Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

ward betroffen, forderte sein Goldstück zurück: aber
er muste mit seinen Sechsern abziehen. -- "Das
hätte ich nicht gedacht, sagte er hernach zu mir: ich
hatte so meine Lust, über Ungerechtigkeit zu spekta-
keln! Wenn ich gewußt hätte, daß der Alte mir
das Maul so stopfen würde, ich hätte gewartet, bis
der Präsident zu sprechen gewesen wäre." --
Wahrscheinlich würde der Herr Präsident nicht auf
solche Art die Ehre seines Landesherrn gerettet
haben. --

Schlosser ist über acht Tage in Halle geblieben:
wohin er nachher gegangen ist, weis ich nicht: ich
habe nichts weiter von ihm gehört. Wieder ein
seltsames Stück von Menschen!

Zwanzigstes Kapitel.

Schulden sind eine schwere Bürde: sie verleiten oft
zur Verzweiflung.



Bewirthungen von der vorigen Art, meine Reise
nach Jena, meine Liebeleien, meine beiden Dispu-
tationen, der Verlust des Honorars für meinen
Baldrian, die Geldausgaben, um mich durch
Zerstreuungen von dem Aerger über dies und jenes

ward betroffen, forderte ſein Goldſtuͤck zuruͤck: aber
er muſte mit ſeinen Sechſern abziehen. — „Das
haͤtte ich nicht gedacht, ſagte er hernach zu mir: ich
hatte ſo meine Luſt, uͤber Ungerechtigkeit zu ſpekta-
keln! Wenn ich gewußt haͤtte, daß der Alte mir
das Maul ſo ſtopfen wuͤrde, ich haͤtte gewartet, bis
der Praͤſident zu ſprechen geweſen waͤre.“ —
Wahrſcheinlich wuͤrde der Herr Praͤſident nicht auf
ſolche Art die Ehre ſeines Landesherrn gerettet
haben. —

Schloſſer iſt uͤber acht Tage in Halle geblieben:
wohin er nachher gegangen iſt, weis ich nicht: ich
habe nichts weiter von ihm gehoͤrt. Wieder ein
ſeltſames Stuͤck von Menſchen!

Zwanzigſtes Kapitel.

Schulden ſind eine ſchwere Buͤrde: ſie verleiten oft
zur Verzweiflung.



Bewirthungen von der vorigen Art, meine Reiſe
nach Jena, meine Liebeleien, meine beiden Diſpu-
tationen, der Verluſt des Honorars fuͤr meinen
Baldrian, die Geldausgaben, um mich durch
Zerſtreuungen von dem Aerger uͤber dies und jenes

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0230" n="228"/>
ward betroffen, forderte &#x017F;ein Gold&#x017F;tu&#x0364;ck zuru&#x0364;ck: aber<lb/>
er mu&#x017F;te mit &#x017F;einen Sech&#x017F;ern abziehen. &#x2014; &#x201E;Das<lb/>
ha&#x0364;tte ich nicht gedacht, &#x017F;agte er hernach zu mir: ich<lb/>
hatte &#x017F;o meine Lu&#x017F;t, u&#x0364;ber Ungerechtigkeit zu &#x017F;pekta-<lb/>
keln! Wenn ich gewußt ha&#x0364;tte, daß der Alte mir<lb/>
das Maul &#x017F;o &#x017F;topfen wu&#x0364;rde, ich ha&#x0364;tte gewartet, bis<lb/>
der Pra&#x0364;&#x017F;ident zu &#x017F;prechen gewe&#x017F;en wa&#x0364;re.&#x201C; &#x2014;<lb/>
Wahr&#x017F;cheinlich wu&#x0364;rde der Herr Pra&#x0364;&#x017F;ident nicht auf<lb/>
&#x017F;olche Art die Ehre &#x017F;eines Landesherrn gerettet<lb/>
haben. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Schlo&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t u&#x0364;ber acht Tage in Halle geblieben:<lb/>
wohin er nachher gegangen i&#x017F;t, weis ich nicht: ich<lb/>
habe nichts weiter von ihm geho&#x0364;rt. Wieder ein<lb/>
&#x017F;elt&#x017F;ames Stu&#x0364;ck von Men&#x017F;chen!</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head>Zwanzig&#x017F;tes Kapitel.</head><lb/>
        <p>Schulden &#x017F;ind eine &#x017F;chwere Bu&#x0364;rde: &#x017F;ie verleiten oft<lb/>
zur Verzweiflung.</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <p><hi rendition="#in">B</hi>ewirthungen von der vorigen Art, meine Rei&#x017F;e<lb/>
nach Jena, meine Liebeleien, meine beiden Di&#x017F;pu-<lb/>
tationen, der Verlu&#x017F;t des Honorars fu&#x0364;r meinen<lb/><hi rendition="#g">Baldrian</hi>, die Geldausgaben, um mich durch<lb/>
Zer&#x017F;treuungen von dem Aerger u&#x0364;ber dies und jenes<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[228/0230] ward betroffen, forderte ſein Goldſtuͤck zuruͤck: aber er muſte mit ſeinen Sechſern abziehen. — „Das haͤtte ich nicht gedacht, ſagte er hernach zu mir: ich hatte ſo meine Luſt, uͤber Ungerechtigkeit zu ſpekta- keln! Wenn ich gewußt haͤtte, daß der Alte mir das Maul ſo ſtopfen wuͤrde, ich haͤtte gewartet, bis der Praͤſident zu ſprechen geweſen waͤre.“ — Wahrſcheinlich wuͤrde der Herr Praͤſident nicht auf ſolche Art die Ehre ſeines Landesherrn gerettet haben. — Schloſſer iſt uͤber acht Tage in Halle geblieben: wohin er nachher gegangen iſt, weis ich nicht: ich habe nichts weiter von ihm gehoͤrt. Wieder ein ſeltſames Stuͤck von Menſchen! Zwanzigſtes Kapitel. Schulden ſind eine ſchwere Buͤrde: ſie verleiten oft zur Verzweiflung. Bewirthungen von der vorigen Art, meine Reiſe nach Jena, meine Liebeleien, meine beiden Diſpu- tationen, der Verluſt des Honorars fuͤr meinen Baldrian, die Geldausgaben, um mich durch Zerſtreuungen von dem Aerger uͤber dies und jenes

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/230
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/230>, abgerufen am 25.04.2024.