Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

Bild:
<< vorherige Seite

der Ereignisse, die wie tobende Wellen auf
mich hineinbrausten. -- Ich konnte mich
selbst nicht wieder finden! Offenbar wur¬
de Viktorin durch den Zufall der meine Hand,
nicht meinen Willen, leitete in den Abgrund
gestürzt! -- ich trete an seine Stelle, aber
Reinhold kennt den Pater Medardus, den
Prediger im Capuziner Kloster in ..r, und
so bin ich ihm das wirklich, was ich bin! --
Aber das Verhältniß mit der Baronesse,
welches Viktorin unterhält, kommt auf mein
Haupt, denn ich bin selbst Viktorin. Ich
bin das, was ich scheine, und scheine das
nicht, was ich bin, mir selbst ein unerklärlich
Räthsel, bin ich entzweit mit meinem Ich!

Des Sturms in meinem Innern uner¬
achtet, gelang es mir die dem Priester ziem¬
liche Ruhe zu erheucheln, und so trat ich
vor den Baron. Ich fand in ihm einen be¬
jahrten Mann, aber in den erloschenen Zü¬
gen lagen noch die Andeutungen seltner Fülle
und Kraft. Nicht das Alter, sondern der

der Ereigniſſe, die wie tobende Wellen auf
mich hineinbrausten. — Ich konnte mich
ſelbſt nicht wieder finden! Offenbar wur¬
de Viktorin durch den Zufall der meine Hand,
nicht meinen Willen, leitete in den Abgrund
geſtuͤrzt! — ich trete an ſeine Stelle, aber
Reinhold kennt den Pater Medardus, den
Prediger im Capuziner Kloſter in ..r, und
ſo bin ich ihm das wirklich, was ich bin! —
Aber das Verhaͤltniß mit der Baroneſſe,
welches Viktorin unterhaͤlt, kommt auf mein
Haupt, denn ich bin ſelbſt Viktorin. Ich
bin das, was ich ſcheine, und ſcheine das
nicht, was ich bin, mir ſelbſt ein unerklaͤrlich
Raͤthſel, bin ich entzweit mit meinem Ich!

Des Sturms in meinem Innern uner¬
achtet, gelang es mir die dem Prieſter ziem¬
liche Ruhe zu erheucheln, und ſo trat ich
vor den Baron. Ich fand in ihm einen be¬
jahrten Mann, aber in den erloſchenen Zuͤ¬
gen lagen noch die Andeutungen ſeltner Fuͤlle
und Kraft. Nicht das Alter, ſondern der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0150" n="134"/>
der Ereigni&#x017F;&#x017F;e, die wie tobende Wellen auf<lb/>
mich hineinbrausten. &#x2014; Ich konnte mich<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t nicht wieder finden! Offenbar wur¬<lb/>
de Viktorin durch den Zufall der meine Hand,<lb/>
nicht meinen Willen, leitete in den Abgrund<lb/>
ge&#x017F;tu&#x0364;rzt! &#x2014; ich trete an &#x017F;eine Stelle, aber<lb/>
Reinhold kennt den Pater Medardus, den<lb/>
Prediger im Capuziner Klo&#x017F;ter in ..r, und<lb/>
&#x017F;o bin ich ihm das wirklich, was ich bin! &#x2014;<lb/>
Aber das Verha&#x0364;ltniß mit der Barone&#x017F;&#x017F;e,<lb/>
welches Viktorin unterha&#x0364;lt, kommt auf mein<lb/>
Haupt, denn ich bin &#x017F;elb&#x017F;t Viktorin. Ich<lb/>
bin das, was ich &#x017F;cheine, und &#x017F;cheine das<lb/>
nicht, was ich bin, mir &#x017F;elb&#x017F;t ein unerkla&#x0364;rlich<lb/>
Ra&#x0364;th&#x017F;el, bin ich entzweit mit meinem Ich!</p><lb/>
            <p>Des Sturms in meinem Innern uner¬<lb/>
achtet, gelang es mir die dem Prie&#x017F;ter ziem¬<lb/>
liche Ruhe zu erheucheln, und &#x017F;o trat ich<lb/>
vor den Baron. Ich fand in ihm einen be¬<lb/>
jahrten Mann, aber in den erlo&#x017F;chenen Zu&#x0364;¬<lb/>
gen lagen noch die Andeutungen &#x017F;eltner Fu&#x0364;lle<lb/>
und Kraft. Nicht das Alter, &#x017F;ondern der<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[134/0150] der Ereigniſſe, die wie tobende Wellen auf mich hineinbrausten. — Ich konnte mich ſelbſt nicht wieder finden! Offenbar wur¬ de Viktorin durch den Zufall der meine Hand, nicht meinen Willen, leitete in den Abgrund geſtuͤrzt! — ich trete an ſeine Stelle, aber Reinhold kennt den Pater Medardus, den Prediger im Capuziner Kloſter in ..r, und ſo bin ich ihm das wirklich, was ich bin! — Aber das Verhaͤltniß mit der Baroneſſe, welches Viktorin unterhaͤlt, kommt auf mein Haupt, denn ich bin ſelbſt Viktorin. Ich bin das, was ich ſcheine, und ſcheine das nicht, was ich bin, mir ſelbſt ein unerklaͤrlich Raͤthſel, bin ich entzweit mit meinem Ich! Des Sturms in meinem Innern uner¬ achtet, gelang es mir die dem Prieſter ziem¬ liche Ruhe zu erheucheln, und ſo trat ich vor den Baron. Ich fand in ihm einen be¬ jahrten Mann, aber in den erloſchenen Zuͤ¬ gen lagen noch die Andeutungen ſeltner Fuͤlle und Kraft. Nicht das Alter, ſondern der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/150
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/150>, abgerufen am 28.03.2024.