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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Die Knollen- und Wurzelfrüchte.
Klee, oder sonst ein Grünfutter, welches öfters geschnitten wird, um die Reproductions-
kraft der Knollen zu vernichten.

3. Die Saat und Pflege.

Die Cultur des Topinamburs stimmt mit jener der Kartoffel überein. In
Gegenden mit trockenem Frühjahre kann man ihn jedoch schon im Herbste vorher
auslegen, er treibt dann im nächsten Mai, da er viel Wärme zu seiner ersten Ent-
wickelung benöthigt. Bei einer Neuanlage legt man die Knollen nach dem Pfluge
oder nach dem Marqueur in 60 Ctm. entfernten Reihen auf das gut gedüngte und
tiefgepflügte Feld. Der Bedarf an Saatknollen, zu welchen man die größten aus-
wählt, nachdem dieselben ertragreicher sind und sich früher entwickeln, beträgt auf
einem Hektare 10.7--13 Hektoliter oder 0.9--1.17 Tonnen. Zur Vermehrung des
Saatgutes zerschneidet man die großen Knollen. Sind dieselben welk geworden, so
befeuchtet man dieselben, um sich das Zerschneiden zu erleichtern. Bei der Bestellung
im zweiten und den folgenden Jahren ist bei gebundenem, frischem Boden ein Nach-
legen nicht erforderlich, nachdem gewöhnlich von dem Vorjahre eine ausreichende
Menge kleinerer Knollen im Boden zurückbleibt. Um ganz sicher zu gehen und die
Regelmäßigkeit der Reihen erhalten zu können, pflegt man wohl auch die Hälfte des
Saatgutes nachzulegen.

Die Pflege ist die gleiche, wie für die Kartoffel angegeben wurde. Verkrustet
oder verunkrautet das Feld, so reinigt man dasselbe durch mehrmaliges Uebereggen.
Späterhin, wenn die Pflanzenreihen sichtbar werden, bearbeitet man die Zwischen-
räume, unbeschadet der in denselben hervorkommenden Topinamburtriebe, mit der
Pferdehacke. Bei dem schnellen Wachsthume der Topinamburpflanzen ist der Schluß
derselben schon Anfangs Juli eingetreten und dadurch der Ausbreitung des Unkrautes
ein Ziel gesetzt. Gewöhnlich reicht ein zweimaliges Behacken mit der Pferdehacke
und zum Schlusse ein Anhäufeln der Reihen vollkommen hin.

Nach Leunis 1) finden sich auf dem Topinambur zwei Pilze: Rhizosporium he-
lianthemi
auf den Knollen und Chaetomium pannosum an trockenen Stengeln.

4. Die Ernte.

Die Topinamburpflanze bleibt bis zur Frostzeit grün, die Knollen wachsen da-
her fort. Die grünen Blätter können abgenommen und als Futter verwendet werden.
Am gewöhnlichsten nimmt man die Stengel im September und Anfang October
ab, zerschneidet und verfüttert sie, gemischt mit anderem Grünfutter. Noch häu-
figer werden die Stengel bündelweise zum Trocknen aufgestellt und dann den Schafen
vorgelegt. Die zurückbleibenden, dürren Stengel dienen als Brennmaterial. Der Er-
trag an Futterlaub erreicht 4.--5.8 Tonnen auf einem Hektare. Ein frühzeitiges
Ernten der Stengel verringert den Knollenertrag, indem durch das Aufhören der
Blattthätigkeit keine organische Substanz mehr gebildet wird.


1) Leunis Synopsis der drei Naturreiche. 2. Thl. Botanik. Hannover 1868,
S. 901.

Die Knollen- und Wurzelfrüchte.
Klee, oder ſonſt ein Grünfutter, welches öfters geſchnitten wird, um die Reproductions-
kraft der Knollen zu vernichten.

3. Die Saat und Pflege.

Die Cultur des Topinamburs ſtimmt mit jener der Kartoffel überein. In
Gegenden mit trockenem Frühjahre kann man ihn jedoch ſchon im Herbſte vorher
auslegen, er treibt dann im nächſten Mai, da er viel Wärme zu ſeiner erſten Ent-
wickelung benöthigt. Bei einer Neuanlage legt man die Knollen nach dem Pfluge
oder nach dem Marqueur in 60 Ctm. entfernten Reihen auf das gut gedüngte und
tiefgepflügte Feld. Der Bedarf an Saatknollen, zu welchen man die größten aus-
wählt, nachdem dieſelben ertragreicher ſind und ſich früher entwickeln, beträgt auf
einem Hektare 10.7—13 Hektoliter oder 0.9—1.17 Tonnen. Zur Vermehrung des
Saatgutes zerſchneidet man die großen Knollen. Sind dieſelben welk geworden, ſo
befeuchtet man dieſelben, um ſich das Zerſchneiden zu erleichtern. Bei der Beſtellung
im zweiten und den folgenden Jahren iſt bei gebundenem, friſchem Boden ein Nach-
legen nicht erforderlich, nachdem gewöhnlich von dem Vorjahre eine ausreichende
Menge kleinerer Knollen im Boden zurückbleibt. Um ganz ſicher zu gehen und die
Regelmäßigkeit der Reihen erhalten zu können, pflegt man wohl auch die Hälfte des
Saatgutes nachzulegen.

