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Kleist, Heinrich von: Die Schlacht bei Fehrbellin. Berlin, 1822.

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Scene: Berlin. Lustgarten vor dem alten Schloß. Im Hinter-
grunde die Schloßkirche mit einer Treppe. Glockenklang; die Kirche
ist stark erleuchtet; man sieht die Leiche Frobens vorübertragen
und auf einen prächtigen Katafalk niedersetzen.
Neunter Auftritt.
Der Kurfürst, Feldmarschall Dörfling, Obrist
Hennings, Graf Truchß
, und mehrere andere Ober-
sten
und Officiere (treten auf. Ihm gegenüber zeigen sich
einige) Officiere mit Depeschen. -- (In der Kirche
sowohl als auf dem Platz) Volk jedes Alters und Ge-
schlechts
.
Der Kurfürst.
Wer immer auch die Reiterei geführt
Am Tag der Schlacht, und, eh der Obrist Hennings
Des Feindes Brücken hat zerstören können,
Damit ist aufgebrochen, eigenmächtig,
Zur Flucht, bevor ich Ordre gab, ihn zwingend,
Der ist des Todes schuldig, das erklär' ich,
Und vor ein Kriegsgericht bestell' ich ihn.
-- Prinz Arthur hat sie nicht geführt?
Graf Truchseß.
Nein, mein erlauchter Herr!
Der Kurfürst.
Wer sagt mir das?
Graf Truchseß.
Das können Reiter Dir bekräftigen,
Die mir's versichert, vor Beginn der Schlacht.
Der Prinz hat mit dem Pferd sich überschlagen,
Man hat verwundet schwer, an Haupt und Schenkeln,
In einer Kirche ihn verbinden sehn.
Der Kurfürst.
Gleichviel. Der Sieg ist glänzend dieses Tages,
Und vor dem Altar morgen dank' ich Gott;
Doch wär er zehnmal größer, das entschuldigt
Den nicht, durch den der Zufall mir ihn schenkt:
Scene: Berlin. Luſtgarten vor dem alten Schloß. Im Hinter-
grunde die Schloßkirche mit einer Treppe. Glockenklang; die Kirche
iſt ſtark erleuchtet; man ſieht die Leiche Frobens vorübertragen
und auf einen prächtigen Katafalk niederſetzen.
Neunter Auftritt.
Der Kurfürſt, Feldmarſchall Dörfling, Obriſt
Hennings, Graf Truchß
, und mehrere andere Ober-
ſten
und Officiere (treten auf. Ihm gegenüber zeigen ſich
einige) Officiere mit Depeſchen. — (In der Kirche
ſowohl als auf dem Platz) Volk jedes Alters und Ge-
ſchlechts
.
Der Kurfürſt.
Wer immer auch die Reiterei geführt
Am Tag der Schlacht, und, eh der Obriſt Hennings
Des Feindes Brücken hat zerſtören können,
Damit iſt aufgebrochen, eigenmächtig,
Zur Flucht, bevor ich Ordre gab, ihn zwingend,
Der iſt des Todes ſchuldig, das erklär’ ich,
Und vor ein Kriegsgericht beſtell’ ich ihn.
— Prinz Arthur hat ſie nicht geführt?
Graf Truchſeß.
Nein, mein erlauchter Herr!
Der Kurfürſt.
Wer ſagt mir das?
Graf Truchſeß.
Das können Reiter Dir bekräftigen,
Die mir’s verſichert, vor Beginn der Schlacht.
Der Prinz hat mit dem Pferd ſich überſchlagen,
Man hat verwundet ſchwer, an Haupt und Schenkeln,
In einer Kirche ihn verbinden ſehn.
Der Kurfürſt.
Gleichviel. Der Sieg iſt glänzend dieſes Tages,
Und vor dem Altar morgen dank’ ich Gott;
Doch wär er zehnmal größer, das entſchuldigt
Den nicht, durch den der Zufall mir ihn ſchenkt:
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[44/0057] Scene: Berlin. Luſtgarten vor dem alten Schloß. Im Hinter- grunde die Schloßkirche mit einer Treppe. Glockenklang; die Kirche iſt ſtark erleuchtet; man ſieht die Leiche Frobens vorübertragen und auf einen prächtigen Katafalk niederſetzen. Neunter Auftritt. Der Kurfürſt, Feldmarſchall Dörfling, Obriſt Hennings, Graf Truchß, und mehrere andere Ober- ſten und Officiere (treten auf. Ihm gegenüber zeigen ſich einige) Officiere mit Depeſchen. — (In der Kirche ſowohl als auf dem Platz) Volk jedes Alters und Ge- ſchlechts. Der Kurfürſt. Wer immer auch die Reiterei geführt Am Tag der Schlacht, und, eh der Obriſt Hennings Des Feindes Brücken hat zerſtören können, Damit iſt aufgebrochen, eigenmächtig, Zur Flucht, bevor ich Ordre gab, ihn zwingend, Der iſt des Todes ſchuldig, das erklär’ ich, Und vor ein Kriegsgericht beſtell’ ich ihn. — Prinz Arthur hat ſie nicht geführt? Graf Truchſeß. Nein, mein erlauchter Herr! Der Kurfürſt. Wer ſagt mir das? Graf Truchſeß. Das können Reiter Dir bekräftigen, Die mir’s verſichert, vor Beginn der Schlacht. Der Prinz hat mit dem Pferd ſich überſchlagen, Man hat verwundet ſchwer, an Haupt und Schenkeln, In einer Kirche ihn verbinden ſehn. Der Kurfürſt. Gleichviel. Der Sieg iſt glänzend dieſes Tages, Und vor dem Altar morgen dank’ ich Gott; Doch wär er zehnmal größer, das entſchuldigt Den nicht, durch den der Zufall mir ihn ſchenkt:

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Zitationshilfe: Kleist, Heinrich von: Die Schlacht bei Fehrbellin. Berlin, 1822, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_fehrbellin_1822/57>, abgerufen am 29.03.2024.