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Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883].

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Und als ich zum Abschied die Hand gab der Kleinen,
Halli,
Da fing sie bitterlich an zu weinen,
Hallo.
Was denk' ich just heut ohn' Unterlaß,
Daß ich ihr so rauh gab den Reisepaß ...
Wein her, zum Henker, und da liegt Trumpf Aß.
Halli und Hallo.


Liebesnacht.


Nun lös' ich sanft die lieben Hände,
Die du mir um den Hals gelegt.
Daß ich in deinen Augen finde,
Was dir das kleine Herz bewegt.
O sieh die Nacht, die wundervolle,
In ferne Länder zog der Tag.
Der Birke Zischellaub verstummte,
Hörst du den Nachtigallenschlag?
Der weiße Schlehdorn uns zu Häupten,
Es ist die liebste Blüte mir.
Trenn' ab ein Zweiglein eh' wir scheiden,
Zu dein' und meines Hutes Zier.
Laß, Mädchen, uns die Nacht genießen,
Allein gehört sie mir und dir.
Die Blüte will ich aufbewahren
An diese Frühlingsstunde hier.


Und als ich zum Abſchied die Hand gab der Kleinen,
Halli,
Da fing ſie bitterlich an zu weinen,
Hallo.
Was denk’ ich juſt heut ohn’ Unterlaß,
Daß ich ihr ſo rauh gab den Reiſepaß …
Wein her, zum Henker, und da liegt Trumpf Aß.
Halli und Hallo.


Liebesnacht.


Nun löſ’ ich ſanft die lieben Hände,
Die du mir um den Hals gelegt.
Daß ich in deinen Augen finde,
Was dir das kleine Herz bewegt.
O ſieh die Nacht, die wundervolle,
In ferne Länder zog der Tag.
Der Birke Ziſchellaub verſtummte,
Hörſt du den Nachtigallenſchlag?
Der weiße Schlehdorn uns zu Häupten,
Es iſt die liebſte Blüte mir.
Trenn’ ab ein Zweiglein eh’ wir ſcheiden,
Zu dein’ und meines Hutes Zier.
Laß, Mädchen, uns die Nacht genießen,
Allein gehört ſie mir und dir.
Die Blüte will ich aufbewahren
An dieſe Frühlingsſtunde hier.


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[95/0103] Und als ich zum Abſchied die Hand gab der Kleinen, Halli, Da fing ſie bitterlich an zu weinen, Hallo. Was denk’ ich juſt heut ohn’ Unterlaß, Daß ich ihr ſo rauh gab den Reiſepaß … Wein her, zum Henker, und da liegt Trumpf Aß. Halli und Hallo. Liebesnacht. Nun löſ’ ich ſanft die lieben Hände, Die du mir um den Hals gelegt. Daß ich in deinen Augen finde, Was dir das kleine Herz bewegt. O ſieh die Nacht, die wundervolle, In ferne Länder zog der Tag. Der Birke Ziſchellaub verſtummte, Hörſt du den Nachtigallenſchlag? Der weiße Schlehdorn uns zu Häupten, Es iſt die liebſte Blüte mir. Trenn’ ab ein Zweiglein eh’ wir ſcheiden, Zu dein’ und meines Hutes Zier. Laß, Mädchen, uns die Nacht genießen, Allein gehört ſie mir und dir. Die Blüte will ich aufbewahren An dieſe Frühlingsſtunde hier.

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Zitationshilfe: Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883], S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liliencron_adjutantenritte_1883/103>, abgerufen am 29.03.2024.