Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

alle heftige Erhitzungen und Erkältun-
gen, insbesondere der Füsse, vermei-
den.

Ich komme nun auf Beantwortung
der Frage: Wie soll man eine schon aus-
gebrochne Krankheit behandeln, und wie
den Arzt und die Arzneykunst benutzen?

Das wichtigste lässt sich in folgende Re-
geln bringen:

1. Man brauche nie Arzneymittel,
ohne hinreichenden Grund dazu zu ha-
ben, denn wer wollte sich ohne Noth
krank machen? Daher die Gewohnhei-
ten, zu bestimmten Zeiten zu purgiren,
Ader zu lassen u. dgl., blos um mögliche
Uebel zu verhüten, äusserst nachtheilig
sind. Gar oft werden die Uebel dadurch
erst bewirkt, die man zu vermeiden
suchte.

2. Es ist weit besser, Krankheiten
verhüten, als Krankheiten heilen, denn
das leztre ist immer mit mehr Kraftver-
lust und folglich Lebensverkürzung ver-
bunden. Man beobachte daher vorzüg-

lich

alle heftige Erhitzungen und Erkältun-
gen, insbeſondere der Füſse, vermei-
den.

Ich komme nun auf Beantwortung
der Frage: Wie ſoll man eine ſchon aus-
gebrochne Krankheit behandeln, und wie
den Arzt und die Arzneykunſt benutzen?

Das wichtigſte läſst ſich in folgende Re-
geln bringen:

1. Man brauche nie Arzneymittel,
ohne hinreichenden Grund dazu zu ha-
ben, denn wer wollte ſich ohne Noth
krank machen? Daher die Gewohnhei-
ten, zu beſtimmten Zeiten zu purgiren,
Ader zu laſſen u. dgl., blos um mögliche
Uebel zu verhüten, äuſſerſt nachtheilig
ſind. Gar oft werden die Uebel dadurch
erſt bewirkt, die man zu vermeiden
ſuchte.

2. Es iſt weit beſſer, Krankheiten
verhüten, als Krankheiten heilen, denn
das leztre iſt immer mit mehr Kraftver-
luſt und folglich Lebensverkürzung ver-
bunden. Man beobachte daher vorzüg-

lich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0684" n="656"/>
alle heftige Erhitzungen und Erkältun-<lb/>
gen, insbe&#x017F;ondere der Fü&#x017F;se, vermei-<lb/>
den.</p><lb/>
            <p>Ich komme nun auf Beantwortung<lb/>
der Frage: <hi rendition="#i">Wie &#x017F;oll man eine &#x017F;chon aus-<lb/>
gebrochne Krankheit behandeln, und wie<lb/>
den Arzt und die Arzneykun&#x017F;t benutzen?</hi><lb/>
Das wichtig&#x017F;te lä&#x017F;st &#x017F;ich in folgende Re-<lb/>
geln bringen:</p><lb/>
            <p>1. Man brauche nie Arzneymittel,<lb/>
ohne hinreichenden Grund dazu zu ha-<lb/>
ben, denn wer wollte &#x017F;ich ohne Noth<lb/>
krank machen? Daher die Gewohnhei-<lb/>
ten, zu be&#x017F;timmten Zeiten zu purgiren,<lb/>
Ader zu la&#x017F;&#x017F;en u. dgl., blos um mögliche<lb/>
Uebel zu verhüten, äu&#x017F;&#x017F;er&#x017F;t nachtheilig<lb/>
&#x017F;ind. Gar oft werden die Uebel dadurch<lb/>
er&#x017F;t bewirkt, die man zu vermeiden<lb/>
&#x017F;uchte.</p><lb/>
            <p>2. Es i&#x017F;t weit be&#x017F;&#x017F;er, Krankheiten<lb/>
verhüten, als Krankheiten heilen, denn<lb/>
das leztre i&#x017F;t immer mit mehr Kraftver-<lb/>
lu&#x017F;t und folglich Lebensverkürzung ver-<lb/>
bunden. Man beobachte daher vorzüg-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">lich</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[656/0684] alle heftige Erhitzungen und Erkältun- gen, insbeſondere der Füſse, vermei- den. Ich komme nun auf Beantwortung der Frage: Wie ſoll man eine ſchon aus- gebrochne Krankheit behandeln, und wie den Arzt und die Arzneykunſt benutzen? Das wichtigſte läſst ſich in folgende Re- geln bringen: 1. Man brauche nie Arzneymittel, ohne hinreichenden Grund dazu zu ha- ben, denn wer wollte ſich ohne Noth krank machen? Daher die Gewohnhei- ten, zu beſtimmten Zeiten zu purgiren, Ader zu laſſen u. dgl., blos um mögliche Uebel zu verhüten, äuſſerſt nachtheilig ſind. Gar oft werden die Uebel dadurch erſt bewirkt, die man zu vermeiden ſuchte. 2. Es iſt weit beſſer, Krankheiten verhüten, als Krankheiten heilen, denn das leztre iſt immer mit mehr Kraftver- luſt und folglich Lebensverkürzung ver- bunden. Man beobachte daher vorzüg- lich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/684
Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 656. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/684>, abgerufen am 24.04.2024.