Die Pflege iſt die gleiche, wie für die Kartoffel angegeben wurde. Verkruſtet
oder verunkrautet das Feld, ſo reinigt man daſſelbe durch mehrmaliges Uebereggen.
Späterhin, wenn die Pflanzenreihen ſichtbar werden, bearbeitet man die Zwiſchen-
räume, unbeſchadet der in denſelben hervorkommenden Topinamburtriebe, mit der
Pferdehacke. Bei dem ſchnellen Wachsthume der Topinamburpflanzen iſt der Schluß
derſelben ſchon Anfangs Juli eingetreten und dadurch der Ausbreitung des Unkrautes
ein Ziel geſetzt. Gewöhnlich reicht ein zweimaliges Behacken mit der Pferdehacke
und zum Schluſſe ein Anhäufeln der Reihen vollkommen hin.

Nach Leunis 1) finden ſich auf dem Topinambur zwei Pilze: Rhizosporium he-
lianthemi
auf den Knollen und Chaetomium pannosum an trockenen Stengeln.

4. Die Ernte.

Die Topinamburpflanze bleibt bis zur Froſtzeit grün, die Knollen wachſen da-
her fort. Die grünen Blätter können abgenommen und als Futter verwendet werden.
Am gewöhnlichſten nimmt man die Stengel im September und Anfang October
ab, zerſchneidet und verfüttert ſie, gemiſcht mit anderem Grünfutter. Noch häu-
figer werden die Stengel bündelweiſe zum Trocknen aufgeſtellt und dann den Schafen
vorgelegt. Die zurückbleibenden, dürren Stengel dienen als Brennmaterial. Der Er-
trag an Futterlaub erreicht 4.—5.8 Tonnen auf einem Hektare. Ein frühzeitiges
Ernten der Stengel verringert den Knollenertrag, indem durch das Aufhören der
Blattthätigkeit keine organiſche Subſtanz mehr gebildet wird.


1) Leunis Synopſis der drei Naturreiche. 2. Thl. Botanik. Hannover 1868,
S. 901.
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[149/0163] Die Knollen- und Wurzelfrüchte. Klee, oder ſonſt ein Grünfutter, welches öfters geſchnitten wird, um die Reproductions- kraft der Knollen zu vernichten. 3. Die Saat und Pflege. Die Cultur des Topinamburs ſtimmt mit jener der Kartoffel überein. In Gegenden mit trockenem Frühjahre kann man ihn jedoch ſchon im Herbſte vorher auslegen, er treibt dann im nächſten Mai, da er viel Wärme zu ſeiner erſten Ent- wickelung benöthigt. Bei einer Neuanlage legt man die Knollen nach dem Pfluge oder nach dem Marqueur in 60 Ctm. entfernten Reihen auf das gut gedüngte und tiefgepflügte Feld. Der Bedarf an Saatknollen, zu welchen man die größten aus- wählt, nachdem dieſelben ertragreicher ſind und ſich früher entwickeln, beträgt auf einem Hektare 10.7—13 Hektoliter oder 0.9—1.17 Tonnen. Zur Vermehrung des Saatgutes zerſchneidet man die großen Knollen. Sind dieſelben welk geworden, ſo befeuchtet man dieſelben, um ſich das Zerſchneiden zu erleichtern. Bei der Beſtellung im zweiten und den folgenden Jahren iſt bei gebundenem, friſchem Boden ein Nach- legen nicht erforderlich, nachdem gewöhnlich von dem Vorjahre eine ausreichende Menge kleinerer Knollen im Boden zurückbleibt. Um ganz ſicher zu gehen und die Regelmäßigkeit der Reihen erhalten zu können, pflegt man wohl auch die Hälfte des Saatgutes nachzulegen. Die Pflege iſt die gleiche, wie für die Kartoffel angegeben wurde. Verkruſtet oder verunkrautet das Feld, ſo reinigt man daſſelbe durch mehrmaliges Uebereggen. Späterhin, wenn die Pflanzenreihen ſichtbar werden, bearbeitet man die Zwiſchen- räume, unbeſchadet der in denſelben hervorkommenden Topinamburtriebe, mit der Pferdehacke. Bei dem ſchnellen Wachsthume der Topinamburpflanzen iſt der Schluß derſelben ſchon Anfangs Juli eingetreten und dadurch der Ausbreitung des Unkrautes ein Ziel geſetzt. Gewöhnlich reicht ein zweimaliges Behacken mit der Pferdehacke und zum Schluſſe ein Anhäufeln der Reihen vollkommen hin. Nach Leunis 1) finden ſich auf dem Topinambur zwei Pilze: Rhizosporium he- lianthemi auf den Knollen und Chaetomium pannosum an trockenen Stengeln. 4. Die Ernte. Die Topinamburpflanze bleibt bis zur Froſtzeit grün, die Knollen wachſen da- her fort. Die grünen Blätter können abgenommen und als Futter verwendet werden. Am gewöhnlichſten nimmt man die Stengel im September und Anfang October ab, zerſchneidet und verfüttert ſie, gemiſcht mit anderem Grünfutter. Noch häu- figer werden die Stengel bündelweiſe zum Trocknen aufgeſtellt und dann den Schafen vorgelegt. Die zurückbleibenden, dürren Stengel dienen als Brennmaterial. Der Er- trag an Futterlaub erreicht 4.—5.8 Tonnen auf einem Hektare. Ein frühzeitiges Ernten der Stengel verringert den Knollenertrag, indem durch das Aufhören der Blattthätigkeit keine organiſche Subſtanz mehr gebildet wird. 1) Leunis Synopſis der drei Naturreiche. 2. Thl. Botanik. Hannover 1868, S. 901.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/163>, abgerufen am 28.03.2024.