Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

dünkte. Können nicht, meine Emilia,
alle Kräfte meiner Seele wieder so aufle-
ben wie das Gefühl für die wohlthätigen
Wunder der Schöpfung, und das von
der frohen Hoffnung, die Freundinn mei-
nes Herzens bald wieder zu umarmen? --



Lord Rich, von Tweedale,
an
Doctor T.

Wenn es billig ist, daß der Stärkere
nicht nur seine eigene volle Last, sondern
auch die Bürde des Schwächern trage, so
erfülle ich meine Pflicht, indem ich nicht
nur unter dem gehäuften Maaß meiner
Empfindungen seufze, sondern auch das
überströmende Gefühl von meinem Bru-
der zusammen fassen muß. Meine Briefe
an Sie sind die Stütze, die meine Seele
erleichtert. Seymour sitzt wirklich zu
den Füßen des Gegenstandes meiner
Wünsche; ich entfernte mich; ihre Augen
sagten mir zwar, daß sie mich gerne blei-
ben sähe; aber mein Bruder hielt ihre

Hand,
II Theil. S

duͤnkte. Koͤnnen nicht, meine Emilia,
alle Kraͤfte meiner Seele wieder ſo aufle-
ben wie das Gefuͤhl fuͤr die wohlthaͤtigen
Wunder der Schoͤpfung, und das von
der frohen Hoffnung, die Freundinn mei-
nes Herzens bald wieder zu umarmen? —



Lord Rich, von Tweedale,
an
Doctor T.

Wenn es billig iſt, daß der Staͤrkere
nicht nur ſeine eigene volle Laſt, ſondern
auch die Buͤrde des Schwaͤchern trage, ſo
erfuͤlle ich meine Pflicht, indem ich nicht
nur unter dem gehaͤuften Maaß meiner
Empfindungen ſeufze, ſondern auch das
uͤberſtroͤmende Gefuͤhl von meinem Bru-
der zuſammen faſſen muß. Meine Briefe
an Sie ſind die Stuͤtze, die meine Seele
erleichtert. Seymour ſitzt wirklich zu
den Fuͤßen des Gegenſtandes meiner
Wuͤnſche; ich entfernte mich; ihre Augen
ſagten mir zwar, daß ſie mich gerne blei-
ben ſaͤhe; aber mein Bruder hielt ihre

Hand,
II Theil. S
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0279" n="273"/>
du&#x0364;nkte. Ko&#x0364;nnen nicht, meine Emilia,<lb/>
alle Kra&#x0364;fte meiner Seele wieder &#x017F;o aufle-<lb/>
ben wie das Gefu&#x0364;hl fu&#x0364;r die wohltha&#x0364;tigen<lb/>
Wunder der Scho&#x0364;pfung, und das von<lb/>
der frohen Hoffnung, die Freundinn mei-<lb/>
nes Herzens bald wieder zu umarmen? &#x2014;</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#fr">Lord Rich, von Tweedale,</hi><lb/>
an<lb/><hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Doctor</hi> T.</hi></head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">W</hi>enn es billig i&#x017F;t, daß der Sta&#x0364;rkere<lb/>
nicht nur &#x017F;eine eigene volle La&#x017F;t, &#x017F;ondern<lb/>
auch die Bu&#x0364;rde des Schwa&#x0364;chern trage, &#x017F;o<lb/>
erfu&#x0364;lle ich meine Pflicht, indem ich nicht<lb/>
nur unter dem geha&#x0364;uften Maaß meiner<lb/>
Empfindungen &#x017F;eufze, &#x017F;ondern auch das<lb/>
u&#x0364;ber&#x017F;tro&#x0364;mende Gefu&#x0364;hl von meinem Bru-<lb/>
der zu&#x017F;ammen fa&#x017F;&#x017F;en muß. Meine Briefe<lb/>
an Sie &#x017F;ind die Stu&#x0364;tze, die meine Seele<lb/>
erleichtert. Seymour &#x017F;itzt wirklich zu<lb/>
den Fu&#x0364;ßen des Gegen&#x017F;tandes meiner<lb/>
Wu&#x0364;n&#x017F;che; ich entfernte mich; ihre Augen<lb/>
&#x017F;agten mir zwar, daß &#x017F;ie mich gerne blei-<lb/>
ben &#x017F;a&#x0364;he; aber mein Bruder hielt ihre<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">II</hi><hi rendition="#fr">Theil.</hi> S</fw><fw place="bottom" type="catch">Hand,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[273/0279] duͤnkte. Koͤnnen nicht, meine Emilia, alle Kraͤfte meiner Seele wieder ſo aufle- ben wie das Gefuͤhl fuͤr die wohlthaͤtigen Wunder der Schoͤpfung, und das von der frohen Hoffnung, die Freundinn mei- nes Herzens bald wieder zu umarmen? — Lord Rich, von Tweedale, an Doctor T. Wenn es billig iſt, daß der Staͤrkere nicht nur ſeine eigene volle Laſt, ſondern auch die Buͤrde des Schwaͤchern trage, ſo erfuͤlle ich meine Pflicht, indem ich nicht nur unter dem gehaͤuften Maaß meiner Empfindungen ſeufze, ſondern auch das uͤberſtroͤmende Gefuͤhl von meinem Bru- der zuſammen faſſen muß. Meine Briefe an Sie ſind die Stuͤtze, die meine Seele erleichtert. Seymour ſitzt wirklich zu den Fuͤßen des Gegenſtandes meiner Wuͤnſche; ich entfernte mich; ihre Augen ſagten mir zwar, daß ſie mich gerne blei- ben ſaͤhe; aber mein Bruder hielt ihre Hand, II Theil. S

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/279
Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/279>, abgerufen am 18.04.2024.