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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Die Futterpflanzen.
gut zur Gewinnung von Mähfutter. Abgeweidet reproducirt er sich dagegen sehr
schnell, weshalb er zu den besten Weidepflanzen gezählt werden kann. Der Weißklee
gewinnt noch dadurch an Werth, daß er noch auf geringeren Bodenarten, wie auf
sehr steinigen, sandigen oder thonigen Boden, fortkommt und ein rauhes Klima
leichter als der Rothklee verträgt. Der Weißklee kann selbst noch auf Moor- und
Bruchboden, sobald derselbe nicht an übermäßiger Nässe leidet, mit Erfolg gebaut
werden.

Die Cultur des Weißklees stimmt mit jener des Rothklees überein. In einem
trockenen Klima wird der Weißklee im Herbste oder im Verlaufe des Winters in
Wintergetreide eingesäet. Ist das Frühjahr ausreichend feucht, um das Ankeimen
zu sichern, so wird er auch in Sommergetreide eingesäet. Außer dem Getreide eignen
sich als Ueberfrucht für den Weißklee Spörgel und zur Grünfütterung gebauter
Buchweizen. Am häufigsten säet man ihn nicht rein, sondern unter Kleegras, nament-
lich dann, wenn dieses späterhin zur Weide bestimmt wird. Zur Aussaat, welche
mit der Egge oder Walze untergebracht wird, genügen weniger Samen, als bei dem
großkörnigeren Rothklee; auf leichtem Boden 10--15 Kilogr. pro Hektar.

Die Pflege des Weißklees beschränkt sich auf ein Ueberwalzen im Frühjahre,
wenn die Pflanzen durch den Frost aus dem Boden gehoben wurden und auf eine
Kopfdüngung, welche reichlich gelohnt wird.

Die Ernte als Mähfutter findet in einem späteren Entwickelungsstadium als
bei dem Rothklee statt, nachdem der Weißklee nur einen Schnitt gibt. Er wird
nach dem Eintritte der vollen Blüthe gemäht. Das Abweiden beginnt man im Früh-
jahre, sobald der Weißklee einen dichten Bestand zeigt. Der Heuertrag stellt sich
auf 1.9--3 Tonnen, der Samenertrag auf 3--6.5 Hektoliter per Hektar.

8. Die Serradella.

Die Serradella 1), der große Krallenklee, der Saatvogelfuß, die Klauenschote
(Ornithopus sativus Brot.) Sun, Fig. 138 n. S., ist eine noch lange nicht genug gewürdigte,
einjährige Futterpflanze des Sandbodens, welche aus Portugal stammt und sich seit
1851 auch in Deutschland eingebürgert hat. Die Serradella wird 20--50 Ctm.
hoch. Der aufstrebende Stengel, sowie die 7--23 paarigen Blätter sind behaart.
Die blaßrosa gefärbten Blüthen und die 4--6gliedrigen Hülsen, Fig. 139, sind zu 2--3
an einer Stelle angesetzt. Am besten gedeiht die Serradella in feuchtem Klima, auf
einem tiefgründigen Sandboden, der sich in guter Cultur und in gutem Düngungs-
zustande befindet. Auf ganz trockenem Sandboden mit tiefem Stande des Grund-
wasserspiegels schlägt sie bei anhaltender Trockene gerne fehl. Bei reiner Ansaat wird
sie nach gedüngter Hackfrucht, Kartoffel oder Rüben angebaut, häufiger wird sie jedoch
mit einer Ueberfrucht gebaut. Am besten eignet sich dazu Wickfuttergemenge oder

1) E. v. König. Die Serradella. Der Klee des Sandes. Berlin, 1873.
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Die Futterpflanzen.
gut zur Gewinnung von Mähfutter. Abgeweidet reproducirt er ſich dagegen ſehr
ſchnell, weshalb er zu den beſten Weidepflanzen gezählt werden kann. Der Weißklee
gewinnt noch dadurch an Werth, daß er noch auf geringeren Bodenarten, wie auf
ſehr ſteinigen, ſandigen oder thonigen Boden, fortkommt und ein rauhes Klima
leichter als der Rothklee verträgt. Der Weißklee kann ſelbſt noch auf Moor- und
Bruchboden, ſobald derſelbe nicht an übermäßiger Näſſe leidet, mit Erfolg gebaut
werden.

Die Cultur des Weißklees ſtimmt mit jener des Rothklees überein. In einem
trockenen Klima wird der Weißklee im Herbſte oder im Verlaufe des Winters in
Wintergetreide eingeſäet. Iſt das Frühjahr ausreichend feucht, um das Ankeimen
zu ſichern, ſo wird er auch in Sommergetreide eingeſäet. Außer dem Getreide eignen
ſich als Ueberfrucht für den Weißklee Spörgel und zur Grünfütterung gebauter
Buchweizen. Am häufigſten ſäet man ihn nicht rein, ſondern unter Kleegras, nament-
lich dann, wenn dieſes ſpäterhin zur Weide beſtimmt wird. Zur Ausſaat, welche
mit der Egge oder Walze untergebracht wird, genügen weniger Samen, als bei dem
großkörnigeren Rothklee; auf leichtem Boden 10—15 Kilogr. pro Hektar.

Die Pflege des Weißklees beſchränkt ſich auf ein Ueberwalzen im Frühjahre,
wenn die Pflanzen durch den Froſt aus dem Boden gehoben wurden und auf eine
Kopfdüngung, welche reichlich gelohnt wird.

