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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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euer Lebensglück, ist aber das Verhältniß gut und recht,
die Ehe erlaubt, wird auch gewiß kein verständiger Beicht-
vater dagegen sein. Aber er wird mir sagen: "wir dürfen
nicht allein bei einander sein."
"Nein, nicht der Beichtvater,
sondern dein Herr und Gott durch ihn."

Aber ich gehe überhaupt zu keinem, der in diesem
Punkte mit mir genau ist und das von mir verlangt.
Dann magst du auch die Verzeihung deiner Sünden nie-
mals erlangen, selbst wenn dir die Lossprechung jedesmal
gegeben wird.

"Aber das ist nicht möglich," denkst du bei dir.
Nicht möglich? Sehet einmal! Dieses allein Beieinander-
sein ist gewöhnlich die nächste freiwillige Gelegenheit zur
Sünde. Wenn du aber diese Gelegenheit nicht meiden
willst, so ist auch kein Vorsatz der Besserung vorhanden;
wo aber der Vorsatz fehlt, da ist auch keine Reue, und
wo keine Reue, da ist niemals eine Nachlassung der Sünden
möglich, selbst dann nicht, wenn der hl. Petrus selbst die
Lossprechung gäbe.

Daher gehe ich noch weiter und sage: wenn ihr das
Unglück habet, in eine schwere Sünde zu fallen, so gehet
nie zu einem Beichtvater, der euch vielleicht einen recht
schönen Zuspruch gibt, dabei aber von euch nicht mit allem
Ernste verlangt, daß ihr nicht allein bei einander seid. Denn
ihr beide seid in großer Gefahr ewiger Verdammniß:
Der Beichtvater, weil er das Allernothwendigste nicht von
euch verlangt; ihr, weil ihr ruhig in der nächsten
Gelegenheit zur Sünde fortlebet, und vielleicht schon am
Communionstag wieder in die alte Sünde zurückfallet.
Wenn ihr aber mit euerem Beichtvater in allem aufrichtig
seid und seinen Räthen folget, und er euch alle nothwendigen
Mittel angibt die Sünde zu meiden, so werdet ihr dann
durch die würdige heilige Communion wieder so gestärkt,
daß ihr wenigstens wieder für einige Zeit euere Bekannt-

euer Lebensglück, ist aber das Verhältniß gut und recht,
die Ehe erlaubt, wird auch gewiß kein verständiger Beicht-
vater dagegen sein. Aber er wird mir sagen: „wir dürfen
nicht allein bei einander sein.“
„Nein, nicht der Beichtvater,
sondern dein Herr und Gott durch ihn.“

Aber ich gehe überhaupt zu keinem, der in diesem
Punkte mit mir genau ist und das von mir verlangt.
Dann magst du auch die Verzeihung deiner Sünden nie-
mals erlangen, selbst wenn dir die Lossprechung jedesmal
gegeben wird.

„Aber das ist nicht möglich,“ denkst du bei dir.
Nicht möglich? Sehet einmal! Dieses allein Beieinander-
sein ist gewöhnlich die nächste freiwillige Gelegenheit zur
Sünde. Wenn du aber diese Gelegenheit nicht meiden
willst, so ist auch kein Vorsatz der Besserung vorhanden;
wo aber der Vorsatz fehlt, da ist auch keine Reue, und
wo keine Reue, da ist niemals eine Nachlassung der Sünden
möglich, selbst dann nicht, wenn der hl. Petrus selbst die
Lossprechung gäbe.

Daher gehe ich noch weiter und sage: wenn ihr das
Unglück habet, in eine schwere Sünde zu fallen, so gehet
nie zu einem Beichtvater, der euch vielleicht einen recht
schönen Zuspruch gibt, dabei aber von euch nicht mit allem
Ernste verlangt, daß ihr nicht allein bei einander seid. Denn
ihr beide seid in großer Gefahr ewiger Verdammniß:
Der Beichtvater, weil er das Allernothwendigste nicht von
euch verlangt; ihr, weil ihr ruhig in der nächsten
Gelegenheit zur Sünde fortlebet, und vielleicht schon am
Communionstag wieder in die alte Sünde zurückfallet.
Wenn ihr aber mit euerem Beichtvater in allem aufrichtig
seid und seinen Räthen folget, und er euch alle nothwendigen
Mittel angibt die Sünde zu meiden, so werdet ihr dann
durch die würdige heilige Communion wieder so gestärkt,
daß ihr wenigstens wieder für einige Zeit euere Bekannt-

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[81/0093] euer Lebensglück, ist aber das Verhältniß gut und recht, die Ehe erlaubt, wird auch gewiß kein verständiger Beicht- vater dagegen sein. Aber er wird mir sagen: „wir dürfen nicht allein bei einander sein.“ „Nein, nicht der Beichtvater, sondern dein Herr und Gott durch ihn.“ Aber ich gehe überhaupt zu keinem, der in diesem Punkte mit mir genau ist und das von mir verlangt. Dann magst du auch die Verzeihung deiner Sünden nie- mals erlangen, selbst wenn dir die Lossprechung jedesmal gegeben wird. „Aber das ist nicht möglich,“ denkst du bei dir. Nicht möglich? Sehet einmal! Dieses allein Beieinander- sein ist gewöhnlich die nächste freiwillige Gelegenheit zur Sünde. Wenn du aber diese Gelegenheit nicht meiden willst, so ist auch kein Vorsatz der Besserung vorhanden; wo aber der Vorsatz fehlt, da ist auch keine Reue, und wo keine Reue, da ist niemals eine Nachlassung der Sünden möglich, selbst dann nicht, wenn der hl. Petrus selbst die Lossprechung gäbe. Daher gehe ich noch weiter und sage: wenn ihr das Unglück habet, in eine schwere Sünde zu fallen, so gehet nie zu einem Beichtvater, der euch vielleicht einen recht schönen Zuspruch gibt, dabei aber von euch nicht mit allem Ernste verlangt, daß ihr nicht allein bei einander seid. Denn ihr beide seid in großer Gefahr ewiger Verdammniß: Der Beichtvater, weil er das Allernothwendigste nicht von euch verlangt; ihr, weil ihr ruhig in der nächsten Gelegenheit zur Sünde fortlebet, und vielleicht schon am Communionstag wieder in die alte Sünde zurückfallet. Wenn ihr aber mit euerem Beichtvater in allem aufrichtig seid und seinen Räthen folget, und er euch alle nothwendigen Mittel angibt die Sünde zu meiden, so werdet ihr dann durch die würdige heilige Communion wieder so gestärkt, daß ihr wenigstens wieder für einige Zeit euere Bekannt-

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/93>, abgerufen am 28.03.2024.