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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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geerbt, so muß er durch eine geistige Wiedergeburt diesem
Elende entrissen, und Christo dem geistigen Stammvater
des Menschengeschlechts einverleibt werden. Das nun ge-
schieht im hl. Sakramente der Taufe durch den hl. Geist
und das in der Taufe Christi geheiligte Wasser, welches
der Taufende über den Täufling gießt und dabei die
Worte spricht: "Ich taufe dich im Namen des Vaters,
und des Sohnes und des hl. Geistes."

Aber ist das wirklich nothwendig? Der vornehme
Nikodemus, ein Pharisäer, kam aus Furcht vor den Juden
Nachts zu dem göttlichen Heilande. Er war also nicht gerade
ein Held, aber doch heilsbegierig. Deshalb nahm ihn
der Heiland liebevoll auf, um mit der Zeit noch einen
Helden aus ihm zu machen. Im Verlaufe der Unterredung
sprach er zu ihm: "Wahrlich, wahrlich sag' ich dir, wenn
jemand nicht neu geboren wird, so kann er das Reich
Gottes nicht sehen."

Nikodemus faßte diese Worte fleischlich auf und sagte:
"Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist."
Christus antwortet: "Wahrlich, wahrlich sag' ich dir, wenn
jemand nicht wieder geboren wird, aus dem Wasser und
dem hl. Geiste, so kann er in das Reich Gottes nicht ein-
gehen."
(Joh. III. 3.)

Wenn auch diese Worte klar sind, so will ich doch
die Worte des hl. Augustinus noch beifügen: "Du verstehst
eine fleischliche Geburt, aber aus dem Wasser und dem
hl. Geiste muß der Mensch wegen des Reiches Gottes
geboren werden. Wenn jemand wegen der zeitlichen Erb-
schaft des menschlichen Vaters, aus dem Schooße der
Mutter geboren wird, so wird er wegen der ewigen Erb-
schaft Gott des Vaters aus dem Schooße der Kirche wieder-
geboren. Der dem Tode geweihte Vater zeugt durch seine
Gattin einen Sohn, der ihm nachfolgen soll; Gott aber
zeugt durch die Kirche Söhne, die ihm nicht nachfolgen,
sondern bei ihm bleiben sollen."
(Tract. XIII. in Joh.)

geerbt, so muß er durch eine geistige Wiedergeburt diesem
Elende entrissen, und Christo dem geistigen Stammvater
des Menschengeschlechts einverleibt werden. Das nun ge-
schieht im hl. Sakramente der Taufe durch den hl. Geist
und das in der Taufe Christi geheiligte Wasser, welches
der Taufende über den Täufling gießt und dabei die
Worte spricht: „Ich taufe dich im Namen des Vaters,
und des Sohnes und des hl. Geistes.“

Aber ist das wirklich nothwendig? Der vornehme
Nikodemus, ein Pharisäer, kam aus Furcht vor den Juden
Nachts zu dem göttlichen Heilande. Er war also nicht gerade
ein Held, aber doch heilsbegierig. Deshalb nahm ihn
der Heiland liebevoll auf, um mit der Zeit noch einen
Helden aus ihm zu machen. Im Verlaufe der Unterredung
sprach er zu ihm: „Wahrlich, wahrlich sag' ich dir, wenn
jemand nicht neu geboren wird, so kann er das Reich
Gottes nicht sehen.“

Nikodemus faßte diese Worte fleischlich auf und sagte:
„Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist.“
Christus antwortet: „Wahrlich, wahrlich sag' ich dir, wenn
jemand nicht wieder geboren wird, aus dem Wasser und
dem hl. Geiste, so kann er in das Reich Gottes nicht ein-
gehen.“
(Joh. III. 3.)

Wenn auch diese Worte klar sind, so will ich doch
die Worte des hl. Augustinus noch beifügen: „Du verstehst
eine fleischliche Geburt, aber aus dem Wasser und dem
hl. Geiste muß der Mensch wegen des Reiches Gottes
geboren werden. Wenn jemand wegen der zeitlichen Erb-
schaft des menschlichen Vaters, aus dem Schooße der
Mutter geboren wird, so wird er wegen der ewigen Erb-
schaft Gott des Vaters aus dem Schooße der Kirche wieder-
geboren. Der dem Tode geweihte Vater zeugt durch seine
Gattin einen Sohn, der ihm nachfolgen soll; Gott aber
zeugt durch die Kirche Söhne, die ihm nicht nachfolgen,
sondern bei ihm bleiben sollen.“
(Tract. XIII. in Joh.)

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[158/0170] geerbt, so muß er durch eine geistige Wiedergeburt diesem Elende entrissen, und Christo dem geistigen Stammvater des Menschengeschlechts einverleibt werden. Das nun ge- schieht im hl. Sakramente der Taufe durch den hl. Geist und das in der Taufe Christi geheiligte Wasser, welches der Taufende über den Täufling gießt und dabei die Worte spricht: „Ich taufe dich im Namen des Vaters, und des Sohnes und des hl. Geistes.“ Aber ist das wirklich nothwendig? Der vornehme Nikodemus, ein Pharisäer, kam aus Furcht vor den Juden Nachts zu dem göttlichen Heilande. Er war also nicht gerade ein Held, aber doch heilsbegierig. Deshalb nahm ihn der Heiland liebevoll auf, um mit der Zeit noch einen Helden aus ihm zu machen. Im Verlaufe der Unterredung sprach er zu ihm: „Wahrlich, wahrlich sag' ich dir, wenn jemand nicht neu geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.“ Nikodemus faßte diese Worte fleischlich auf und sagte: „Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist.“ Christus antwortet: „Wahrlich, wahrlich sag' ich dir, wenn jemand nicht wieder geboren wird, aus dem Wasser und dem hl. Geiste, so kann er in das Reich Gottes nicht ein- gehen.“ (Joh. III. 3.) Wenn auch diese Worte klar sind, so will ich doch die Worte des hl. Augustinus noch beifügen: „Du verstehst eine fleischliche Geburt, aber aus dem Wasser und dem hl. Geiste muß der Mensch wegen des Reiches Gottes geboren werden. Wenn jemand wegen der zeitlichen Erb- schaft des menschlichen Vaters, aus dem Schooße der Mutter geboren wird, so wird er wegen der ewigen Erb- schaft Gott des Vaters aus dem Schooße der Kirche wieder- geboren. Der dem Tode geweihte Vater zeugt durch seine Gattin einen Sohn, der ihm nachfolgen soll; Gott aber zeugt durch die Kirche Söhne, die ihm nicht nachfolgen, sondern bei ihm bleiben sollen.“ (Tract. XIII. in Joh.)

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/170>, abgerufen am 20.04.2024.