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Kraft, Robert: Der Medizinmann. Dresden, 1896.

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Der Kriegsplan war schon verabredet. Er war sehr einfach. Richard sollte als Kundschafter vorausgehen und eine Vermittelung einleiten, und war er innerhalb einer Stunde nicht zurück, so ging die ganze Truppe vor und griff eventuell an.

Ingenieur Frank suchte mit seinen Leuten ein passendes Versteck aus, von wo aus er das zwischen Bäumen befindliche Lager im Auge behalten konnte, und Richard ging ab, direkt auf die Feuer zu.

Noch gestern hatte im Lager der Crows die unbändigste Freude geherrscht. Die Flucht von Schnellfuß hatte die Freude in Schmerz und Zorn verwandelt.

Sechs tapfere Krieger hatte er allein getötet, indem er sie während der Flucht immer einzeln in einen Hinterhalt lockte und sie dann jählings überfiel, und darunter war der Häuptling, der graue Bär, der noch von keinem Feinde besiegt worden war.

Vier abgehauene Baumstämme waren in den Boden gerammt, eine Büffeldecke darüber gespannt, und auf dieser lag die Leiche des grauen Bären aufgebahrt.

Unten tanzte der mit seltsamem Schmuck behängte Medizinmann des Stammes in grotesken Sprüngen, die Männer saßen im Kreise und heulten monotone Lieder, ab und zu stand ein angesehener Krieger auf und pries mit überschwenglichen Worten die Tugenden des Ermordeten.

Nach einer gewissen Zeit wurde dann der neue Häuptling gewählt, welcher das Martern der Gefangenen zu Ehren des Begräbnisses anordnete.

Die Gefangenen standen noch immer aufrecht gebunden an den Baumstämmen, schon länger als 48 Stunden. Wenn der Schlaf sie befiel, mußten sie in ihren Banden hängen, die tief ins Fleisch schnitten.

Der Kriegsplan war schon verabredet. Er war sehr einfach. Richard sollte als Kundschafter vorausgehen und eine Vermittelung einleiten, und war er innerhalb einer Stunde nicht zurück, so ging die ganze Truppe vor und griff eventuell an.

Ingenieur Frank suchte mit seinen Leuten ein passendes Versteck aus, von wo aus er das zwischen Bäumen befindliche Lager im Auge behalten konnte, und Richard ging ab, direkt auf die Feuer zu.

Noch gestern hatte im Lager der Crows die unbändigste Freude geherrscht. Die Flucht von Schnellfuß hatte die Freude in Schmerz und Zorn verwandelt.

Sechs tapfere Krieger hatte er allein getötet, indem er sie während der Flucht immer einzeln in einen Hinterhalt lockte und sie dann jählings überfiel, und darunter war der Häuptling, der graue Bär, der noch von keinem Feinde besiegt worden war.

Vier abgehauene Baumstämme waren in den Boden gerammt, eine Büffeldecke darüber gespannt, und auf dieser lag die Leiche des grauen Bären aufgebahrt.

Unten tanzte der mit seltsamem Schmuck behängte Medizinmann des Stammes in grotesken Sprüngen, die Männer saßen im Kreise und heulten monotone Lieder, ab und zu stand ein angesehener Krieger auf und pries mit überschwenglichen Worten die Tugenden des Ermordeten.

Nach einer gewissen Zeit wurde dann der neue Häuptling gewählt, welcher das Martern der Gefangenen zu Ehren des Begräbnisses anordnete.

Die Gefangenen standen noch immer aufrecht gebunden an den Baumstämmen, schon länger als 48 Stunden. Wenn der Schlaf sie befiel, mußten sie in ihren Banden hängen, die tief ins Fleisch schnitten.

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[25/0025] Der Kriegsplan war schon verabredet. Er war sehr einfach. Richard sollte als Kundschafter vorausgehen und eine Vermittelung einleiten, und war er innerhalb einer Stunde nicht zurück, so ging die ganze Truppe vor und griff eventuell an. Ingenieur Frank suchte mit seinen Leuten ein passendes Versteck aus, von wo aus er das zwischen Bäumen befindliche Lager im Auge behalten konnte, und Richard ging ab, direkt auf die Feuer zu. Noch gestern hatte im Lager der Crows die unbändigste Freude geherrscht. Die Flucht von Schnellfuß hatte die Freude in Schmerz und Zorn verwandelt. Sechs tapfere Krieger hatte er allein getötet, indem er sie während der Flucht immer einzeln in einen Hinterhalt lockte und sie dann jählings überfiel, und darunter war der Häuptling, der graue Bär, der noch von keinem Feinde besiegt worden war. Vier abgehauene Baumstämme waren in den Boden gerammt, eine Büffeldecke darüber gespannt, und auf dieser lag die Leiche des grauen Bären aufgebahrt. Unten tanzte der mit seltsamem Schmuck behängte Medizinmann des Stammes in grotesken Sprüngen, die Männer saßen im Kreise und heulten monotone Lieder, ab und zu stand ein angesehener Krieger auf und pries mit überschwenglichen Worten die Tugenden des Ermordeten. Nach einer gewissen Zeit wurde dann der neue Häuptling gewählt, welcher das Martern der Gefangenen zu Ehren des Begräbnisses anordnete. Die Gefangenen standen noch immer aufrecht gebunden an den Baumstämmen, schon länger als 48 Stunden. Wenn der Schlaf sie befiel, mußten sie in ihren Banden hängen, die tief ins Fleisch schnitten.

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Zitationshilfe: Kraft, Robert: Der Medizinmann. Dresden, 1896, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kraft_medizinmann_1896/25>, abgerufen am 28.03.2024.