Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite
Vierzehntes Kapitel.

Siehe da, ein Herr Magister! -- Gelehrte
Unternehmungen
.



Mein Kollegienlesen war bekannt geworden, und
Herr Semler befürchtete, man möchte mir das Hand-
werk verbieten, wenn ich mich nicht in die gelehrte
Innung einschreiben ließ, oder nicht Magistrirte.
Ich war dazu bereit: denn ich wußte schon, wie we-
nig man zu wissen nöthig hat, um diese akademische
Spiegelfechterei mit zu machen. Ich verschrieb mir
also von meinem Vater Geld, um die Fakultät und
andere Promotionskosten bezahlen zu können. Mein
Vater zeigte sich froh, daß ich Magister Legens wer-
den würde, und schickte mir dreißig Louisd'ors. Diese
reichten zu, da er mir nicht lange vorher einen hüb-
schen Wechsel geschickt hatte.

Jetzt meldete ich mich beim Dekan, dem Herrn
Schulze, und dieser bestimmte mir einen Tag zum
Examen. Zugleich schritt ich zur Ausarbeitung einer
Dissertation über Ruprecht, den Pfalzgrafen, der
von 1400 bis 1410 die Römische Königskrone ge-
tragen, und einigen Antheil an dem 1409 zu Pisa
veranstalteten Concilium gehabt hatte. So wenig

Vierzehntes Kapitel.

Siehe da, ein Herr Magiſter! — Gelehrte
Unternehmungen
.



Mein Kollegienleſen war bekannt geworden, und
Herr Semler befuͤrchtete, man moͤchte mir das Hand-
werk verbieten, wenn ich mich nicht in die gelehrte
Innung einſchreiben ließ, oder nicht Magiſtrirte.
Ich war dazu bereit: denn ich wußte ſchon, wie we-
nig man zu wiſſen noͤthig hat, um dieſe akademiſche
Spiegelfechterei mit zu machen. Ich verſchrieb mir
alſo von meinem Vater Geld, um die Fakultaͤt und
andere Promotionskoſten bezahlen zu koͤnnen. Mein
Vater zeigte ſich froh, daß ich Magiſter Legens wer-
den wuͤrde, und ſchickte mir dreißig Louisd'ors. Dieſe
reichten zu, da er mir nicht lange vorher einen huͤb-
ſchen Wechſel geſchickt hatte.

Jetzt meldete ich mich beim Dekan, dem Herrn
Schulze, und dieſer beſtimmte mir einen Tag zum
Examen. Zugleich ſchritt ich zur Ausarbeitung einer
Diſſertation uͤber Ruprecht, den Pfalzgrafen, der
von 1400 bis 1410 die Roͤmiſche Koͤnigskrone ge-
tragen, und einigen Antheil an dem 1409 zu Piſa
veranſtalteten Concilium gehabt hatte. So wenig

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0166" n="164"/>
      <div n="1">
        <head>Vierzehntes Kapitel.</head><lb/>
        <argument>
          <p><hi rendition="#g">Siehe da, ein Herr Magi&#x017F;ter</hi>! &#x2014; <hi rendition="#g">Gelehrte<lb/>
Unternehmungen</hi>.</p>
        </argument><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <p><hi rendition="#in">M</hi>ein Kollegienle&#x017F;en war bekannt geworden, und<lb/>
Herr Semler befu&#x0364;rchtete, man mo&#x0364;chte mir das Hand-<lb/>
werk verbieten, wenn ich mich nicht in die gelehrte<lb/>
Innung ein&#x017F;chreiben ließ, oder nicht Magi&#x017F;trirte.<lb/>
Ich war dazu bereit: denn ich wußte &#x017F;chon, wie we-<lb/>
nig man zu wi&#x017F;&#x017F;en no&#x0364;thig hat, um die&#x017F;e akademi&#x017F;che<lb/>
Spiegelfechterei mit zu machen. Ich ver&#x017F;chrieb mir<lb/>
al&#x017F;o von meinem Vater Geld, um die Fakulta&#x0364;t und<lb/>
andere Promotionsko&#x017F;ten bezahlen zu ko&#x0364;nnen. Mein<lb/>
Vater zeigte &#x017F;ich froh, daß ich Magi&#x017F;ter Legens wer-<lb/>
den wu&#x0364;rde, und &#x017F;chickte mir dreißig Louisd'ors. Die&#x017F;e<lb/>
reichten zu, da er mir nicht lange vorher einen hu&#x0364;b-<lb/>
&#x017F;chen Wech&#x017F;el ge&#x017F;chickt hatte.</p><lb/>
        <p>Jetzt meldete ich mich beim Dekan, dem Herrn<lb/>
Schulze, und die&#x017F;er be&#x017F;timmte mir einen Tag zum<lb/>
Examen. Zugleich &#x017F;chritt ich zur Ausarbeitung einer<lb/>
Di&#x017F;&#x017F;ertation u&#x0364;ber Ruprecht, den Pfalzgrafen, der<lb/>
von 1400 bis 1410 die Ro&#x0364;mi&#x017F;che Ko&#x0364;nigskrone ge-<lb/>
tragen, und einigen Antheil an dem 1409 zu Pi&#x017F;a<lb/>
veran&#x017F;talteten Concilium gehabt hatte. So wenig<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[164/0166] Vierzehntes Kapitel. Siehe da, ein Herr Magiſter! — Gelehrte Unternehmungen. Mein Kollegienleſen war bekannt geworden, und Herr Semler befuͤrchtete, man moͤchte mir das Hand- werk verbieten, wenn ich mich nicht in die gelehrte Innung einſchreiben ließ, oder nicht Magiſtrirte. Ich war dazu bereit: denn ich wußte ſchon, wie we- nig man zu wiſſen noͤthig hat, um dieſe akademiſche Spiegelfechterei mit zu machen. Ich verſchrieb mir alſo von meinem Vater Geld, um die Fakultaͤt und andere Promotionskoſten bezahlen zu koͤnnen. Mein Vater zeigte ſich froh, daß ich Magiſter Legens wer- den wuͤrde, und ſchickte mir dreißig Louisd'ors. Dieſe reichten zu, da er mir nicht lange vorher einen huͤb- ſchen Wechſel geſchickt hatte. Jetzt meldete ich mich beim Dekan, dem Herrn Schulze, und dieſer beſtimmte mir einen Tag zum Examen. Zugleich ſchritt ich zur Ausarbeitung einer Diſſertation uͤber Ruprecht, den Pfalzgrafen, der von 1400 bis 1410 die Roͤmiſche Koͤnigskrone ge- tragen, und einigen Antheil an dem 1409 zu Piſa veranſtalteten Concilium gehabt hatte. So wenig

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/166
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/166>, abgerufen am 28.03.2024.