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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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Geschenke gemacht und dadurch in ihrer Gunst
sich festgesezt.

Ich habe immer bemerkt, daß man dem Frauen-
zimmer bloß durch Beutel-Interesse angenehm wer-
den kann. Selten lieben sie den Mann um seiner
sittlichen Vorzüge willen, vielleicht niemals; aber
das leidige Interesse kettet das Mädchen an ihren
Geliebten. Man sagt: das Frauenzimmer sey be-
ständiger und treuer als die Männer; aber ihre Be-
ständigkeit ist ihres Eigennutzes wegen nöthig. Ein
flatterhaftes Mädchen, das bald diesem, bald jenem
anhängt, arbeitet gerade wider ihren großen Zweck,
einen Mann zu bekommen. Bei den Män-
nern ist dieses der Fall nicht; daher sind sie auch manch-
mal veränderlich. Allein Männerliebe, im Ganzen ge-
nommen, ist solid und herzlich; Weiberliebe hingegen
ist meist oberflächlich und gründet sich auf leidigen Ei-
gennutz. Das hat Meister Naso, der große Kenner
des schönen Geschlechts, schon gesagt und die Erfah-
rung lehrt, daß er recht gesagt hat. Doch genug
hiervon!

Unsere Rückreise war sehr lustig, weil der gräm-
liche und mokante Herr von H... nicht bei uns war.
In Kreuznach besuchte ich noch einmal die oben ge-
nannte Apothekers Tochter. Nach der Zeit habe ich
sie nicht wieder gesehen.



Geſchenke gemacht und dadurch in ihrer Gunſt
ſich feſtgeſezt.

Ich habe immer bemerkt, daß man dem Frauen-
zimmer bloß durch Beutel-Intereſſe angenehm wer-
den kann. Selten lieben ſie den Mann um ſeiner
ſittlichen Vorzuͤge willen, vielleicht niemals; aber
das leidige Intereſſe kettet das Maͤdchen an ihren
Geliebten. Man ſagt: das Frauenzimmer ſey be-
ſtaͤndiger und treuer als die Maͤnner; aber ihre Be-
ſtaͤndigkeit iſt ihres Eigennutzes wegen noͤthig. Ein
flatterhaftes Maͤdchen, das bald dieſem, bald jenem
anhaͤngt, arbeitet gerade wider ihren großen Zweck,
einen Mann zu bekommen. Bei den Maͤn-
nern iſt dieſes der Fall nicht; daher ſind ſie auch manch-
mal veraͤnderlich. Allein Maͤnnerliebe, im Ganzen ge-
nommen, iſt ſolid und herzlich; Weiberliebe hingegen
iſt meiſt oberflaͤchlich und gruͤndet ſich auf leidigen Ei-
gennutz. Das hat Meiſter Naſo, der große Kenner
des ſchoͤnen Geſchlechts, ſchon geſagt und die Erfah-
rung lehrt, daß er recht geſagt hat. Doch genug
hiervon!

Unſere Ruͤckreiſe war ſehr luſtig, weil der graͤm-
liche und mokante Herr von H... nicht bei uns war.
In Kreuznach beſuchte ich noch einmal die oben ge-
nannte Apothekers Tochter. Nach der Zeit habe ich
ſie nicht wieder geſehen.



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[66/0068] Geſchenke gemacht und dadurch in ihrer Gunſt ſich feſtgeſezt. Ich habe immer bemerkt, daß man dem Frauen- zimmer bloß durch Beutel-Intereſſe angenehm wer- den kann. Selten lieben ſie den Mann um ſeiner ſittlichen Vorzuͤge willen, vielleicht niemals; aber das leidige Intereſſe kettet das Maͤdchen an ihren Geliebten. Man ſagt: das Frauenzimmer ſey be- ſtaͤndiger und treuer als die Maͤnner; aber ihre Be- ſtaͤndigkeit iſt ihres Eigennutzes wegen noͤthig. Ein flatterhaftes Maͤdchen, das bald dieſem, bald jenem anhaͤngt, arbeitet gerade wider ihren großen Zweck, einen Mann zu bekommen. Bei den Maͤn- nern iſt dieſes der Fall nicht; daher ſind ſie auch manch- mal veraͤnderlich. Allein Maͤnnerliebe, im Ganzen ge- nommen, iſt ſolid und herzlich; Weiberliebe hingegen iſt meiſt oberflaͤchlich und gruͤndet ſich auf leidigen Ei- gennutz. Das hat Meiſter Naſo, der große Kenner des ſchoͤnen Geſchlechts, ſchon geſagt und die Erfah- rung lehrt, daß er recht geſagt hat. Doch genug hiervon! Unſere Ruͤckreiſe war ſehr luſtig, weil der graͤm- liche und mokante Herr von H... nicht bei uns war. In Kreuznach beſuchte ich noch einmal die oben ge- nannte Apothekers Tochter. Nach der Zeit habe ich ſie nicht wieder geſehen.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/68>, abgerufen am 18.04.2024.