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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

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den Jammer den er angerichtet, und mit
welcher Eile der Rauhgraf mit seinen Rei-
sigen nach dem Schloße zujage; aber, Faust,
sezte er hinzu: "Der Dampf des höllischen
"Pfuhls wird ihm einst nicht so entgegen-
"stinken, als diese deine That. Sein jun-
"ges, vielgeliebtes Weib, ist vor einigen
"Tagen mit dem Erstgebohrnen niederge-
"kommen" --

Faust. Rette sie und den Neugebohrnen.

Teufel. Es ist zu spät; die schwache Mut-
ter drückte ihn in ihre Arme, und er brann-
te auf ihrem Herzen zu Asche.

Diese Post durchschauderte die Seele
Fausts, er sagte grimmig: "Ha, wie schnell
"der Teufel im Zerstöhren ist!"

Teufel. Faust, nicht so schnell, als der
verwegne Mensch im Urtheil und Richten.
Hättet ihr unsre Macht, längst würdet ihr
die Welt zertrümmert und zum Chaos ge-
macht haben. Beweisest du es nicht, da
du deine Herrschaft über mich so unsinnig
mißbrauchst? Fahre nur zu! der Mensch

der
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den Jammer den er angerichtet, und mit
welcher Eile der Rauhgraf mit ſeinen Rei-
ſigen nach dem Schloße zujage; aber, Fauſt,
ſezte er hinzu: „Der Dampf des hoͤlliſchen
„Pfuhls wird ihm einſt nicht ſo entgegen-
„ſtinken, als dieſe deine That. Sein jun-
„ges, vielgeliebtes Weib, iſt vor einigen
„Tagen mit dem Erſtgebohrnen niederge-
„kommen“ —

Fauſt. Rette ſie und den Neugebohrnen.

Teufel. Es iſt zu ſpaͤt; die ſchwache Mut-
ter druͤckte ihn in ihre Arme, und er brann-
te auf ihrem Herzen zu Aſche.

Dieſe Poſt durchſchauderte die Seele
Fauſts, er ſagte grimmig: „Ha, wie ſchnell
„der Teufel im Zerſtoͤhren iſt!“

Teufel. Fauſt, nicht ſo ſchnell, als der
verwegne Menſch im Urtheil und Richten.
Haͤttet ihr unſre Macht, laͤngſt wuͤrdet ihr
die Welt zertruͤmmert und zum Chaos ge-
macht haben. Beweiſeſt du es nicht, da
du deine Herrſchaft uͤber mich ſo unſinnig
mißbrauchſt? Fahre nur zu! der Menſch

der
O 2
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[211/0222] den Jammer den er angerichtet, und mit welcher Eile der Rauhgraf mit ſeinen Rei- ſigen nach dem Schloße zujage; aber, Fauſt, ſezte er hinzu: „Der Dampf des hoͤlliſchen „Pfuhls wird ihm einſt nicht ſo entgegen- „ſtinken, als dieſe deine That. Sein jun- „ges, vielgeliebtes Weib, iſt vor einigen „Tagen mit dem Erſtgebohrnen niederge- „kommen“ — Fauſt. Rette ſie und den Neugebohrnen. Teufel. Es iſt zu ſpaͤt; die ſchwache Mut- ter druͤckte ihn in ihre Arme, und er brann- te auf ihrem Herzen zu Aſche. Dieſe Poſt durchſchauderte die Seele Fauſts, er ſagte grimmig: „Ha, wie ſchnell „der Teufel im Zerſtoͤhren iſt!“ Teufel. Fauſt, nicht ſo ſchnell, als der verwegne Menſch im Urtheil und Richten. Haͤttet ihr unſre Macht, laͤngſt wuͤrdet ihr die Welt zertruͤmmert und zum Chaos ge- macht haben. Beweiſeſt du es nicht, da du deine Herrſchaft uͤber mich ſo unſinnig mißbrauchſt? Fahre nur zu! der Menſch der O 2

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Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/222>, abgerufen am 16.04.2024.