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Humboldt, Alexander von: Ueber einige elektro-magnetische Erscheinungen und den verminderten Luftdruck in der Tropen-Gegend des Atlantischen Oceans. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 37 (1836), S. 241-258.

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pillen verdanken, haben mich drei für die Theorie der elek-
tromagnetischen Lebens-Erscheinungen besonders interes-
sirt. John Davy hat sich nun auch überzeugt, dass die
Torpille willkührlich den Schlag nach jeder Richtung (in
any direction it chooses
) leitet, dass der Schlag selbst
bei einer Kettenverbindung in der Flamme (bei der klein-
sten Zwischenschicht) unterbrochen wird, und dass die
Torpille durch eine dünne Schicht Salzwasser durchschla-
gen kann, so dass man den Schlag empfängt, ohne den
Fisch selbst zu berühren (Phil. Transact. for 1834, T. II
p
. 545 und 547). Alles diess war schon bei den Gym-
noten beobachtet worden, ob es gleich Thatsachen sind,
die man lange und mehrfach geläugnet hat. Das Nicht-
Leiten der Flamme hatte mich besonders beschäftigt, da
auch in den einfachen galvanischen Versuchen mit Frosch-
schenkeln die Flamme isolirt. Die stärksten Schläge der
Gymnoten wurden erst fühlbar, wenn metallene Leiter
sich im Innern der schmalsten Flamme berührten. (Siehe
meine Relation hist. T. II p. 187.) Diese Erscheinung,
die man bei den Froschversuchen durch die schwache
Spannung der Kette erklärt, ist in den mächtigen Gym-
noten um so auffallender, als nach den scharfsinnigen
Bemerkungen Erman's (des Vaters) in der Voltaischen
Säule die Flammen eine ganz andere Rolle, und zwar
als Leiter, spielen (Abhandl. der Berl. Acad. 1818 bis
1819, S. 361). Das Durchbrechen von Schichten Salz-
wasser, welches John Davy bei der Torpille beobach-
tete, erinnert an den lebendigen 27 Zoll langen Gym-
noten, den Norderling in Stockholm, vier Monate lang,
wenn der Fisch sehr hungrig war, andere lebendige Fi-
sche durch Schläge aus der Ferne tödten sah. Nor-
derling
setzt hinzu "dass der Gymnote sich selten in
seinem Urtheile
täuschte, um den elektrischen Schlag nach
Verhältniss der Grösse und Entfernung der Beute abzu-
messen." Gegen die Behauptung von John Davy
(Phil. Tr. l. c. p. 546), dass die Torpille nur den Schlag

pillen verdanken, haben mich drei für die Theorie der elek-
tromagnetischen Lebens-Erscheinungen besonders interes-
sirt. John Davy hat sich nun auch überzeugt, daſs die
Torpille willkührlich den Schlag nach jeder Richtung (in
any direction it chooses
) leitet, daſs der Schlag selbst
bei einer Kettenverbindung in der Flamme (bei der klein-
sten Zwischenschicht) unterbrochen wird, und daſs die
Torpille durch eine dünne Schicht Salzwasser durchschla-
gen kann, so daſs man den Schlag empfängt, ohne den
Fisch selbst zu berühren (Phil. Transact. for 1834, T. II
p
. 545 und 547). Alles dieſs war schon bei den Gym-
noten beobachtet worden, ob es gleich Thatsachen sind,
die man lange und mehrfach geläugnet hat. Das Nicht-
Leiten der Flamme hatte mich besonders beschäftigt, da
auch in den einfachen galvanischen Versuchen mit Frosch-
schenkeln die Flamme isolirt. Die stärksten Schläge der
Gymnoten wurden erst fühlbar, wenn metallene Leiter
sich im Innern der schmalsten Flamme berührten. (Siehe
meine Relation hist. T. II p. 187.) Diese Erscheinung,
die man bei den Froschversuchen durch die schwache
Spannung der Kette erklärt, ist in den mächtigen Gym-
noten um so auffallender, als nach den scharfsinnigen
Bemerkungen Erman's (des Vaters) in der Voltaischen
Säule die Flammen eine ganz andere Rolle, und zwar
als Leiter, spielen (Abhandl. der Berl. Acad. 1818 bis
1819, S. 361). Das Durchbrechen von Schichten Salz-
wasser, welches John Davy bei der Torpille beobach-
tete, erinnert an den lebendigen 27 Zoll langen Gym-
noten, den Norderling in Stockholm, vier Monate lang,
wenn der Fisch sehr hungrig war, andere lebendige Fi-
sche durch Schläge aus der Ferne tödten sah. Nor-
derling
setzt hinzu »daſs der Gymnote sich selten in
seinem Urtheile
täuschte, um den elektrischen Schlag nach
Verhältniſs der Gröſse und Entfernung der Beute abzu-
messen.« Gegen die Behauptung von John Davy
(Phil. Tr. l. c. p. 546), daſs die Torpille nur den Schlag

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[242/0002] pillen verdanken, haben mich drei für die Theorie der elek- tromagnetischen Lebens-Erscheinungen besonders interes- sirt. John Davy hat sich nun auch überzeugt, daſs die Torpille willkührlich den Schlag nach jeder Richtung (in any direction it chooses) leitet, daſs der Schlag selbst bei einer Kettenverbindung in der Flamme (bei der klein- sten Zwischenschicht) unterbrochen wird, und daſs die Torpille durch eine dünne Schicht Salzwasser durchschla- gen kann, so daſs man den Schlag empfängt, ohne den Fisch selbst zu berühren (Phil. Transact. for 1834, T. II p. 545 und 547). Alles dieſs war schon bei den Gym- noten beobachtet worden, ob es gleich Thatsachen sind, die man lange und mehrfach geläugnet hat. Das Nicht- Leiten der Flamme hatte mich besonders beschäftigt, da auch in den einfachen galvanischen Versuchen mit Frosch- schenkeln die Flamme isolirt. Die stärksten Schläge der Gymnoten wurden erst fühlbar, wenn metallene Leiter sich im Innern der schmalsten Flamme berührten. (Siehe meine Relation hist. T. II p. 187.) Diese Erscheinung, die man bei den Froschversuchen durch die schwache Spannung der Kette erklärt, ist in den mächtigen Gym- noten um so auffallender, als nach den scharfsinnigen Bemerkungen Erman's (des Vaters) in der Voltaischen Säule die Flammen eine ganz andere Rolle, und zwar als Leiter, spielen (Abhandl. der Berl. Acad. 1818 bis 1819, S. 361). Das Durchbrechen von Schichten Salz- wasser, welches John Davy bei der Torpille beobach- tete, erinnert an den lebendigen 27 Zoll langen Gym- noten, den Norderling in Stockholm, vier Monate lang, wenn der Fisch sehr hungrig war, andere lebendige Fi- sche durch Schläge aus der Ferne tödten sah. Nor- derling setzt hinzu »daſs der Gymnote sich selten in seinem Urtheile täuschte, um den elektrischen Schlag nach Verhältniſs der Gröſse und Entfernung der Beute abzu- messen.« Gegen die Behauptung von John Davy (Phil. Tr. l. c. p. 546), daſs die Torpille nur den Schlag

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber einige elektro-magnetische Erscheinungen und den verminderten Luftdruck in der Tropen-Gegend des Atlantischen Oceans. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 37 (1836), S. 241-258, hier S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_elektromagnetische_1836/2>, abgerufen am 29.03.2024.