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Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913.

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Frauenbewegung die durch die wirtschaftlichen
Umwälzungen notwendig gewordene Frauenarbeit
heben und damit auch den ihr bisher anhaftenden,
den Mann schädigenden Lohndruck beseitigen will.
Sie will zeigen, daß die Frauenbewegung keinen
Konkurrenzkampf wünscht, sondern eine orga-
nische Arbeitsteilung, bei der die Geschlechter
ihrem Wesen und ihren Aufgaben nach zu ihrem
Rechte kommen. Sie will zeigen, daß die Be-
mühungen, die intellektuellen Fähigkeiten der
Frauen zu entwickeln, nicht allein zu ihrer Berufs-
vorbereitung und zu ihrer eigenen geistigen und
seelischen Bereicherung beiträgt, sondern daß Fa-
milie und Staat - also die Männer und Kinder
- nicht minder davon Nutzen ziehen. Sie will
zeigen, daß die Frauen zum geringsten Teile um
ihrer selbst willen Rechte erstreben, sondern, daß
sie sie zum weitaus größten Teile wünschen, um
mit ihnen Pflichten zu erfüllen, Pflichten, die es
den über freie Zeit verfügenden Frauen der be-
sitzenden Klassen ermöglichen, die überlasteten
Frauen der arbeitenden Klassen, durch Pflege und
Erziehung ihrer Kinder, zu entlasten, durch soziale
Arbeit der Gesellschaft, der Kommune und dem
Staat unersetzliche Dienste zu leisten. "Das kleine
Meisterwerk, das Heim, war unsere Schöpfung
mit des Mannes Hilfe. Das große Meisterwerk,
der gute Staat, wird durch den Mann geschaffen
werden, wenn er im Ernst das Weib annimmt zu
seinem Helfer," sagt Selma Lagerlöff, die große
schwedische Dichterin.

Frauenbewegung die durch die wirtschaftlichen
Umwälzungen notwendig gewordene Frauenarbeit
heben und damit auch den ihr bisher anhaftenden,
den Mann schädigenden Lohndruck beseitigen will.
Sie will zeigen, daß die Frauenbewegung keinen
Konkurrenzkampf wünscht, sondern eine orga-
nische Arbeitsteilung, bei der die Geschlechter
ihrem Wesen und ihren Aufgaben nach zu ihrem
Rechte kommen. Sie will zeigen, daß die Be-
mühungen, die intellektuellen Fähigkeiten der
Frauen zu entwickeln, nicht allein zu ihrer Berufs-
vorbereitung und zu ihrer eigenen geistigen und
seelischen Bereicherung beiträgt, sondern daß Fa-
milie und Staat – also die Männer und Kinder
– nicht minder davon Nutzen ziehen. Sie will
zeigen, daß die Frauen zum geringsten Teile um
ihrer selbst willen Rechte erstreben, sondern, daß
sie sie zum weitaus größten Teile wünschen, um
mit ihnen Pflichten zu erfüllen, Pflichten, die es
den über freie Zeit verfügenden Frauen der be-
sitzenden Klassen ermöglichen, die überlasteten
Frauen der arbeitenden Klassen, durch Pflege und
Erziehung ihrer Kinder, zu entlasten, durch soziale
Arbeit der Gesellschaft, der Kommune und dem
Staat unersetzliche Dienste zu leisten. „Das kleine
Meisterwerk, das Heim, war unsere Schöpfung
mit des Mannes Hilfe. Das große Meisterwerk,
der gute Staat, wird durch den Mann geschaffen
werden, wenn er im Ernst das Weib annimmt zu
seinem Helfer,“ sagt Selma Lagerlöff, die große
schwedische Dichterin.

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[8/0012] Frauenbewegung die durch die wirtschaftlichen Umwälzungen notwendig gewordene Frauenarbeit heben und damit auch den ihr bisher anhaftenden, den Mann schädigenden Lohndruck beseitigen will. Sie will zeigen, daß die Frauenbewegung keinen Konkurrenzkampf wünscht, sondern eine orga- nische Arbeitsteilung, bei der die Geschlechter ihrem Wesen und ihren Aufgaben nach zu ihrem Rechte kommen. Sie will zeigen, daß die Be- mühungen, die intellektuellen Fähigkeiten der Frauen zu entwickeln, nicht allein zu ihrer Berufs- vorbereitung und zu ihrer eigenen geistigen und seelischen Bereicherung beiträgt, sondern daß Fa- milie und Staat – also die Männer und Kinder – nicht minder davon Nutzen ziehen. Sie will zeigen, daß die Frauen zum geringsten Teile um ihrer selbst willen Rechte erstreben, sondern, daß sie sie zum weitaus größten Teile wünschen, um mit ihnen Pflichten zu erfüllen, Pflichten, die es den über freie Zeit verfügenden Frauen der be- sitzenden Klassen ermöglichen, die überlasteten Frauen der arbeitenden Klassen, durch Pflege und Erziehung ihrer Kinder, zu entlasten, durch soziale Arbeit der Gesellschaft, der Kommune und dem Staat unersetzliche Dienste zu leisten. „Das kleine Meisterwerk, das Heim, war unsere Schöpfung mit des Mannes Hilfe. Das große Meisterwerk, der gute Staat, wird durch den Mann geschaffen werden, wenn er im Ernst das Weib annimmt zu seinem Helfer,“ sagt Selma Lagerlöff, die große schwedische Dichterin.

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Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-12-07T10:34:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt, Juliane Nau: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-12-07T10:34:09Z)

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Zitationshilfe: Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/12>, abgerufen am 28.03.2024.