Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

(o)
naß gewesen war. Allein er betrog sich;
denn ich hatte diese Schrift in Mecklen-
burg auf dem Lande gemacht, und zu
Lauenburg drucken lassen.

Was man übrigens in dem Bericht
des Medici den sterbenden Philippi von
sich und seinen Schriften hatte sagen las-
sen, das übergieng die geheime patrioti-
sche Assemblee, ob es gleich das Haupt-
werck war, mit Stillschweigen, und be-
mühete sich nur, zu beweisen/ daß der
Hr. Prof. Philippi noch lebe. Es gab
also der ehrliche Mann seine, ihm sonst
so liebe, Schriften Preiß, um sein Leben
zu retten. Denn tod wollte er mit Ge-
walt nicht seyn. Er hielte es vor eine
Beschimpfung, daß ich dieses von ihm ge-
saget hatte: Er stieß die gröbsten Schelt-
worte wieder mich aus, und stellete
sich nicht anders, als wenn ein seeliger
Tod eine Sache gewesen wäre, der sich
ein ehrlicher Mann zu schämen hätte.

Mir kam dieses Verfahren sehr wun-
derlich vor. Jch gedachte bey mir selbst:
Es sind so viele ehrliche Leute gestorben,
und der Hr. Prof. Philippi meint, es sey
ihm eine Schande!

Lumina

(o)
naß geweſen war. Allein er betrog ſich;
denn ich hatte dieſe Schrift in Mecklen-
burg auf dem Lande gemacht, und zu
Lauenburg drucken laſſen.

Was man uͤbrigens in dem Bericht
des Medici den ſterbenden Philippi von
ſich und ſeinen Schriften hatte ſagen laſ-
ſen, das uͤbergieng die geheime patrioti-
ſche Aſſemblée, ob es gleich das Haupt-
werck war, mit Stillſchweigen, und be-
muͤhete ſich nur, zu beweiſen/ daß der
Hr. Prof. Philippi noch lebe. Es gab
alſo der ehrliche Mann ſeine, ihm ſonſt
ſo liebe, Schriften Preiß, um ſein Leben
zu retten. Denn tod wollte er mit Ge-
walt nicht ſeyn. Er hielte es vor eine
Beſchimpfung, daß ich dieſes von ihm ge-
ſaget hatte: Er ſtieß die groͤbſten Schelt-
worte wieder mich aus, und ſtellete
ſich nicht anders, als wenn ein ſeeliger
Tod eine Sache geweſen waͤre, der ſich
ein ehrlicher Mann zu ſchaͤmen haͤtte.

Mir kam dieſes Verfahren ſehr wun-
derlich vor. Jch gedachte bey mir ſelbſt:
Es ſind ſo viele ehrliche Leute geſtorben,
und der Hr. Prof. Philippi meint, es ſey
ihm eine Schande!

Lumina
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="preface" n="1">
        <p><pb facs="#f0048" n="44"/><fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>
naß gewe&#x017F;en war. Allein er betrog &#x017F;ich;<lb/>
denn ich hatte die&#x017F;e Schrift in Mecklen-<lb/>
burg auf dem Lande gemacht, und zu<lb/>
Lauenburg drucken la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>Was man u&#x0364;brigens in dem Bericht<lb/>
des Medici den &#x017F;terbenden Philippi von<lb/>
&#x017F;ich und &#x017F;einen Schriften hatte &#x017F;agen la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, das u&#x0364;bergieng die geheime patrioti-<lb/>
&#x017F;che <hi rendition="#aq">A&#x017F;&#x017F;emblée,</hi> ob es gleich das Haupt-<lb/>
werck war, mit Still&#x017F;chweigen, und be-<lb/>
mu&#x0364;hete &#x017F;ich nur, zu bewei&#x017F;en/ daß der<lb/>
Hr. Prof. Philippi noch lebe. Es gab<lb/>
al&#x017F;o der ehrliche Mann &#x017F;eine, ihm &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
&#x017F;o liebe, Schriften Preiß, um &#x017F;ein Leben<lb/>
zu retten. Denn tod wollte er mit Ge-<lb/>
walt nicht &#x017F;eyn. Er hielte es vor eine<lb/>
Be&#x017F;chimpfung, daß ich die&#x017F;es von ihm ge-<lb/>
&#x017F;aget hatte: Er &#x017F;tieß die gro&#x0364;b&#x017F;ten Schelt-<lb/>
worte wieder mich aus, und &#x017F;tellete<lb/>
&#x017F;ich nicht anders, als wenn ein &#x017F;eeliger<lb/>
Tod eine Sache gewe&#x017F;en wa&#x0364;re, der &#x017F;ich<lb/>
ein ehrlicher Mann zu &#x017F;cha&#x0364;men ha&#x0364;tte.</p><lb/>
        <p>Mir kam die&#x017F;es Verfahren &#x017F;ehr wun-<lb/>
derlich vor. Jch gedachte bey mir &#x017F;elb&#x017F;t:<lb/>
Es &#x017F;ind &#x017F;o viele ehrliche Leute ge&#x017F;torben,<lb/>
und der Hr. Prof. Philippi meint, es &#x017F;ey<lb/>
ihm eine Schande!</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Lumina</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[44/0048] (o) naß geweſen war. Allein er betrog ſich; denn ich hatte dieſe Schrift in Mecklen- burg auf dem Lande gemacht, und zu Lauenburg drucken laſſen. Was man uͤbrigens in dem Bericht des Medici den ſterbenden Philippi von ſich und ſeinen Schriften hatte ſagen laſ- ſen, das uͤbergieng die geheime patrioti- ſche Aſſemblée, ob es gleich das Haupt- werck war, mit Stillſchweigen, und be- muͤhete ſich nur, zu beweiſen/ daß der Hr. Prof. Philippi noch lebe. Es gab alſo der ehrliche Mann ſeine, ihm ſonſt ſo liebe, Schriften Preiß, um ſein Leben zu retten. Denn tod wollte er mit Ge- walt nicht ſeyn. Er hielte es vor eine Beſchimpfung, daß ich dieſes von ihm ge- ſaget hatte: Er ſtieß die groͤbſten Schelt- worte wieder mich aus, und ſtellete ſich nicht anders, als wenn ein ſeeliger Tod eine Sache geweſen waͤre, der ſich ein ehrlicher Mann zu ſchaͤmen haͤtte. Mir kam dieſes Verfahren ſehr wun- derlich vor. Jch gedachte bey mir ſelbſt: Es ſind ſo viele ehrliche Leute geſtorben, und der Hr. Prof. Philippi meint, es ſey ihm eine Schande! Lumina

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Verlagsangabe wurde ermittelt (vgl. http://op… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/48
Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/48>, abgerufen am 29.03.2024.