Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

"Ihre Wangen, zwey nie versiegende keusche Au-
roren,
"Sehe die ewigfrischen Lippen, und höre noch
immer
"Klingen das Harfengelispel in meiner innersten
Hörkraft.
"Reiner ist nicht des Schwanes Hals als der Hals
der Erhabnen,
"Blendender nicht der ballende Schnee als der Busen
der Hohen.
"Weiss ist ihr Arm, wie weiss! wie weich! und
würdig, der Helden
"Ersten in Schlummer zu wiegen. Indem die Hehre
einherging,
"Glaubt' ich Hertha schreiten zu sehn. Indem sich
ihr Busen
"Unruhvoll, hochklopfend, halbschüchtern, den
Augen enthüllte,
"Fasste mich heilige Scheu, wie sie fasst den Prie-
ster der Hertha,
"Wenn er die Göttin sich baden sieht im einsamen
Waldsee.
"Hold ist Wanda, ein holder Garten voll Blüthen
und Düfte,
"Aber auch gut und weis' und geliebt von den Ihren.
Wir werden's
"Inne werden, wann kehret der Tag in der stürmen-
den Feldschlacht.

„Ihre Wangen, zwey nie versiegende keusche Au-
roren,
„Sehe die ewigfrischen Lippen, und höre noch
immer
„Klingen das Harfengelispel in meiner innersten
Hörkraft.
„Reiner ist nicht des Schwanes Hals als der Hals
der Erhabnen,
„Blendender nicht der ballende Schnee als der Busen
der Hohen.
„Weiss ist ihr Arm, wie weiss! wie weich! und
würdig, der Helden
„Ersten in Schlummer zu wiegen. Indem die Hehre
einherging,
„Glaubt' ich Hertha schreiten zu sehn. Indem sich
ihr Busen
„Unruhvoll, hochklopfend, halbschüchtern, den
Augen enthüllte,
„Fasste mich heilige Scheu, wie sie fasst den Prie-
ster der Hertha,
„Wenn er die Göttin sich baden sieht im einsamen
Waldsee.
„Hold ist Wanda, ein holder Garten voll Blüthen
und Düfte,
„Aber auch gut und weis' und geliebt von den Ihren.
Wir werden's
„Inne werden, wann kehret der Tag in der stürmen-
den Feldschlacht.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="21">
              <l>
                <pb facs="#f0034" n="18"/>
              </l>
              <l>&#x201E;Ihre Wangen, zwey nie versiegende keusche Au-</l><lb/>
              <l>roren,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Sehe die ewigfrischen Lippen, und höre noch</l><lb/>
              <l>immer</l><lb/>
              <l>&#x201E;Klingen das Harfengelispel in meiner innersten</l><lb/>
              <l>Hörkraft.</l><lb/>
              <l>&#x201E;Reiner ist nicht des Schwanes Hals als der Hals</l><lb/>
              <l>der Erhabnen,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Blendender nicht der ballende Schnee als der Busen</l><lb/>
              <l>der Hohen.</l><lb/>
              <l>&#x201E;Weiss ist ihr Arm, wie weiss! wie weich! und</l><lb/>
              <l>würdig, der Helden</l><lb/>
              <l>&#x201E;Ersten in Schlummer zu wiegen. Indem die Hehre</l><lb/>
              <l>einherging,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Glaubt' ich Hertha schreiten zu sehn. Indem sich</l><lb/>
              <l>ihr Busen</l><lb/>
              <l>&#x201E;Unruhvoll, hochklopfend, halbschüchtern, den</l><lb/>
              <l>Augen enthüllte,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Fasste mich heilige Scheu, wie sie fasst den Prie-</l><lb/>
              <l>ster der Hertha,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Wenn er die Göttin sich baden sieht im einsamen</l><lb/>
              <l>Waldsee.</l><lb/>
              <l>&#x201E;Hold ist Wanda, ein holder Garten voll Blüthen</l><lb/>
              <l>und Düfte,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Aber auch gut und weis' und geliebt von den Ihren.</l><lb/>
              <l>Wir werden's</l><lb/>
              <l>&#x201E;Inne werden, wann kehret der Tag in der stürmen-</l><lb/>
              <l>den Feldschlacht.</l><lb/>
              <l>
</l>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[18/0034] „Ihre Wangen, zwey nie versiegende keusche Au- roren, „Sehe die ewigfrischen Lippen, und höre noch immer „Klingen das Harfengelispel in meiner innersten Hörkraft. „Reiner ist nicht des Schwanes Hals als der Hals der Erhabnen, „Blendender nicht der ballende Schnee als der Busen der Hohen. „Weiss ist ihr Arm, wie weiss! wie weich! und würdig, der Helden „Ersten in Schlummer zu wiegen. Indem die Hehre einherging, „Glaubt' ich Hertha schreiten zu sehn. Indem sich ihr Busen „Unruhvoll, hochklopfend, halbschüchtern, den Augen enthüllte, „Fasste mich heilige Scheu, wie sie fasst den Prie- ster der Hertha, „Wenn er die Göttin sich baden sieht im einsamen Waldsee. „Hold ist Wanda, ein holder Garten voll Blüthen und Düfte, „Aber auch gut und weis' und geliebt von den Ihren. Wir werden's „Inne werden, wann kehret der Tag in der stürmen- den Feldschlacht.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/34
Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/34>, abgerufen am 29.03.2024.