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Humboldt, Alexander von: Ueber die einfache Vorrichtung, durch welche sich Menschen stundenlang in irrespirablen Gasarten, ohne Nachtheil der Gesundheit, und mit brennenden Lichtern aufhalten können; oder vorläufige Anzeige einer Rettungsfläche und eines Lichterhalters. In: Chemische Annalen für die Freunde der Naturlehre, Arzneygelahrtheit, Haushaltungskunde und Manufacturen. Bd. 2 (1796) S. 99-110, 195-210.

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Fehler meiner neuen Vorrichtung, wenn es unbedingt
nothwendig wäre, den Lichterhalter mit Sauerstoffgas
zu füllen. Bey einem wichtigen Bergbau, wo es
wichtig ist, daß der Markscheider vor Ort soll, wo auf
Revierstöllen Durchschläge gemacht, Lichtlöcher erspart
werden sollen, ist es allerdings eine Kleinigkeit, dephlo-
gistisirte Luft in Menge bereiten zu lassen. Es kann
in jeder Probierstube oder Apotheke geschehen, und ich
halte das Seifenkochen für eine weit schwierigere Ope-
ration, als das Glühen von Salpeter oder Braunstein.
Dazu läßt sich die Luft, wie ich aus eigner Erfahrung
weiß, in großen hölzernen oder blechernen Gefäßen
sehr bequem Monate lang aufbewahren und meilen-
weit versenden. Die Kosten sind bey den vorge-
dachten wichtigen Unternehmungen ebenfalls gering,
denn der Kubikfuß Sauerstoffgas, hier, wo ein
Pfund Braunstein 10 Xr. 1 Unze Salpeter 8 Xr.
gild, aus ersterm 15 Xr. aus letzterm 37 Xr. kostet.
Bedarf nun 1 Lampe zu einer Stunde nur 180 Ku-
bikzoll Lebensluft, so steigt eine 8stündige Schicht erst
auf 12 Xr. Bey einem unwichtigern Bergbau wäre
der Verbrauch von dephlogistisirter Luft, und wäre sie
auch wie Rüböhl und Talglicht kaufbar, doch vielen
Hindernissen ausgesetzt. Glücklicherweise scheint es
aber nur wenige Fälle zu geben, in denen die Wetter
so matt sind, daß mein Lichterhalter, mit gemeiner ath-
mosphärischer Luft gefüllt, nicht hell brennen sollte.
Was ist denn einfacher, als wenn der erste Luftvorrath
verbrannt ist, einen neuen Luftbehälter unter dem
Schachte, oder wo sonst frische Wetter streichen, füllen
zu lassen.

Wie
Ccc

Fehler meiner neuen Vorrichtung, wenn es unbedingt
nothwendig waͤre, den Lichterhalter mit Sauerſtoffgas
zu fuͤllen. Bey einem wichtigen Bergbau, wo es
wichtig iſt, daß der Markſcheider vor Ort ſoll, wo auf
Revierſtoͤllen Durchſchlaͤge gemacht, Lichtloͤcher erſpart
werden ſollen, iſt es allerdings eine Kleinigkeit, dephlo-
giſtiſirte Luft in Menge bereiten zu laſſen. Es kann
in jeder Probierſtube oder Apotheke geſchehen, und ich
halte das Seifenkochen fuͤr eine weit ſchwierigere Ope-
ration, als das Gluͤhen von Salpeter oder Braunſtein.
Dazu laͤßt ſich die Luft, wie ich aus eigner Erfahrung
weiß, in großen hoͤlzernen oder blechernen Gefaͤßen
ſehr bequem Monate lang aufbewahren und meilen-
weit verſenden. Die Koſten ſind bey den vorge-
dachten wichtigen Unternehmungen ebenfalls gering,
denn der Kubikfuß Sauerſtoffgas, hier, wo ein
Pfund Braunſtein 10 Xr. 1 Unze Salpeter 8 Xr.
gild, aus erſterm 15 Xr. aus letzterm 37 Xr. koſtet.
Bedarf nun 1 Lampe zu einer Stunde nur 180 Ku-
bikzoll Lebensluft, ſo ſteigt eine 8ſtuͤndige Schicht erſt
auf 12 Xr. Bey einem unwichtigern Bergbau waͤre
der Verbrauch von dephlogiſtiſirter Luft, und waͤre ſie
auch wie Ruͤboͤhl und Talglicht kaufbar, doch vielen
Hinderniſſen ausgeſetzt. Gluͤcklicherweiſe ſcheint es
aber nur wenige Faͤlle zu geben, in denen die Wetter
ſo matt ſind, daß mein Lichterhalter, mit gemeiner ath-
moſphaͤriſcher Luft gefuͤllt, nicht hell brennen ſollte.
Was iſt denn einfacher, als wenn der erſte Luftvorrath
verbrannt iſt, einen neuen Luftbehaͤlter unter dem
Schachte, oder wo ſonſt friſche Wetter ſtreichen, fuͤllen
zu laſſen.

