Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883].

Bild:
<< vorherige Seite
Der Morgen graut, die Welt ist so leer,
Die Welt ist voll Herzeleide.
Wen tragen auf langen Spießen sie her,
Sie fanden ihn tot auf der Heide.


Papst Clemens II.

Svidigerus Meinsdorpe, nobilis Cimber,
Henrici II. Imperatoris Cancellarius,
Episcopus et tandem Pontifex, sub no-
mine: Clementis II. Obiit A. Chr. 1048.

(Heinrich Rantzau 1594.)


In Meinstorf*) reiten aus dem Turm
Zwei Jäger frisch wie Frühlingssturm.
Kein Juchen der Piqueure schallt,
Und keine Doppelbüchse knallt.
Es jagt kein Feld von roten Röcken,
Kein Treiber lärmt mit Ruf und Stöcken,
Hell nur im Wald giebt Hals die Meute,
Und bricht durch Dickicht und Gereute.
Und hinterher in scharfer Pace,
Den Zügel fest, fest im Gesäß,
Die beiden blonden Sachsenknaben.
Hep Hussah über Zaun und Graben,
Durch Brombeerstrauch und Dorngeflecht,
Der Edelinge und sein Knecht.
Wo blieb der Keiler?
Klageton?
Hat ihn gedeckt die Meute schon?
Neun Packer hat er abgeschlagen,
Und immer weiter geht das Jagen.
*) Meinstorf bei Plön in Holstein.
Der Morgen graut, die Welt iſt ſo leer,
Die Welt iſt voll Herzeleide.
Wen tragen auf langen Spießen ſie her,
Sie fanden ihn tot auf der Heide.


Papſt Clemens II.

Svidigerus Meinsdorpe, nobilis Cimber,
Henrici II. Imperatoris Cancellarius,
Episcopus et tandem Pontifex, ſub no-
mine: Clementis II. Obiit A. Chr. 1048.

(Heinrich Rantzau 1594.)


In Meinstorf*) reiten aus dem Turm
Zwei Jäger friſch wie Frühlingsſturm.
Kein Juchen der Piqueure ſchallt,
Und keine Doppelbüchſe knallt.
Es jagt kein Feld von roten Röcken,
Kein Treiber lärmt mit Ruf und Stöcken,
Hell nur im Wald giebt Hals die Meute,
Und bricht durch Dickicht und Gereute.
Und hinterher in ſcharfer Pace,
Den Zügel feſt, feſt im Geſäß,
Die beiden blonden Sachſenknaben.
Hep Huſſah über Zaun und Graben,
Durch Brombeerſtrauch und Dorngeflecht,
Der Edelinge und ſein Knecht.
Wo blieb der Keiler?
Klageton?
Hat ihn gedeckt die Meute ſchon?
Neun Packer hat er abgeſchlagen,
Und immer weiter geht das Jagen.
*) Meinstorf bei Plön in Holſtein.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0094" n="86"/>
          <lg n="4">
            <l>Der Morgen graut, die Welt i&#x017F;t &#x017F;o leer,</l><lb/>
            <l>Die Welt i&#x017F;t voll Herzeleide.</l><lb/>
            <l>Wen tragen auf langen Spießen &#x017F;ie her,</l><lb/>
            <l>Sie fanden ihn tot auf der Heide.</l>
          </lg>
        </lg>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Pap&#x017F;t Clemens <hi rendition="#aq">II.</hi></hi> </head><lb/>
        <cit>
          <quote>Svidigerus Meinsdorpe, nobilis Cimber,<lb/>
Henrici <hi rendition="#aq">II.</hi> Imperatoris Cancellarius,<lb/>
Episcopus et tandem Pontifex, &#x017F;ub no-<lb/>
mine: Clementis <hi rendition="#aq">II.</hi> Obiit A. Chr. 1048.</quote><lb/>
          <bibl> <hi rendition="#et">(Heinrich Rantzau 1594.)</hi> </bibl>
        </cit><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <lg type="poem">
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">I</hi>n Meinstorf<note place="foot" n="*)">Meinstorf bei Plön in Hol&#x017F;tein.</note> reiten aus dem Turm</l><lb/>
            <l>Zwei Jäger fri&#x017F;ch wie Frühlings&#x017F;turm.</l><lb/>
            <l>Kein Juchen der Piqueure &#x017F;challt,</l><lb/>
            <l>Und keine Doppelbüch&#x017F;e knallt.</l><lb/>
            <l>Es jagt kein Feld von roten Röcken,</l><lb/>
            <l>Kein Treiber lärmt mit Ruf und Stöcken,</l><lb/>
            <l>Hell nur im Wald giebt Hals die Meute,</l><lb/>
            <l>Und bricht durch Dickicht und Gereute.</l><lb/>
            <l>Und hinterher in &#x017F;charfer Pace,</l><lb/>
            <l>Den Zügel fe&#x017F;t, fe&#x017F;t im Ge&#x017F;äß,</l><lb/>
            <l>Die beiden blonden Sach&#x017F;enknaben.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <l>Hep Hu&#x017F;&#x017F;ah über Zaun und Graben,</l><lb/>
            <l>Durch Brombeer&#x017F;trauch und Dorngeflecht,</l><lb/>
            <l>Der Edelinge und &#x017F;ein Knecht.</l><lb/>
            <l>Wo blieb der Keiler?</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <l> <hi rendition="#et">Klageton?</hi> </l><lb/>
            <l>Hat ihn gedeckt die Meute &#x017F;chon?</l><lb/>
            <l>Neun Packer hat er abge&#x017F;chlagen,</l><lb/>
            <l>Und immer weiter geht das Jagen.</l><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[86/0094] Der Morgen graut, die Welt iſt ſo leer, Die Welt iſt voll Herzeleide. Wen tragen auf langen Spießen ſie her, Sie fanden ihn tot auf der Heide. Papſt Clemens II. Svidigerus Meinsdorpe, nobilis Cimber, Henrici II. Imperatoris Cancellarius, Episcopus et tandem Pontifex, ſub no- mine: Clementis II. Obiit A. Chr. 1048. (Heinrich Rantzau 1594.) In Meinstorf *) reiten aus dem Turm Zwei Jäger friſch wie Frühlingsſturm. Kein Juchen der Piqueure ſchallt, Und keine Doppelbüchſe knallt. Es jagt kein Feld von roten Röcken, Kein Treiber lärmt mit Ruf und Stöcken, Hell nur im Wald giebt Hals die Meute, Und bricht durch Dickicht und Gereute. Und hinterher in ſcharfer Pace, Den Zügel feſt, feſt im Geſäß, Die beiden blonden Sachſenknaben. Hep Huſſah über Zaun und Graben, Durch Brombeerſtrauch und Dorngeflecht, Der Edelinge und ſein Knecht. Wo blieb der Keiler? Klageton? Hat ihn gedeckt die Meute ſchon? Neun Packer hat er abgeſchlagen, Und immer weiter geht das Jagen. *) Meinstorf bei Plön in Holſtein.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liliencron_adjutantenritte_1883
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liliencron_adjutantenritte_1883/94
Zitationshilfe: Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883], S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liliencron_adjutantenritte_1883/94>, abgerufen am 23.04.2024.