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Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792.

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IV.
Sylli an Clerdon.

Ich habe Dir gestern und vorgestern ge-
schrieben, lieber Clerdon; doch muß ich Deinen
eben erhaltenen Brief auf der Stelle beant-
worten.

Wenn Du wüßtest, wie es mich ängstigt,
daß Du so viele Sorge, so vielen Kummer
meinetwegen hast! Glaubt es doch, ihr guten
Leute, glaubts, daß ich lange nicht so übel
daran bin, als Ihr euch vorstellt. Alles Schöne
in der Natur, alles Gute ist mir ja schön und
gut; wird es noch alle Tage mehr. Oder wißt
Ihr Jemand, der jede menschliche Freude inni-
ger kostet, als Eure Sylli? Und wie sollte ich
nicht an Liebe glauben, ich, der die Brust so
enge davon ist? Nur die Hyacinthe hier! Wie
oft stand ich nicht vor ihr, mit klopfendem Bu-
sen; sog an ihrem Wesen mit allem meinem

IV.
Sylli an Clerdon.

Ich habe Dir geſtern und vorgeſtern ge-
ſchrieben, lieber Clerdon; doch muß ich Deinen
eben erhaltenen Brief auf der Stelle beant-
worten.

Wenn Du wuͤßteſt, wie es mich aͤngſtigt,
daß Du ſo viele Sorge, ſo vielen Kummer
meinetwegen haſt! Glaubt es doch, ihr guten
Leute, glaubts, daß ich lange nicht ſo uͤbel
daran bin, als Ihr euch vorſtellt. Alles Schoͤne
in der Natur, alles Gute iſt mir ja ſchoͤn und
gut; wird es noch alle Tage mehr. Oder wißt
Ihr Jemand, der jede menſchliche Freude inni-
ger koſtet, als Eure Sylli? Und wie ſollte ich
nicht an Liebe glauben, ich, der die Bruſt ſo
enge davon iſt? Nur die Hyacinthe hier! Wie
oft ſtand ich nicht vor ihr, mit klopfendem Bu-
ſen; ſog an ihrem Weſen mit allem meinem

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[14/0052] IV. Sylli an Clerdon. Den 8ten Maͤrz. Ich habe Dir geſtern und vorgeſtern ge- ſchrieben, lieber Clerdon; doch muß ich Deinen eben erhaltenen Brief auf der Stelle beant- worten. Wenn Du wuͤßteſt, wie es mich aͤngſtigt, daß Du ſo viele Sorge, ſo vielen Kummer meinetwegen haſt! Glaubt es doch, ihr guten Leute, glaubts, daß ich lange nicht ſo uͤbel daran bin, als Ihr euch vorſtellt. Alles Schoͤne in der Natur, alles Gute iſt mir ja ſchoͤn und gut; wird es noch alle Tage mehr. Oder wißt Ihr Jemand, der jede menſchliche Freude inni- ger koſtet, als Eure Sylli? Und wie ſollte ich nicht an Liebe glauben, ich, der die Bruſt ſo enge davon iſt? Nur die Hyacinthe hier! Wie oft ſtand ich nicht vor ihr, mit klopfendem Bu- ſen; ſog an ihrem Weſen mit allem meinem

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Zitationshilfe: Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/52>, abgerufen am 28.03.2024.