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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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euere Kinder selten; aber sie sollen wissen, daß die Ruthe
der Lohn der Sünde, wie die Hölle die Strafe des un-
bußfertigen Sünders ist.

So werdet ihr sie unter der Ruthe haben, nicht aus
Zorn, nicht aus Rache, sondern in der wahren Liebe zu
Gott und zu euerem Kinde. Und die Folge hievon? Sie
werden euere Freude. Wenn ihr aber nicht so handelt,
so verkündet euch der gleiche hl. Geist die düstere Zukunft.
"Ihr werdet an die Thüre des Nachbarn zu klopfen
haben."

Diese wenige Worte bilden den Inhalt von abermal-
tausend Tragödien, wo ein schwacher oder gar religions-
loser Vater, eine blinde oder gar gottvergessene Mutter,
ein frecher Sohn oder eine ausgelassene Tochter die Haupt-
rolle spielen. An fremde Thüren klopfen, nach verlorenen
Söhnen und Töchtern fragen; an fremde Thüren klopfen,
den Kummer auszuweinen, Trost zu suchen; an fremde
Thüren klopfen, gegen Mißhandlungen Sicherheit, oder
im Elend ein Stück Brot zu finden.

Wenn daher dein Kind und du selbst dir lieb, so
gebrauche die Ruthe zur rechten Zeit und in der rechten
Weise. Wenn ihr aber die Ruthe selten in die Hand
nehmen wollet, so sorget mit allen Kräften, daß die
Kleinen in der Furcht Gottes, in der Liebe zum göttlichen
Kinde aufwachsen, den Himmel als ihre Heimat, diese
Erde als ihren Verbannungsort betrachten, alle Güter
und Freuden und Genüsse dieser Welt wie Gassenkot ver-
achten und nach der Herrlichkeit des Himmels sich sehnen:
Wenn ihr unter dem Walten der hl. Schutzengel euere
Kinder so erziehet, dann wird die Liebe und Furcht Gottes,
die Verachtung dieser Welt und das Heimweh nach dem
Himmel den Gebrauch der Ruthe zur Seltenheit machen.
Denn so wird euere Familie ein Abbild der hl. Familie
von Nazareth, wo für die Ruthe kein Platz war.

euere Kinder selten; aber sie sollen wissen, daß die Ruthe
der Lohn der Sünde, wie die Hölle die Strafe des un-
bußfertigen Sünders ist.

So werdet ihr sie unter der Ruthe haben, nicht aus
Zorn, nicht aus Rache, sondern in der wahren Liebe zu
Gott und zu euerem Kinde. Und die Folge hievon? Sie
werden euere Freude. Wenn ihr aber nicht so handelt,
so verkündet euch der gleiche hl. Geist die düstere Zukunft.
„Ihr werdet an die Thüre des Nachbarn zu klopfen
haben.“

Diese wenige Worte bilden den Inhalt von abermal-
tausend Tragödien, wo ein schwacher oder gar religions-
loser Vater, eine blinde oder gar gottvergessene Mutter,
ein frecher Sohn oder eine ausgelassene Tochter die Haupt-
rolle spielen. An fremde Thüren klopfen, nach verlorenen
Söhnen und Töchtern fragen; an fremde Thüren klopfen,
den Kummer auszuweinen, Trost zu suchen; an fremde
Thüren klopfen, gegen Mißhandlungen Sicherheit, oder
im Elend ein Stück Brot zu finden.

Wenn daher dein Kind und du selbst dir lieb, so
gebrauche die Ruthe zur rechten Zeit und in der rechten
Weise. Wenn ihr aber die Ruthe selten in die Hand
nehmen wollet, so sorget mit allen Kräften, daß die
Kleinen in der Furcht Gottes, in der Liebe zum göttlichen
Kinde aufwachsen, den Himmel als ihre Heimat, diese
Erde als ihren Verbannungsort betrachten, alle Güter
und Freuden und Genüsse dieser Welt wie Gassenkot ver-
achten und nach der Herrlichkeit des Himmels sich sehnen:
Wenn ihr unter dem Walten der hl. Schutzengel euere
Kinder so erziehet, dann wird die Liebe und Furcht Gottes,
die Verachtung dieser Welt und das Heimweh nach dem
Himmel den Gebrauch der Ruthe zur Seltenheit machen.
Denn so wird euere Familie ein Abbild der hl. Familie
von Nazareth, wo für die Ruthe kein Platz war.

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[217/0229] euere Kinder selten; aber sie sollen wissen, daß die Ruthe der Lohn der Sünde, wie die Hölle die Strafe des un- bußfertigen Sünders ist. So werdet ihr sie unter der Ruthe haben, nicht aus Zorn, nicht aus Rache, sondern in der wahren Liebe zu Gott und zu euerem Kinde. Und die Folge hievon? Sie werden euere Freude. Wenn ihr aber nicht so handelt, so verkündet euch der gleiche hl. Geist die düstere Zukunft. „Ihr werdet an die Thüre des Nachbarn zu klopfen haben.“ Diese wenige Worte bilden den Inhalt von abermal- tausend Tragödien, wo ein schwacher oder gar religions- loser Vater, eine blinde oder gar gottvergessene Mutter, ein frecher Sohn oder eine ausgelassene Tochter die Haupt- rolle spielen. An fremde Thüren klopfen, nach verlorenen Söhnen und Töchtern fragen; an fremde Thüren klopfen, den Kummer auszuweinen, Trost zu suchen; an fremde Thüren klopfen, gegen Mißhandlungen Sicherheit, oder im Elend ein Stück Brot zu finden. Wenn daher dein Kind und du selbst dir lieb, so gebrauche die Ruthe zur rechten Zeit und in der rechten Weise. Wenn ihr aber die Ruthe selten in die Hand nehmen wollet, so sorget mit allen Kräften, daß die Kleinen in der Furcht Gottes, in der Liebe zum göttlichen Kinde aufwachsen, den Himmel als ihre Heimat, diese Erde als ihren Verbannungsort betrachten, alle Güter und Freuden und Genüsse dieser Welt wie Gassenkot ver- achten und nach der Herrlichkeit des Himmels sich sehnen: Wenn ihr unter dem Walten der hl. Schutzengel euere Kinder so erziehet, dann wird die Liebe und Furcht Gottes, die Verachtung dieser Welt und das Heimweh nach dem Himmel den Gebrauch der Ruthe zur Seltenheit machen. Denn so wird euere Familie ein Abbild der hl. Familie von Nazareth, wo für die Ruthe kein Platz war.

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/229>, abgerufen am 29.03.2024.