Wie
Ccc
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[201/0021] Fehler meiner neuen Vorrichtung, wenn es unbedingt nothwendig waͤre, den Lichterhalter mit Sauerſtoffgas zu fuͤllen. Bey einem wichtigen Bergbau, wo es wichtig iſt, daß der Markſcheider vor Ort ſoll, wo auf Revierſtoͤllen Durchſchlaͤge gemacht, Lichtloͤcher erſpart werden ſollen, iſt es allerdings eine Kleinigkeit, dephlo- giſtiſirte Luft in Menge bereiten zu laſſen. Es kann in jeder Probierſtube oder Apotheke geſchehen, und ich halte das Seifenkochen fuͤr eine weit ſchwierigere Ope- ration, als das Gluͤhen von Salpeter oder Braunſtein. Dazu laͤßt ſich die Luft, wie ich aus eigner Erfahrung weiß, in großen hoͤlzernen oder blechernen Gefaͤßen ſehr bequem Monate lang aufbewahren und meilen- weit verſenden. Die Koſten ſind bey den vorge- dachten wichtigen Unternehmungen ebenfalls gering, denn der Kubikfuß Sauerſtoffgas, hier, wo ein Pfund Braunſtein 10 Xr. 1 Unze Salpeter 8 Xr. gild, aus erſterm 15 Xr. aus letzterm 37 Xr. koſtet. Bedarf nun 1 Lampe zu einer Stunde nur 180 Ku- bikzoll Lebensluft, ſo ſteigt eine 8ſtuͤndige Schicht erſt auf 12 Xr. Bey einem unwichtigern Bergbau waͤre der Verbrauch von dephlogiſtiſirter Luft, und waͤre ſie auch wie Ruͤboͤhl und Talglicht kaufbar, doch vielen Hinderniſſen ausgeſetzt. Gluͤcklicherweiſe ſcheint es aber nur wenige Faͤlle zu geben, in denen die Wetter ſo matt ſind, daß mein Lichterhalter, mit gemeiner ath- moſphaͤriſcher Luft gefuͤllt, nicht hell brennen ſollte. Was iſt denn einfacher, als wenn der erſte Luftvorrath verbrannt iſt, einen neuen Luftbehaͤlter unter dem Schachte, oder wo ſonſt friſche Wetter ſtreichen, fuͤllen zu laſſen. Wie Ccc

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber die einfache Vorrichtung, durch welche sich Menschen stundenlang in irrespirablen Gasarten, ohne Nachtheil der Gesundheit, und mit brennenden Lichtern aufhalten können; oder vorläufige Anzeige einer Rettungsfläche und eines Lichterhalters. In: Chemische Annalen für die Freunde der Naturlehre, Arzneygelahrtheit, Haushaltungskunde und Manufacturen. Bd. 2 (1796) S. 99-110, 195-210, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_gasarten_1796/21>, abgerufen am 19.04.2024.