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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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Baron: Weil du 'n gescheuter Kerl bist: weil
du 'n Freigeist bist: -- weil du scheinst Ehre im
Bauch zu haben.

Ich: Ist's denn so unehrlich, wenn man die
Religion ändert?

Baron: Allerdings, wenns geschieht, um
Geld, Amt, oder 'n Mensch zu bekommen. Pfui!
(spuckte aus).

Ich: Aber, Bruder, wenn man glücklich wer-
den kann! --

Baron: Ei was! Glücklich kannst du doch
werden: brauchst nicht gerade erst einen Lumpen-
streich vorzunehmen. Ja wenn du bei'n Lutheranern
verfolgt würdest, oder sie dir deine natürliche oder
bürgerliche Freiheit widerrechtlich beschränkten, dich
drückten, oder dir dein ruhiges Fortkommen unter
sich erschwerten: da ließ ichs noch gelten; aber so --
kann ichs unmöglich billigen. Ich bitte dich daher,
schweig mir von den Possen still! Und führst du ja
so etwas aus, so sag ich dir gerade ins Gesicht:
wir sind geschiedne Leute!

Also wars mit Fr... nichts. Ich suchte ihn
zwar noch auf andre Gedanken zu bringen; aber er
blieb unbeweglich. Mit schwerem Herzen ging ich
also wieder nach meiner Station.

Der Pastor Neuner, statt für mich zu agi-
ren, fing nun an, gerade entgegengesezte Maaß-

Baron: Weil du 'n geſcheuter Kerl biſt: weil
du 'n Freigeiſt biſt: — weil du ſcheinſt Ehre im
Bauch zu haben.

Ich: Iſt's denn ſo unehrlich, wenn man die
Religion aͤndert?

Baron: Allerdings, wenns geſchieht, um
Geld, Amt, oder 'n Menſch zu bekommen. Pfui!
(ſpuckte aus).

Ich: Aber, Bruder, wenn man gluͤcklich wer-
den kann! —

Baron: Ei was! Gluͤcklich kannſt du doch
werden: brauchſt nicht gerade erſt einen Lumpen-
ſtreich vorzunehmen. Ja wenn du bei'n Lutheranern
verfolgt wuͤrdeſt, oder ſie dir deine natuͤrliche oder
buͤrgerliche Freiheit widerrechtlich beſchraͤnkten, dich
druͤckten, oder dir dein ruhiges Fortkommen unter
ſich erſchwerten: da ließ ichs noch gelten; aber ſo —
kann ichs unmoͤglich billigen. Ich bitte dich daher,
ſchweig mir von den Poſſen ſtill! Und fuͤhrſt du ja
ſo etwas aus, ſo ſag ich dir gerade ins Geſicht:
wir ſind geſchiedne Leute!

Alſo wars mit Fr... nichts. Ich ſuchte ihn
zwar noch auf andre Gedanken zu bringen; aber er
blieb unbeweglich. Mit ſchwerem Herzen ging ich
alſo wieder nach meiner Station.

Der Paſtor Neuner, ſtatt fuͤr mich zu agi-
ren, fing nun an, gerade entgegengeſezte Maaß-

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[21/0023] Baron: Weil du 'n geſcheuter Kerl biſt: weil du 'n Freigeiſt biſt: — weil du ſcheinſt Ehre im Bauch zu haben. Ich: Iſt's denn ſo unehrlich, wenn man die Religion aͤndert? Baron: Allerdings, wenns geſchieht, um Geld, Amt, oder 'n Menſch zu bekommen. Pfui! (ſpuckte aus). Ich: Aber, Bruder, wenn man gluͤcklich wer- den kann! — Baron: Ei was! Gluͤcklich kannſt du doch werden: brauchſt nicht gerade erſt einen Lumpen- ſtreich vorzunehmen. Ja wenn du bei'n Lutheranern verfolgt wuͤrdeſt, oder ſie dir deine natuͤrliche oder buͤrgerliche Freiheit widerrechtlich beſchraͤnkten, dich druͤckten, oder dir dein ruhiges Fortkommen unter ſich erſchwerten: da ließ ichs noch gelten; aber ſo — kann ichs unmoͤglich billigen. Ich bitte dich daher, ſchweig mir von den Poſſen ſtill! Und fuͤhrſt du ja ſo etwas aus, ſo ſag ich dir gerade ins Geſicht: wir ſind geſchiedne Leute! Alſo wars mit Fr... nichts. Ich ſuchte ihn zwar noch auf andre Gedanken zu bringen; aber er blieb unbeweglich. Mit ſchwerem Herzen ging ich alſo wieder nach meiner Station. Der Paſtor Neuner, ſtatt fuͤr mich zu agi- ren, fing nun an, gerade entgegengeſezte Maaß-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/23>, abgerufen am 28.03.2024.