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Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913.

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Diese Berechnungen zeigen jedenfalls, daß es
keine utopistischen Forderungen sind, sondern daß
sie wohl durchführbar erscheinen. Selbstverständ-
lich nicht ohne materielle Opfer, aber wenn irgend-
wo, so wäre es hier "Money well invested", Geld,
das sich in Volksgesundheit, Volksmehrung und
Volksglück umsetzen würde.

Die Jugendfürsorge der Gegenwart

Das Jahrhundert des Kindes hat mit zahl-
reichen Maßnahmen zugunsten des Kindes ein-
gesetzt. Das öffentliche Gewissen war aufgerüttelt
worden, man begann zu begreifen, was man der
Gesellschaft und sich selbst schuldig ist, welche Ge-
fahren für alle die Verwahrlosung der Jugend in
sich birgt. Man begann einzusehen, daß die zu-
nehmende Degeneration und Kriminalität der
Jugend ein Produkt der wirtschaftlichen Umwäl-
zungen der Gegenwart ist, daß man ihr im Jnter-
esse der Gesellschaft, für die dieses Heer heran-
wachsender körperlich, geistig und sittlich
Schwacher, aus denen nicht selten Verbrecher
werden, eine eminente Gefahr bedeutet, steuern
müsse, und daß dies nur im Wege umfassendsten
Schutzes und sorgfältiger Erziehung des Kindes ge-
schehen könne.

Der erste Schritt auf diesem Wege war das
Kinderschutzgesetz vom Jahre 1891, das eine be-

Diese Berechnungen zeigen jedenfalls, daß es
keine utopistischen Forderungen sind, sondern daß
sie wohl durchführbar erscheinen. Selbstverständ-
lich nicht ohne materielle Opfer, aber wenn irgend-
wo, so wäre es hier „Money well invested“, Geld,
das sich in Volksgesundheit, Volksmehrung und
Volksglück umsetzen würde.

Die Jugendfürsorge der Gegenwart

Das Jahrhundert des Kindes hat mit zahl-
reichen Maßnahmen zugunsten des Kindes ein-
gesetzt. Das öffentliche Gewissen war aufgerüttelt
worden, man begann zu begreifen, was man der
Gesellschaft und sich selbst schuldig ist, welche Ge-
fahren für alle die Verwahrlosung der Jugend in
sich birgt. Man begann einzusehen, daß die zu-
nehmende Degeneration und Kriminalität der
Jugend ein Produkt der wirtschaftlichen Umwäl-
zungen der Gegenwart ist, daß man ihr im Jnter-
esse der Gesellschaft, für die dieses Heer heran-
wachsender körperlich, geistig und sittlich
Schwacher, aus denen nicht selten Verbrecher
werden, eine eminente Gefahr bedeutet, steuern
müsse, und daß dies nur im Wege umfassendsten
Schutzes und sorgfältiger Erziehung des Kindes ge-
schehen könne.

Der erste Schritt auf diesem Wege war das
Kinderschutzgesetz vom Jahre 1891, das eine be-

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[207/0211] Diese Berechnungen zeigen jedenfalls, daß es keine utopistischen Forderungen sind, sondern daß sie wohl durchführbar erscheinen. Selbstverständ- lich nicht ohne materielle Opfer, aber wenn irgend- wo, so wäre es hier „Money well invested“, Geld, das sich in Volksgesundheit, Volksmehrung und Volksglück umsetzen würde. Die Jugendfürsorge der Gegenwart Das Jahrhundert des Kindes hat mit zahl- reichen Maßnahmen zugunsten des Kindes ein- gesetzt. Das öffentliche Gewissen war aufgerüttelt worden, man begann zu begreifen, was man der Gesellschaft und sich selbst schuldig ist, welche Ge- fahren für alle die Verwahrlosung der Jugend in sich birgt. Man begann einzusehen, daß die zu- nehmende Degeneration und Kriminalität der Jugend ein Produkt der wirtschaftlichen Umwäl- zungen der Gegenwart ist, daß man ihr im Jnter- esse der Gesellschaft, für die dieses Heer heran- wachsender körperlich, geistig und sittlich Schwacher, aus denen nicht selten Verbrecher werden, eine eminente Gefahr bedeutet, steuern müsse, und daß dies nur im Wege umfassendsten Schutzes und sorgfältiger Erziehung des Kindes ge- schehen könne. Der erste Schritt auf diesem Wege war das Kinderschutzgesetz vom Jahre 1891, das eine be-

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Zitationshilfe: Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/211>, abgerufen am 18.04.2024.