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Humboldt, Alexander von: Ueber die einfache Vorrichtung, durch welche sich Menschen stundenlang in irrespirablen Gasarten, ohne Nachtheil der Gesundheit, und mit brennenden Lichtern aufhalten können; oder vorläufige Anzeige einer Rettungsfläche und eines Lichterhalters. In: Chemische Annalen für die Freunde der Naturlehre, Arzneygelahrtheit, Haushaltungskunde und Manufacturen. Bd. 2 (1796) S. 99-110, 195-210.

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die Luft verdünnt, zusammengedrückt und ausgeleert.
Auch dient das Gefäß dazu, wenn es mit ein paar
Rollen versehen ist, den Luftvorrath, wo man ihn
nicht auf dem Rücken tragen kann, bequemer wie den
Treckhund der Flötzbergleute nachzuschleppen. Die
Größe des Luftsacks habe ich nach den Edinburger Ver-
suchen von Menzie, von denen ich die meisten wiederholt
habe, minutenweise berechnet. Leider wird dieselbe ziem-
lich beträchtlich, da ein Mensch in einer Minute 18mahl
inspirirt und in einer Inspiration 40 Cubikzoll Luft
bedarf. Doch ist sie nicht so beträchtlich, um von
der ganzen Vorrichtung abzuschrecken, um so mehr,
da das Nachfahren nach einem Erstickten und das Re-
cognosciren eines Mineurs nur wenige Zeit erfordert,
auch durch einen Schacht mehrere Luftsäcke nachgelassen
werden können, wenn man nicht Muße hat den aus-
geleerten wieder zu füllen. Zu einer halben Stunde
bedarf man eines Luftsacks, der 12 Cubikfuß enthält;
also prismatisch eine Grundflasche von 4 Quadratfuß
bey 3 Fuß Höhe hat. Wie selten aber hat man sich
in bösen Wettern oder in Kohlendampf aufzuhalten!
In den meisten Fällen wären 12 Bullet 18 Minuten
hinlänglich, um die tödtliche Luftschicht zu durch-
fahren, und den Erstickten heraus zu ziehen. Ich ap-
pellire an Ihre vieljährige bergmännische Erfahrung.

Daß in Fällen, wo man nicht mit Kohlendampf
zu kämpfen und für das Auge nichts zu besorgen hat,
die abendtheuerliche Maske vor dem Gesicht ganz weg-
fällt, daß man bey bösen Wettern nur einer bloßen Bin-
de um den Mund bedarf, in der das Respirationsrohr

steckt,
Chem. Ann. 1796. B. 2. St. 9. Ddd

die Luft verduͤnnt, zuſammengedruͤckt und ausgeleert.
Auch dient das Gefaͤß dazu, wenn es mit ein paar
Rollen verſehen iſt, den Luftvorrath, wo man ihn
nicht auf dem Ruͤcken tragen kann, bequemer wie den
Treckhund der Floͤtzbergleute nachzuſchleppen. Die
Groͤße des Luftſacks habe ich nach den Edinburger Ver-
ſuchen von Menzie, von denen ich die meiſten wiederholt
habe, minutenweiſe berechnet. Leider wird dieſelbe ziem-
lich betraͤchtlich, da ein Menſch in einer Minute 18mahl
inſpirirt und in einer Inſpiration 40 Cubikzoll Luft
bedarf. Doch iſt ſie nicht ſo betraͤchtlich, um von
der ganzen Vorrichtung abzuſchrecken, um ſo mehr,
da das Nachfahren nach einem Erſtickten und das Re-
cognoſciren eines Mineurs nur wenige Zeit erfordert,
auch durch einen Schacht mehrere Luftſaͤcke nachgelaſſen
werden koͤnnen, wenn man nicht Muße hat den aus-
geleerten wieder zu fuͤllen. Zu einer halben Stunde
bedarf man eines Luftſacks, der 12 Cubikfuß enthaͤlt;
alſo prismatiſch eine Grundflaſche von 4 Quadratfuß
bey 3 Fuß Hoͤhe hat. Wie ſelten aber hat man ſich
in boͤſen Wettern oder in Kohlendampf aufzuhalten!
In den meiſten Faͤllen waͤren 12 ∙ 18 Minuten
hinlaͤnglich, um die toͤdtliche Luftſchicht zu durch-
fahren, und den Erſtickten heraus zu ziehen. Ich ap-
pellire an Ihre vieljaͤhrige bergmaͤnniſche Erfahrung.

Daß in Faͤllen, wo man nicht mit Kohlendampf
zu kaͤmpfen und fuͤr das Auge nichts zu beſorgen hat,
die abendtheuerliche Maſke vor dem Geſicht ganz weg-
faͤllt, daß man bey boͤſen Wettern nur einer bloßen Bin-
de um den Mund bedarf, in der das Reſpirationsrohr

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[209/0029] die Luft verduͤnnt, zuſammengedruͤckt und ausgeleert. Auch dient das Gefaͤß dazu, wenn es mit ein paar Rollen verſehen iſt, den Luftvorrath, wo man ihn nicht auf dem Ruͤcken tragen kann, bequemer wie den Treckhund der Floͤtzbergleute nachzuſchleppen. Die Groͤße des Luftſacks habe ich nach den Edinburger Ver- ſuchen von Menzie, von denen ich die meiſten wiederholt habe, minutenweiſe berechnet. Leider wird dieſelbe ziem- lich betraͤchtlich, da ein Menſch in einer Minute 18mahl inſpirirt und in einer Inſpiration 40 Cubikzoll Luft bedarf. Doch iſt ſie nicht ſo betraͤchtlich, um von der ganzen Vorrichtung abzuſchrecken, um ſo mehr, da das Nachfahren nach einem Erſtickten und das Re- cognoſciren eines Mineurs nur wenige Zeit erfordert, auch durch einen Schacht mehrere Luftſaͤcke nachgelaſſen werden koͤnnen, wenn man nicht Muße hat den aus- geleerten wieder zu fuͤllen. Zu einer halben Stunde bedarf man eines Luftſacks, der 12 Cubikfuß enthaͤlt; alſo prismatiſch eine Grundflaſche von 4 Quadratfuß bey 3 Fuß Hoͤhe hat. Wie ſelten aber hat man ſich in boͤſen Wettern oder in Kohlendampf aufzuhalten! In den meiſten Faͤllen waͤren 12 ∙ 18 Minuten hinlaͤnglich, um die toͤdtliche Luftſchicht zu durch- fahren, und den Erſtickten heraus zu ziehen. Ich ap- pellire an Ihre vieljaͤhrige bergmaͤnniſche Erfahrung. Daß in Faͤllen, wo man nicht mit Kohlendampf zu kaͤmpfen und fuͤr das Auge nichts zu beſorgen hat, die abendtheuerliche Maſke vor dem Geſicht ganz weg- faͤllt, daß man bey boͤſen Wettern nur einer bloßen Bin- de um den Mund bedarf, in der das Reſpirationsrohr ſteckt, Chem. Ann. 1796. B. 2. St. 9. Ddd

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber die einfache Vorrichtung, durch welche sich Menschen stundenlang in irrespirablen Gasarten, ohne Nachtheil der Gesundheit, und mit brennenden Lichtern aufhalten können; oder vorläufige Anzeige einer Rettungsfläche und eines Lichterhalters. In: Chemische Annalen für die Freunde der Naturlehre, Arzneygelahrtheit, Haushaltungskunde und Manufacturen. Bd. 2 (1796) S. 99-110, 195-210, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_gasarten_1796/29>, abgerufen am 29.03.2024.