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Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799.

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Sechs und zwanzigstes Kapitel.

Wie Hieronimus ein schlimmes und ein gutes
Abentheuer hatte, und wie er einmal in sei-
nem Leben eine kluge That verrichtet hat.


1. Hieronimus, ehe und bevoren
Er die Abreis von der alten Wittwe erkohren,
Hat er mit einem Beutel voll Geld sich schön
Aus dem Kasten der Dame versehn.
2. Denn dafür, daß er gesungen und gebetet,
Und von frommen Dingen geredet
Und die Caressen gehöret an,
Mußte er billig ja etwas han.
3. Mit diesem Gelde that er nun wandern
Von einer schönen Stadt zur andern,
Und indem er also herumgeirrt,
Lernte er kennen manchen Wirth.
4. Traf er etwa hin und wieder
Schöne Quartiere und lustige Brüder,
Oder eine gute Wirthin im Haus,
So ruht' er gemeinlich einige Tage aus.
5. Es hat sich aber einsmals begeben,
Daß er auf seiner Wanderschaft gar eben,
Als es schon war Nachmittags spat,
In einer großen Schenke abtrat.
6. Es
Sechs und zwanzigſtes Kapitel.

Wie Hieronimus ein ſchlimmes und ein gutes
Abentheuer hatte, und wie er einmal in ſei-
nem Leben eine kluge That verrichtet hat.


1. Hieronimus, ehe und bevoren
Er die Abreis von der alten Wittwe erkohren,
Hat er mit einem Beutel voll Geld ſich ſchoͤn
Aus dem Kaſten der Dame verſehn.
2. Denn dafuͤr, daß er geſungen und gebetet,
Und von frommen Dingen geredet
Und die Careſſen gehoͤret an,
Mußte er billig ja etwas han.
3. Mit dieſem Gelde that er nun wandern
Von einer ſchoͤnen Stadt zur andern,
Und indem er alſo herumgeirrt,
Lernte er kennen manchen Wirth.
4. Traf er etwa hin und wieder
Schoͤne Quartiere und luſtige Bruͤder,
Oder eine gute Wirthin im Haus,
So ruht’ er gemeinlich einige Tage aus.
5. Es hat ſich aber einsmals begeben,
Daß er auf ſeiner Wanderſchaft gar eben,
Als es ſchon war Nachmittags ſpat,
In einer großen Schenke abtrat.
6. Es
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[122/0146] Sechs und zwanzigſtes Kapitel. Wie Hieronimus ein ſchlimmes und ein gutes Abentheuer hatte, und wie er einmal in ſei- nem Leben eine kluge That verrichtet hat. 1. Hieronimus, ehe und bevoren Er die Abreis von der alten Wittwe erkohren, Hat er mit einem Beutel voll Geld ſich ſchoͤn Aus dem Kaſten der Dame verſehn. 2. Denn dafuͤr, daß er geſungen und gebetet, Und von frommen Dingen geredet Und die Careſſen gehoͤret an, Mußte er billig ja etwas han. 3. Mit dieſem Gelde that er nun wandern Von einer ſchoͤnen Stadt zur andern, Und indem er alſo herumgeirrt, Lernte er kennen manchen Wirth. 4. Traf er etwa hin und wieder Schoͤne Quartiere und luſtige Bruͤder, Oder eine gute Wirthin im Haus, So ruht’ er gemeinlich einige Tage aus. 5. Es hat ſich aber einsmals begeben, Daß er auf ſeiner Wanderſchaft gar eben, Als es ſchon war Nachmittags ſpat, In einer großen Schenke abtrat. 6. Es

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Zitationshilfe: Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799/146>, abgerufen am 16.04.2024.