Die Ernte als Mähfutter findet in einem ſpäteren Entwickelungsſtadium als
bei dem Rothklee ſtatt, nachdem der Weißklee nur einen Schnitt gibt. Er wird
nach dem Eintritte der vollen Blüthe gemäht. Das Abweiden beginnt man im Früh-
jahre, ſobald der Weißklee einen dichten Beſtand zeigt. Der Heuertrag ſtellt ſich
auf 1.9—3 Tonnen, der Samenertrag auf 3—6.5 Hektoliter per Hektar.

8. Die Serradella.

Die Serradella 1), der große Krallenklee, der Saatvogelfuß, die Klauenſchote
(Ornithopus sativus Brot.) ☉, Fig. 138 n. S., iſt eine noch lange nicht genug gewürdigte,
einjährige Futterpflanze des Sandbodens, welche aus Portugal ſtammt und ſich ſeit
1851 auch in Deutſchland eingebürgert hat. Die Serradella wird 20—50 Ctm.
hoch. Der aufſtrebende Stengel, ſowie die 7—23 paarigen Blätter ſind behaart.
Die blaßroſa gefärbten Blüthen und die 4—6gliedrigen Hülſen, Fig. 139, ſind zu 2—3
an einer Stelle angeſetzt. Am beſten gedeiht die Serradella in feuchtem Klima, auf
einem tiefgründigen Sandboden, der ſich in guter Cultur und in gutem Düngungs-
zuſtande befindet. Auf ganz trockenem Sandboden mit tiefem Stande des Grund-
waſſerſpiegels ſchlägt ſie bei anhaltender Trockene gerne fehl. Bei reiner Anſaat wird
ſie nach gedüngter Hackfrucht, Kartoffel oder Rüben angebaut, häufiger wird ſie jedoch
mit einer Ueberfrucht gebaut. Am beſten eignet ſich dazu Wickfuttergemenge oder

1) E. v. König. Die Serradella. Der Klee des Sandes. Berlin, 1873.
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[195/0209] Die Futterpflanzen. gut zur Gewinnung von Mähfutter. Abgeweidet reproducirt er ſich dagegen ſehr ſchnell, weshalb er zu den beſten Weidepflanzen gezählt werden kann. Der Weißklee gewinnt noch dadurch an Werth, daß er noch auf geringeren Bodenarten, wie auf ſehr ſteinigen, ſandigen oder thonigen Boden, fortkommt und ein rauhes Klima leichter als der Rothklee verträgt. Der Weißklee kann ſelbſt noch auf Moor- und Bruchboden, ſobald derſelbe nicht an übermäßiger Näſſe leidet, mit Erfolg gebaut werden. Die Cultur des Weißklees ſtimmt mit jener des Rothklees überein. In einem trockenen Klima wird der Weißklee im Herbſte oder im Verlaufe des Winters in Wintergetreide eingeſäet. Iſt das Frühjahr ausreichend feucht, um das Ankeimen zu ſichern, ſo wird er auch in Sommergetreide eingeſäet. Außer dem Getreide eignen ſich als Ueberfrucht für den Weißklee Spörgel und zur Grünfütterung gebauter Buchweizen. Am häufigſten ſäet man ihn nicht rein, ſondern unter Kleegras, nament- lich dann, wenn dieſes ſpäterhin zur Weide beſtimmt wird. Zur Ausſaat, welche mit der Egge oder Walze untergebracht wird, genügen weniger Samen, als bei dem großkörnigeren Rothklee; auf leichtem Boden 10—15 Kilogr. pro Hektar. Die Pflege des Weißklees beſchränkt ſich auf ein Ueberwalzen im Frühjahre, wenn die Pflanzen durch den Froſt aus dem Boden gehoben wurden und auf eine Kopfdüngung, welche reichlich gelohnt wird. Die Ernte als Mähfutter findet in einem ſpäteren Entwickelungsſtadium als bei dem Rothklee ſtatt, nachdem der Weißklee nur einen Schnitt gibt. Er wird nach dem Eintritte der vollen Blüthe gemäht. Das Abweiden beginnt man im Früh- jahre, ſobald der Weißklee einen dichten Beſtand zeigt. Der Heuertrag ſtellt ſich auf 1.9—3 Tonnen, der Samenertrag auf 3—6.5 Hektoliter per Hektar. 8. Die Serradella. Die Serradella 1), der große Krallenklee, der Saatvogelfuß, die Klauenſchote (Ornithopus sativus Brot.) ☉, Fig. 138 n. S., iſt eine noch lange nicht genug gewürdigte, einjährige Futterpflanze des Sandbodens, welche aus Portugal ſtammt und ſich ſeit 1851 auch in Deutſchland eingebürgert hat. Die Serradella wird 20—50 Ctm. hoch. Der aufſtrebende Stengel, ſowie die 7—23 paarigen Blätter ſind behaart. Die blaßroſa gefärbten Blüthen und die 4—6gliedrigen Hülſen, Fig. 139, ſind zu 2—3 an einer Stelle angeſetzt. Am beſten gedeiht die Serradella in feuchtem Klima, auf einem tiefgründigen Sandboden, der ſich in guter Cultur und in gutem Düngungs- zuſtande befindet. Auf ganz trockenem Sandboden mit tiefem Stande des Grund- waſſerſpiegels ſchlägt ſie bei anhaltender Trockene gerne fehl. Bei reiner Anſaat wird ſie nach gedüngter Hackfrucht, Kartoffel oder Rüben angebaut, häufiger wird ſie jedoch mit einer Ueberfrucht gebaut. Am beſten eignet ſich dazu Wickfuttergemenge oder 1) E. v. König. Die Serradella. Der Klee des Sandes. Berlin, 1873. 13*

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/209>, abgerufen am 18.04.2024.