Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Iffland, August Wilhelm: Die Jäger. Berlin, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite
Tag und Nacht, ich will für Ihre Kinder arbeiten, ich
will nur trocknes Brod und Wasser haben, wenn ich
meinem Anton das Leben erhalte.
Amtmann. Ich wills wünschen! Aber -- --
Obfstn. Herr Amtmann, sein Sie barmherzig!
Sie werden Segen an Ihren Kindern haben.
Amtmann. Ich kann nichts bei der Sache thun.
Obfstn. (sie kniet.) Herr Amtmann, sein Sie barm-
herzig, lassen Sie mich nicht in Verzweiflung weggehen!
Amtmann. Was der Hof beschließt. Ich übergebe
die Sache dem Hof.
Obfstn. (aufstehend.) Nun, lieber Gott! So über-
gebe ich ihn Dir! Wenn du ihn retten willst, du kannst
es. Thun Sie nach Ihrem Gewissen. Das Leben geht
mir aus -- beten kann ich nicht -- Du hast mir ihn
gegeben, du siehst meine Angst. Du wirst ihn erhalten
-- oder mein Leben barmherzig enden. (sie will fort.)
Eilfter Auftritt.
Vorige. Oberförster.
Obfstr. Bleib! -- O Herr -- ich will Ihnen war-
lich nicht lästig werden. -- Ist mein Sohn ein Mörder:
so muß er sterben. Aber, wenn er es nicht ganz ge-
M
Tag und Nacht, ich will fuͤr Ihre Kinder arbeiten, ich
will nur trocknes Brod und Waſſer haben, wenn ich
meinem Anton das Leben erhalte.
Amtmann. Ich wills wuͤnſchen! Aber — —
Obfſtn. Herr Amtmann, ſein Sie barmherzig!
Sie werden Segen an Ihren Kindern haben.
Amtmann. Ich kann nichts bei der Sache thun.
Obfſtn. (ſie kniet.) Herr Amtmann, ſein Sie barm-
herzig, laſſen Sie mich nicht in Verzweiflung weggehen!
Amtmann. Was der Hof beſchließt. Ich uͤbergebe
die Sache dem Hof.
Obfſtn. (aufſtehend.) Nun, lieber Gott! So uͤber-
gebe ich ihn Dir! Wenn du ihn retten willſt, du kannſt
es. Thun Sie nach Ihrem Gewiſſen. Das Leben geht
mir aus — beten kann ich nicht — Du haſt mir ihn
gegeben, du ſiehſt meine Angſt. Du wirſt ihn erhalten
— oder mein Leben barmherzig enden. (ſie will fort.)
Eilfter Auftritt.
Vorige. Oberfoͤrſter.
Obfſtr. Bleib! — O Herr — ich will Ihnen war-
lich nicht laͤſtig werden. — Iſt mein Sohn ein Moͤrder:
ſo muß er ſterben. Aber, wenn er es nicht ganz ge-
M
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#OBEI">
            <p><pb facs="#f0183" n="177"/>
Tag und Nacht, ich will fu&#x0364;r Ihre Kinder arbeiten, ich<lb/>
will nur trocknes Brod und Wa&#x017F;&#x017F;er haben, wenn ich<lb/>
meinem Anton das Leben erhalte.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#AMT">
            <speaker>Amtmann.</speaker>
            <p>Ich wills wu&#x0364;n&#x017F;chen! Aber &#x2014; &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#OBEI">
            <speaker>Obf&#x017F;tn.</speaker>
            <p>Herr Amtmann, &#x017F;ein Sie barmherzig!<lb/>
Sie werden Segen an Ihren Kindern haben.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#AMT">
            <speaker>Amtmann.</speaker>
            <p>Ich kann nichts bei der Sache thun.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#OBEI">
            <speaker>Obf&#x017F;tn.</speaker>
            <stage>(&#x017F;ie kniet.)</stage>
            <p>Herr Amtmann, &#x017F;ein Sie barm-<lb/>
herzig, la&#x017F;&#x017F;en Sie mich nicht in Verzweiflung weggehen!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#AMT">
            <speaker>Amtmann.</speaker>
            <p>Was der Hof be&#x017F;chließt. Ich u&#x0364;bergebe<lb/>
die Sache dem Hof.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#OBEI">
            <speaker>Obf&#x017F;tn.</speaker>
            <stage>(auf&#x017F;tehend.)</stage>
            <p>Nun, lieber Gott! So u&#x0364;ber-<lb/>
gebe ich ihn Dir! Wenn du ihn retten will&#x017F;t, du kann&#x017F;t<lb/>
es. Thun Sie nach Ihrem Gewi&#x017F;&#x017F;en. Das Leben geht<lb/>
mir aus &#x2014; beten kann ich nicht &#x2014; Du ha&#x017F;t mir ihn<lb/>
gegeben, du &#x017F;ieh&#x017F;t meine Ang&#x017F;t. Du wir&#x017F;t ihn erhalten<lb/>
&#x2014; oder mein Leben barmherzig enden. <stage>(&#x017F;ie will fort.)</stage></p>
          </sp>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Eilfter Auftritt</hi>.</head><lb/>
          <stage>Vorige. Oberfo&#x0364;r&#x017F;ter.</stage><lb/>
          <sp who="#OBE">
            <speaker>Obf&#x017F;tr.</speaker>
            <p>Bleib! &#x2014; O Herr &#x2014; ich will Ihnen war-<lb/>
lich nicht la&#x0364;&#x017F;tig werden. &#x2014; I&#x017F;t mein Sohn ein Mo&#x0364;rder:<lb/>
&#x017F;o muß er &#x017F;terben. Aber, wenn er es nicht <hi rendition="#g">ganz ge</hi>-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[177/0183] Tag und Nacht, ich will fuͤr Ihre Kinder arbeiten, ich will nur trocknes Brod und Waſſer haben, wenn ich meinem Anton das Leben erhalte. Amtmann. Ich wills wuͤnſchen! Aber — — Obfſtn. Herr Amtmann, ſein Sie barmherzig! Sie werden Segen an Ihren Kindern haben. Amtmann. Ich kann nichts bei der Sache thun. Obfſtn. (ſie kniet.) Herr Amtmann, ſein Sie barm- herzig, laſſen Sie mich nicht in Verzweiflung weggehen! Amtmann. Was der Hof beſchließt. Ich uͤbergebe die Sache dem Hof. Obfſtn. (aufſtehend.) Nun, lieber Gott! So uͤber- gebe ich ihn Dir! Wenn du ihn retten willſt, du kannſt es. Thun Sie nach Ihrem Gewiſſen. Das Leben geht mir aus — beten kann ich nicht — Du haſt mir ihn gegeben, du ſiehſt meine Angſt. Du wirſt ihn erhalten — oder mein Leben barmherzig enden. (ſie will fort.) Eilfter Auftritt. Vorige. Oberfoͤrſter. Obfſtr. Bleib! — O Herr — ich will Ihnen war- lich nicht laͤſtig werden. — Iſt mein Sohn ein Moͤrder: ſo muß er ſterben. Aber, wenn er es nicht ganz ge- M

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/iffland_jaeger_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/iffland_jaeger_1785/183
Zitationshilfe: Iffland, August Wilhelm: Die Jäger. Berlin, 1785, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/iffland_jaeger_1785/183>, abgerufen am 28.03.2024.