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Lessing, Gotthold Ephraim: Die Erziehung des Menschengeschlechts. Berlin, 1780.

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versprochen, und von dem wäre verspro¬
chen worden, der nichts verspricht, was
er nicht hält?

§. 28.

Denn wenn schon aus der ungleichen
Austheilung der Güter dieses Lebens, bey
der auf Tugend und Laster so wenig Rück¬
sicht genommen zu seyn scheinet, eben nicht
der strengste Beweis für die Unsterblichkeit
der Seele und für ein anders Leben, in
welchem jener Knoten sich auflöse, zu füh¬
ren: so ist doch wohl gewiß, daß der
menschliche Verstand ohne jenem Knoten
noch lange nicht -- und vielleicht auch

nie

verſprochen, und von dem waͤre verſpro¬
chen worden, der nichts verſpricht, was
er nicht haͤlt?

§. 28.

Denn wenn ſchon aus der ungleichen
Austheilung der Guͤter dieſes Lebens, bey
der auf Tugend und Laſter ſo wenig Ruͤck¬
ſicht genommen zu ſeyn ſcheinet, eben nicht
der ſtrengſte Beweis fuͤr die Unſterblichkeit
der Seele und fuͤr ein anders Leben, in
welchem jener Knoten ſich aufloͤſe, zu fuͤh¬
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menſchliche Verſtand ohne jenem Knoten
noch lange nicht — und vielleicht auch

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[32/0035] verſprochen, und von dem waͤre verſpro¬ chen worden, der nichts verſpricht, was er nicht haͤlt? §. 28. Denn wenn ſchon aus der ungleichen Austheilung der Guͤter dieſes Lebens, bey der auf Tugend und Laſter ſo wenig Ruͤck¬ ſicht genommen zu ſeyn ſcheinet, eben nicht der ſtrengſte Beweis fuͤr die Unſterblichkeit der Seele und fuͤr ein anders Leben, in welchem jener Knoten ſich aufloͤſe, zu fuͤh¬ ren: ſo iſt doch wohl gewiß, daß der menſchliche Verſtand ohne jenem Knoten noch lange nicht — und vielleicht auch nie

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Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Die Erziehung des Menschengeschlechts. Berlin, 1780, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_menschengeschlecht_1780/35>, abgerufen am 28.03.2024.