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Lessing, Gotthold Ephraim: Fabeln. Berlin, 1759.

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XIX.
Der Sperling und der Strauß.

Sey auf deine Grösse, auf deine Stärke so stolz
als du willst: sprach der Sperling zu dem Strausse.
Ich bin doch mehr ein Vogel als du. Denn du
kannst nicht fliegen; ich aber fliege, obgleich nicht
hoch, obgleich nur Ruckweise.

Der leichte Dichter eines fröhlichen Trinkliedes,
eines kleinen verliebten Gesanges, ist mehr ein Ge-
nie, als der schwunglose Schreiber einer langen
Hermaniade.



XX. Die
B 4
XIX.
Der Sperling und der Strauß.

Sey auf deine Gröſſe, auf deine Stärke ſo ſtolz
als du willſt: ſprach der Sperling zu dem Strauſſe.
Ich bin doch mehr ein Vogel als du. Denn du
kannſt nicht fliegen; ich aber fliege, obgleich nicht
hoch, obgleich nur Ruckweiſe.

Der leichte Dichter eines fröhlichen Trinkliedes,
eines kleinen verliebten Geſanges, iſt mehr ein Ge-
nie, als der ſchwungloſe Schreiber einer langen
Hermaniade.



XX. Die
B 4
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[23/0043] XIX. Der Sperling und der Strauß. Sey auf deine Gröſſe, auf deine Stärke ſo ſtolz als du willſt: ſprach der Sperling zu dem Strauſſe. Ich bin doch mehr ein Vogel als du. Denn du kannſt nicht fliegen; ich aber fliege, obgleich nicht hoch, obgleich nur Ruckweiſe. Der leichte Dichter eines fröhlichen Trinkliedes, eines kleinen verliebten Geſanges, iſt mehr ein Ge- nie, als der ſchwungloſe Schreiber einer langen Hermaniade. XX. Die B 4

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Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Fabeln. Berlin, 1759, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_fabeln_1759/43>, abgerufen am 29.03.2024.