Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite
XVIII.
Sylli an Amalia.
(*)

Liebe! Treue! -- Ich hätte manches Dir
vielleicht zu sagen; aber -- nicht können, oder
nicht mögen? -- ich weiß selbst nicht. Ich
zeichnete heute früh an einem Auge; unter-
dessen schrieb ich Dir viel in meinem Sinn.
Auch so unten während dem Mittagsessen.
Dennoch kommt schwerlich etwas davon auf
dieses Blatt. Ich störte wohl die meisten da-
mit, wenn ich von mir selbst redete, hie und
da bedeuten wollte. Was daraus werden
wird, verstehe ich selbst noch nicht; aber, lie-
be Frau, ich bin in sehr geschäftigem Wesen;
es kommt vieles vor in meiner Einsamkeit,
was mich in meinem Inneren recht emsig
seyn läßt. Auch geschieht es, daß ich die
freyesten Augenblicke genieße: aber die sind so

(*) S. Seite 168.
XVIII.
Sylli an Amalia.
(*)

Liebe! Treue! — Ich haͤtte manches Dir
vielleicht zu ſagen; aber — nicht koͤnnen, oder
nicht moͤgen? — ich weiß ſelbſt nicht. Ich
zeichnete heute fruͤh an einem Auge; unter-
deſſen ſchrieb ich Dir viel in meinem Sinn.
Auch ſo unten waͤhrend dem Mittagseſſen.
Dennoch kommt ſchwerlich etwas davon auf
dieſes Blatt. Ich ſtoͤrte wohl die meiſten da-
mit, wenn ich von mir ſelbſt redete, hie und
da bedeuten wollte. Was daraus werden
wird, verſtehe ich ſelbſt noch nicht; aber, lie-
be Frau, ich bin in ſehr geſchaͤftigem Weſen;
es kommt vieles vor in meiner Einſamkeit,
was mich in meinem Inneren recht emſig
ſeyn laͤßt. Auch geſchieht es, daß ich die
freyeſten Augenblicke genieße: aber die ſind ſo

(*) S. Seite 168.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0227" n="189"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XVIII.</hi><lb/>
Sylli an Amalia.</hi> <note place="foot" n="(*)">S. Seite 168.</note>
          </head><lb/>
          <div>
            <dateline> <hi rendition="#et">Den 19ten Ma&#x0364;rz.</hi> </dateline><lb/>
            <p><hi rendition="#in">L</hi>iebe! Treue! &#x2014; Ich ha&#x0364;tte manches Dir<lb/>
vielleicht zu &#x017F;agen; aber &#x2014; nicht ko&#x0364;nnen, oder<lb/>
nicht mo&#x0364;gen? &#x2014; ich weiß &#x017F;elb&#x017F;t nicht. Ich<lb/>
zeichnete heute fru&#x0364;h an einem Auge; unter-<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chrieb ich Dir viel in meinem Sinn.<lb/>
Auch &#x017F;o unten wa&#x0364;hrend dem Mittagse&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Dennoch kommt &#x017F;chwerlich etwas davon auf<lb/>
die&#x017F;es Blatt. Ich &#x017F;to&#x0364;rte wohl die mei&#x017F;ten da-<lb/>
mit, wenn ich von mir &#x017F;elb&#x017F;t redete, hie und<lb/>
da bedeuten wollte. Was daraus werden<lb/>
wird, ver&#x017F;tehe ich &#x017F;elb&#x017F;t noch nicht; aber, lie-<lb/>
be Frau, ich bin in &#x017F;ehr ge&#x017F;cha&#x0364;ftigem We&#x017F;en;<lb/>
es kommt vieles vor in meiner Ein&#x017F;amkeit,<lb/>
was mich in meinem Inneren recht em&#x017F;ig<lb/>
&#x017F;eyn la&#x0364;ßt. Auch ge&#x017F;chieht es, daß ich die<lb/>
freye&#x017F;ten Augenblicke genieße: aber die &#x017F;ind &#x017F;o<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[189/0227] XVIII. Sylli an Amalia. (*) Den 19ten Maͤrz. Liebe! Treue! — Ich haͤtte manches Dir vielleicht zu ſagen; aber — nicht koͤnnen, oder nicht moͤgen? — ich weiß ſelbſt nicht. Ich zeichnete heute fruͤh an einem Auge; unter- deſſen ſchrieb ich Dir viel in meinem Sinn. Auch ſo unten waͤhrend dem Mittagseſſen. Dennoch kommt ſchwerlich etwas davon auf dieſes Blatt. Ich ſtoͤrte wohl die meiſten da- mit, wenn ich von mir ſelbſt redete, hie und da bedeuten wollte. Was daraus werden wird, verſtehe ich ſelbſt noch nicht; aber, lie- be Frau, ich bin in ſehr geſchaͤftigem Weſen; es kommt vieles vor in meiner Einſamkeit, was mich in meinem Inneren recht emſig ſeyn laͤßt. Auch geſchieht es, daß ich die freyeſten Augenblicke genieße: aber die ſind ſo (*) S. Seite 168.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/227
Zitationshilfe: Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/227>, abgerufen am 25.04.2024.