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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Siebente Vorlesung.

Meine Herren! Die Furchung des Cephalopodeneies, die ich
Ihnen in der vorigen Stunde in den Hauptzügen beschrieben, ist
nicht blos dadurch von Interesse, dass sie uns über das Wesen der
Furchung selbst wichtige Aufschlüsse liefert, indem sie aufs Ueber-
zeugendste zeigt, dass die Furchungsabschnitte noch keine Zellen
sind -- denn es sind ja die Segmente alle vom Dotter gar nicht ab-
gegrenzt -- sondern es gibt uns dieselbe auch den Schlüssel zum
Verständnisse derjenigen des Hühnereies, über welche, obschon die-
selbe schon vor mehr als 10 Jahren von Coste (Compl. rend. 1848)
entdeckt wurde, doch bis jetzt nichts vorliegt, als eine Tafel Abbil-
dungen sammt der dazu gehörigen Erklärung in dem grossen Werke
von Coste (Taf. II).

Furchung des
Vogeleies.
Das Ei des Huhnes wird im Eileiter befruchtet und in diesem
beginnt auch die Furchung, und zwar in dem untern, Schalen bilden-
den Theile desselben, nachdem das Keimbläschen schon früher ge-
schwunden ist, welches, beiläufig bemerkt, ganz unabhängig von
der Befruchtung zu schwinden scheint und an gelegten Eiern im-
mer fehlt. Im ersten von Coste gesehenen Stadium (Fig. 14. 1)
zeigte der Discus proligerus oder die Cicatricula Eine kurze Furche
in seiner Mitte. Im zweiten Stadium (Fig. 14. 2) waren zwei Kreuz-
furchen da und 4 Segmente, die die ganze Cicatricula einnahmen.
Im dritten Stadium sind 8 Segmente vorhanden, doch wurde dieses
nicht, sondern nur ein Uebergangsstadium mit 6 Segmenten wahr-
genommen, von denen zwei noch dem zweiten Stadium angehörten.
Ist die Furchung so weit gediehen, so beginnt, wie bei den Cephalo-
poden, die Bildung von Furchungskugeln durch Abschnürung der
Spitzen der Segmente, und zeigt das vierte Stadium 8 Segmente und

Siebente Vorlesung.

Meine Herren! Die Furchung des Cephalopodeneies, die ich
Ihnen in der vorigen Stunde in den Hauptzügen beschrieben, ist
nicht blos dadurch von Interesse, dass sie uns über das Wesen der
Furchung selbst wichtige Aufschlüsse liefert, indem sie aufs Ueber-
zeugendste zeigt, dass die Furchungsabschnitte noch keine Zellen
sind — denn es sind ja die Segmente alle vom Dotter gar nicht ab-
gegrenzt — sondern es gibt uns dieselbe auch den Schlüssel zum
Verständnisse derjenigen des Hühnereies, über welche, obschon die-
selbe schon vor mehr als 10 Jahren von Coste (Compl. rend. 1848)
entdeckt wurde, doch bis jetzt nichts vorliegt, als eine Tafel Abbil-
dungen sammt der dazu gehörigen Erklärung in dem grossen Werke
von Coste (Taf. II).

Furchung des
Vogeleies.
Das Ei des Huhnes wird im Eileiter befruchtet und in diesem
beginnt auch die Furchung, und zwar in dem untern, Schalen bilden-
den Theile desselben, nachdem das Keimbläschen schon früher ge-
schwunden ist, welches, beiläufig bemerkt, ganz unabhängig von
der Befruchtung zu schwinden scheint und an gelegten Eiern im-
mer fehlt. Im ersten von Coste gesehenen Stadium (Fig. 14. 1)
zeigte der Discus proligerus oder die Cicatricula Eine kurze Furche
in seiner Mitte. Im zweiten Stadium (Fig. 14. 2) waren zwei Kreuz-
furchen da und 4 Segmente, die die ganze Cicatricula einnahmen.
Im dritten Stadium sind 8 Segmente vorhanden, doch wurde dieses
nicht, sondern nur ein Uebergangsstadium mit 6 Segmenten wahr-
genommen, von denen zwei noch dem zweiten Stadium angehörten.
Ist die Furchung so weit gediehen, so beginnt, wie bei den Cephalo-
poden, die Bildung von Furchungskugeln durch Abschnürung der
Spitzen der Segmente, und zeigt das vierte Stadium 8 Segmente und

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[[40]/0056] Siebente Vorlesung. Meine Herren! Die Furchung des Cephalopodeneies, die ich Ihnen in der vorigen Stunde in den Hauptzügen beschrieben, ist nicht blos dadurch von Interesse, dass sie uns über das Wesen der Furchung selbst wichtige Aufschlüsse liefert, indem sie aufs Ueber- zeugendste zeigt, dass die Furchungsabschnitte noch keine Zellen sind — denn es sind ja die Segmente alle vom Dotter gar nicht ab- gegrenzt — sondern es gibt uns dieselbe auch den Schlüssel zum Verständnisse derjenigen des Hühnereies, über welche, obschon die- selbe schon vor mehr als 10 Jahren von Coste (Compl. rend. 1848) entdeckt wurde, doch bis jetzt nichts vorliegt, als eine Tafel Abbil- dungen sammt der dazu gehörigen Erklärung in dem grossen Werke von Coste (Taf. II). Das Ei des Huhnes wird im Eileiter befruchtet und in diesem beginnt auch die Furchung, und zwar in dem untern, Schalen bilden- den Theile desselben, nachdem das Keimbläschen schon früher ge- schwunden ist, welches, beiläufig bemerkt, ganz unabhängig von der Befruchtung zu schwinden scheint und an gelegten Eiern im- mer fehlt. Im ersten von Coste gesehenen Stadium (Fig. 14. 1) zeigte der Discus proligerus oder die Cicatricula Eine kurze Furche in seiner Mitte. Im zweiten Stadium (Fig. 14. 2) waren zwei Kreuz- furchen da und 4 Segmente, die die ganze Cicatricula einnahmen. Im dritten Stadium sind 8 Segmente vorhanden, doch wurde dieses nicht, sondern nur ein Uebergangsstadium mit 6 Segmenten wahr- genommen, von denen zwei noch dem zweiten Stadium angehörten. Ist die Furchung so weit gediehen, so beginnt, wie bei den Cephalo- poden, die Bildung von Furchungskugeln durch Abschnürung der Spitzen der Segmente, und zeigt das vierte Stadium 8 Segmente und Furchung des Vogeleies.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. [40]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/56>, abgerufen am 28.03.2024.