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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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halten, so weiter: Ein Edelmann zu seyn, uner-
meßlicher Vortheil, unschätzbares Glück, selbst wenn
man, wie ich, nicht die Ehre hat der Freiherr
von Münchhausen zu seyn, sondern nur der --
doch still! Selbst die Lüfte sollen nicht erfahren,
wer ich bin. -- Karl! -- Als Schrimbs, Peppel,
Reifenschläger liefe ich jetzt fort, wahrhaftig, so
thäte ich, als Freiherr von Münchhausen halte ich
Stich. Karl! -- Wo bleibt der Schlingel? Ich
will ihn noch abstrafen vor meinem Ende, das
soll meine letzte gute Handlung auf Erden seyn.
-- Thut der Name schon so viel, wie viel mehr
erst die Sache. Ja, der Adel ist eine Magie,
Bourgeoisie und Philosophie mögen sagen, was sie
wollen. Adel ist eine Schrift mit sympathetischer
Dinte; tausendmal verschwunden kommt sie immer
wieder zum Vorschein. Selbst, wenn man sich in
eigener Person zum Ritter schlägt, kriegt man
Ehre, und Ehre ist wieder eine Magie, ein Bann,
eine Zauberformel. Hätten die Hasen Ehre, sie
ständen wie die Löwen. Wohl hatte Heine Recht,
wenn er sagte, Mirabeau würde den Thron zu
erschüttern nicht den Muth gehabt haben, wäre er
nicht Graf gewesen, und ich sage, der Artillerie-

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halten, ſo weiter: Ein Edelmann zu ſeyn, uner-
meßlicher Vortheil, unſchätzbares Glück, ſelbſt wenn
man, wie ich, nicht die Ehre hat der Freiherr
von Münchhauſen zu ſeyn, ſondern nur der —
doch ſtill! Selbſt die Lüfte ſollen nicht erfahren,
wer ich bin. — Karl! — Als Schrimbs, Peppel,
Reifenſchläger liefe ich jetzt fort, wahrhaftig, ſo
thäte ich, als Freiherr von Münchhauſen halte ich
Stich. Karl! — Wo bleibt der Schlingel? Ich
will ihn noch abſtrafen vor meinem Ende, das
ſoll meine letzte gute Handlung auf Erden ſeyn.
— Thut der Name ſchon ſo viel, wie viel mehr
erſt die Sache. Ja, der Adel iſt eine Magie,
Bourgeoiſie und Philoſophie mögen ſagen, was ſie
wollen. Adel iſt eine Schrift mit ſympathetiſcher
Dinte; tauſendmal verſchwunden kommt ſie immer
wieder zum Vorſchein. Selbſt, wenn man ſich in
eigener Perſon zum Ritter ſchlägt, kriegt man
Ehre, und Ehre iſt wieder eine Magie, ein Bann,
eine Zauberformel. Hätten die Haſen Ehre, ſie
ſtänden wie die Löwen. Wohl hatte Heine Recht,
wenn er ſagte, Mirabeau würde den Thron zu
erſchüttern nicht den Muth gehabt haben, wäre er
nicht Graf geweſen, und ich ſage, der Artillerie-

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[387/0401] halten, ſo weiter: Ein Edelmann zu ſeyn, uner- meßlicher Vortheil, unſchätzbares Glück, ſelbſt wenn man, wie ich, nicht die Ehre hat der Freiherr von Münchhauſen zu ſeyn, ſondern nur der — doch ſtill! Selbſt die Lüfte ſollen nicht erfahren, wer ich bin. — Karl! — Als Schrimbs, Peppel, Reifenſchläger liefe ich jetzt fort, wahrhaftig, ſo thäte ich, als Freiherr von Münchhauſen halte ich Stich. Karl! — Wo bleibt der Schlingel? Ich will ihn noch abſtrafen vor meinem Ende, das ſoll meine letzte gute Handlung auf Erden ſeyn. — Thut der Name ſchon ſo viel, wie viel mehr erſt die Sache. Ja, der Adel iſt eine Magie, Bourgeoiſie und Philoſophie mögen ſagen, was ſie wollen. Adel iſt eine Schrift mit ſympathetiſcher Dinte; tauſendmal verſchwunden kommt ſie immer wieder zum Vorſchein. Selbſt, wenn man ſich in eigener Perſon zum Ritter ſchlägt, kriegt man Ehre, und Ehre iſt wieder eine Magie, ein Bann, eine Zauberformel. Hätten die Haſen Ehre, ſie ſtänden wie die Löwen. Wohl hatte Heine Recht, wenn er ſagte, Mirabeau würde den Thron zu erſchüttern nicht den Muth gehabt haben, wäre er nicht Graf geweſen, und ich ſage, der Artillerie- 25*

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/401>, abgerufen am 16.04.2024.