen Gaͤrten werde ich in der Fortſetzung theils eigene, theils mitge-
theilte Schilderungen vorzulegen ſuchen. Noch fehlt es uns, bis etwa
auf ein paar Ausnahmen, an gedruckten Nachrichten von deutſchen Gaͤr-
ten ganz. In jedem der folgenden Baͤnde ſoll fuͤr ſolche Beſchreibungen
von Gaͤrten, die fuͤr ſich ein gewiſſes Ganzes ausmachen, oder die bey den
Regeln ſelbſt nicht bequem als Beyſpiele und Erlaͤuterungen zum Grunde
gelegt werden koͤnnen, ein beſonderer Platz offen gelaſſen werden.

Unter den Kupferverzierungen trifft man hier zuvoͤrderſt nuͤtzliche
Nachbildungen auslaͤndiſcher, zum Theil von den beruͤhmteſten Baumei-
ſtern errichteter Landhaͤuſer und Gartengebaͤude an, die aus verſchiede-
nen koſtbaren und oft ſeltenen Werken ausgewaͤhlt ſind und dazu dienen,
den reinern Geſchmack in dieſem Theil der Architektur zu zeigen. Bey
ſolchen Gebaͤuden kommt es vornehmlich darauf an, die Schoͤnheit der
Form und des aͤußern Anſehens bey der Verſchiedenheit ihrer Groͤße und
ihres Charakters kennen zu lernen, da die innere Einrichtung ſich nach der
Bequemlichkeit, dem Gutduͤnken und den mancherley Abſichten der Be-
wohner richtet, und das, was eigentlich Baukunſt iſt, hier nicht gelehrt
wird. Andre von dieſen Landhaͤuſern und Gartengebaͤuden ſind Erfin-
dungen geſchickter Architekten, die eine Ausfuͤhrung erwarten. Was an
Gebaͤuden von dieſer Claſſe bey verſchiedenen Nationen, die im Beſitz des
guten Geſchmacks ſind, hie und da ausgefuͤhrt oder vorgezeichnet iſt, da-
von wird man hier jetzt und in der Fortſetzung das, was der Nachahmung
oder doch der Bemerkung werth ſcheint, wie in einer kleinen Gallerie, ge-
ſammelt und nachgebildet finden.

Die groͤſſern landſchaftlichen Vorſtellungen, die einzelne Naturſce-
nen oder charakteriſtiſche Gegenden betreffen, bin ich faſt alle dem edel-
muͤthigen Eifer eines Mannes ſchuldig, der gleich bey der erſten Ankuͤndi-
gung dieſes Werks ſich mir freundſchaftlich zugeſellet hat. Mit den Ta-
lenten eines Landſchafters geboren, folgte er dem Rufe der Natur ſchon

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[XII/0012] Vorbericht. heimiſchen Gaͤrten werde ich in der Fortſetzung theils eigene, theils mitge- theilte Schilderungen vorzulegen ſuchen. Noch fehlt es uns, bis etwa auf ein paar Ausnahmen, an gedruckten Nachrichten von deutſchen Gaͤr- ten ganz. In jedem der folgenden Baͤnde ſoll fuͤr ſolche Beſchreibungen von Gaͤrten, die fuͤr ſich ein gewiſſes Ganzes ausmachen, oder die bey den Regeln ſelbſt nicht bequem als Beyſpiele und Erlaͤuterungen zum Grunde gelegt werden koͤnnen, ein beſonderer Platz offen gelaſſen werden. Unter den Kupferverzierungen trifft man hier zuvoͤrderſt nuͤtzliche Nachbildungen auslaͤndiſcher, zum Theil von den beruͤhmteſten Baumei- ſtern errichteter Landhaͤuſer und Gartengebaͤude an, die aus verſchiede- nen koſtbaren und oft ſeltenen Werken ausgewaͤhlt ſind und dazu dienen, den reinern Geſchmack in dieſem Theil der Architektur zu zeigen. Bey ſolchen Gebaͤuden kommt es vornehmlich darauf an, die Schoͤnheit der Form und des aͤußern Anſehens bey der Verſchiedenheit ihrer Groͤße und ihres Charakters kennen zu lernen, da die innere Einrichtung ſich nach der Bequemlichkeit, dem Gutduͤnken und den mancherley Abſichten der Be- wohner richtet, und das, was eigentlich Baukunſt iſt, hier nicht gelehrt wird. Andre von dieſen Landhaͤuſern und Gartengebaͤuden ſind Erfin- dungen geſchickter Architekten, die eine Ausfuͤhrung erwarten. Was an Gebaͤuden von dieſer Claſſe bey verſchiedenen Nationen, die im Beſitz des guten Geſchmacks ſind, hie und da ausgefuͤhrt oder vorgezeichnet iſt, da- von wird man hier jetzt und in der Fortſetzung das, was der Nachahmung oder doch der Bemerkung werth ſcheint, wie in einer kleinen Gallerie, ge- ſammelt und nachgebildet finden. Die groͤſſern landſchaftlichen Vorſtellungen, die einzelne Naturſce- nen oder charakteriſtiſche Gegenden betreffen, bin ich faſt alle dem edel- muͤthigen Eifer eines Mannes ſchuldig, der gleich bey der erſten Ankuͤndi- gung dieſes Werks ſich mir freundſchaftlich zugeſellet hat. Mit den Ta- lenten eines Landſchafters geboren, folgte er dem Rufe der Natur ſchon in

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 1. Leipzig, 1779, S. XII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst1_1779/12>, abgerufen am 29.03.2024.