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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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So viel ist gewiss, dass es nicht so
wohl auf die Qualität aber gar sehr auf
die Quantität der Nahrungsmittel an-
kommt, wenn wir auf Verlängerung des
Lebens sehen, und Cornaros Beyspiel
giebt uns davon einen erstaunlichen Be-
weiss, wie weit ein sonst schwächlicher
Mensch dadurch seine Existenz verlän-
gern kann.

Man kann mit Wahrheit behaupten,
dass der grösste Theil der Menschen viel
mehr isst, als er nöthig hat, und schon
in der Kindheit wird uns durch das ge-
waltsame Hinunterstopfen und Ueber-
füttern der natürliche Sinn genommen,
zu wissen, wenn wir satt sind.

Ich werde also hier nur solche all-
gemeine Regeln in Absicht aufs Essen
und Trinken geben, die allgemein gül-
tig sind, und von denen ich überzeugt
bin, dass sie wesentlichen Einfluss auf
Verlängerung des Lebens haben.

1. Nicht das, was wir essen, son-
dern das, was wir verdauen, kommt
uns zu gute und gereicht uns zur Nah-

So viel iſt gewiſs, daſs es nicht ſo
wohl auf die Qualität aber gar ſehr auf
die Quantität der Nahrungsmittel an-
kommt, wenn wir auf Verlängerung des
Lebens ſehen, und Cornaros Beyſpiel
giebt uns davon einen erſtaunlichen Be-
weiſs, wie weit ein ſonſt ſchwächlicher
Menſch dadurch ſeine Exiſtenz verlän-
gern kann.

Man kann mit Wahrheit behaupten,
daſs der gröſste Theil der Menſchen viel
mehr iſst, als er nöthig hat, und ſchon
in der Kindheit wird uns durch das ge-
waltſame Hinunterſtopfen und Ueber-
füttern der natürliche Sinn genommen,
zu wiſſen, wenn wir ſatt ſind.

Ich werde alſo hier nur ſolche all-
gemeine Regeln in Abſicht aufs Eſſen
und Trinken geben, die allgemein gül-
tig ſind, und von denen ich überzeugt
bin, daſs ſie weſentlichen Einfluſs auf
Verlängerung des Lebens haben.

1. Nicht das, was wir eſſen, ſon-
dern das, was wir verdauen, kommt
uns zu gute und gereicht uns zur Nah-

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[600/0628] So viel iſt gewiſs, daſs es nicht ſo wohl auf die Qualität aber gar ſehr auf die Quantität der Nahrungsmittel an- kommt, wenn wir auf Verlängerung des Lebens ſehen, und Cornaros Beyſpiel giebt uns davon einen erſtaunlichen Be- weiſs, wie weit ein ſonſt ſchwächlicher Menſch dadurch ſeine Exiſtenz verlän- gern kann. Man kann mit Wahrheit behaupten, daſs der gröſste Theil der Menſchen viel mehr iſst, als er nöthig hat, und ſchon in der Kindheit wird uns durch das ge- waltſame Hinunterſtopfen und Ueber- füttern der natürliche Sinn genommen, zu wiſſen, wenn wir ſatt ſind. Ich werde alſo hier nur ſolche all- gemeine Regeln in Abſicht aufs Eſſen und Trinken geben, die allgemein gül- tig ſind, und von denen ich überzeugt bin, daſs ſie weſentlichen Einfluſs auf Verlängerung des Lebens haben. 1. Nicht das, was wir eſſen, ſon- dern das, was wir verdauen, kommt uns zu gute und gereicht uns zur Nah-

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 600. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/628>, abgerufen am 25.04.2024.